Pavel Hoffmann erzählte, wie er das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt hat. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedenktag: Pavel Hoffmann erzählt aus seinem Leben / Sorge vor Antisemitismus

Von Gabriele Adrian

Freudenstadt. Anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 1945, berichtete Pavel Hoffmann davon, wie er das KZ Theresienstadt überlebt hat. Die Plätze im Musiksaal im Berufsschulzentrum reichten nicht aus, so groß war das Interesse der Besucher jeden Alters am Thema "Zeitzeugen im Gespräch – KZ und Ghetto Theresienstadt".

Pavel Hoffmann wurde 1939 in Prag, in der damaligen Tschechoslowakei, fünf Tage nach der Besetzung der Stadt durch die deutsche Wehrmacht als Sohn eines jüdischen Arztehepaares geboren. Als 1942 ein Attentat auf Reinhard Heydrich, den stellvertretenden Reichsprotektor von Böhmen und Mähren verübt wurde, der für die "Endlösung der Judenfrage" zuständig war und als "Henker von Prag" betitelt wurde, begann das Drama auch für die Familie Hoffmann.

Pavel Hoffmanns Vater wurde von den Deutschen zusammen mit 1000 Mitgliedern der tschechischen Intelligenz auf einem Prager Sportplatz erschossen, den Jungen und seine Mutter deportierten die Nazis zeitgleich mit vielen Familienangehörigen 1943 ins KZ nach Theresienstadt. Das Ghetto fungierte als Sammellager und Durchgangsstation zu den Vernichtungslagern im Osten.

Pavel Hoffmanns Großeltern wurden nach Auschwitz gebracht und dort ermordet, auch seine Mutter und weitere Familienmitglieder wie seine Familie mütterlicherseits überlebten den Holocaust nicht. Pavel Hoffmann selbst hatte Glück. Er wurde mit dem sogenannten "Schweizer Transport", vereinbart zwischen Heinrich Himmler und dem Schweizer Bundespräsidenten Jean-Marie Musy 1945 zusammen mit 1200 deutschen und tschechischen Juden in die Schweiz gebracht und damit gerettet.

Im Juni 1945 kehrte er als einziger Überlebender der großen Familie nach Prag zurück. "Bis 1944 waren alle tot, bis auf mich", berichtete er. Seit 1963 lebt Hoffmann, dessen Vater Deutscher gewesen war, in Deutschland.

Bessere berufliche Möglichkeiten und die Notwendigkeit, seine Familie zu ernähren, hatten ihn bewogen, das kommunistische Land zu verlassen. Erst nach seiner Pensionierung befasste sich Hoffmann, der selbst kaum Erinnerungen an sein Leben im KZ hatte, intensiv mit der Geschichte seiner Familie, forschte in Archiven nach den Spuren seiner Angehörigen und besuchte die Stätten, wo sie gelebt hatten.

In der Diskussion nach dem Vortrag, wurde die Frage gestellt, wie Hoffmann im Land der Täter zurecht komme. Er berichtete, dass er seine Entscheidung für Deutschland aus rein praktischen Gründen getroffen hatte. Er habe sich 60 Jahre lang, wahrscheinlich aus Gründen der Verdrängung, nicht mit seiner persönlichen Geschichte beschäftigt, um als Überlebender überhaupt bestehen zu können.

"Jetzt verarbeite ich alles sehr stark", so Hoffmann, der mittlerweile in Reutlingen wohnt. Er sieht heute seine Aufgabe darin, für das Wachhalten der Erinnerungen zu sorgen und damit gegen das Vergessen anzukämpfen.

So bereist er Deutschland und berichtet besonders in Schulen über seine Geschichte. "Nach außen gehen, ist vielleicht auch eine Art der Verarbeitung", vermutet er.

Das Wiedererstarken antisemitischer Bewegungen in Deutschland und der Welt bereitet ihm große Sorgen wie auch die radikale Ablehnung alles Jüdischen im Iran.

Stimmungsvoll umrahmte Werner Wilms mit seiner Gruppe Maseltov die Veranstaltung mit seinen Klezmerliedern.

Die Kreisvolkshochschule Freudenstadt, das Bündnis gegen Rechtsextremismus, die katholische Erwachsenenbildung sowie der Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen hatten die Veranstaltung organisiert.