Das ehemalige Hotel Birkenhof steht leer und war deshalb als Unterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge im Gespräch. Foto: Archiv

Steigende Flüchtlingszahlen sorgen für Diskussion über Verwendung. Entscheidung zur Hotelnutzung am Standort wird in Frage gestellt.

Freudenstadt - Kann das leer stehende ehemalige Hotel Birkenhof in Freudenstadt angesichts immer weiter steigender Zahlen von Asylbewerbern und Flüchtlingen von der Stadt noch länger als Hotelstandort gesichert werden? Diese Frage könnte in nächster Zeit für Diskussionen sorgen.

Vor nicht ganz einem Jahr hat der Gemeinderat die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Areal des ehemaligen Hotels Birkenhof beschlossen, um auch künftig die Hotelnutzung an diesem Standort zu sichern. Damit machte er den Besitzern des Hotels, der Firma 9. Igel GmbH & Co. KG einen Strich durch die Rechnung. Sie hatte es über ihren Berater Carsten Trier dem Landkreis damals schon als Sammelunterkunft für Aslybewerber angeboten, weil es angeblich auch nach längerer Suche keinen ernsthaften Kaufinteressenten oder Pächter für das leer stehende Hotel gab.

Carsten Trier fand sich seinerzeit von der Stadt "brutal ausgetrickst" und ist auch heute noch frustriert, da das Gebäude keinerlei Erlös bringt, sondern für seine Auftraggeber nur Kosten verursacht. "Es ist verrückt, dass das Haus leer steht, obwohl überall händeringend nach Unterkünften für Flüchtlinge und Asylbewerber gesucht wird", sagt er.

Trier äußert den Verdacht, dass die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens und damit die Verhinderung der Unterbringung von Flüchtlingen ein politischer Beschluss war, weil in der Umgebung des Hotels Birkenhof einige Villen gut betuchter Bürger stehen. Er betont, dass es nicht möglich gewesen sei, einen Käufer oder Pächter für den "Birkenhof" zu finden. Freudenstadt sei dafür auch kein guter Markt. "Die Besitzer werden in das Objekt als Hotel nichts mehr investieren", so der Berater aus Potsdam. Wenn es allerdings doch zu einer Vermietung an den Landkreis als Sammelunterkunft kommen sollte, würden eventuell notwendige Investitionen, zum Beispiel in den Brandschutz, erledigt, ergänzt er.

Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald sieht den Hotelstandort "Birkenhof" durchaus als erhaltenswert. Deshalb wolle er die Sicherung des Geländes über ein Bebauungsplanverfahren nicht aufheben, betonte er auf Anfrage unserer Zeitung. Es gebe ernst zu nehmende Interessenten an dem Hotel. Einer, der es kaufen wolle, sei bereits zweimal in Freudenstadt gewesen. Freudenstadt brauche dringend Hotelbetten, widerspricht Osswald der Aussage von Carsten Trier. Zur Unterbringung von Asylbewerbern seien an die Stadt Freudenstadt in jüngster Zeit andere Objekte herangetragen worden, die der Landkreis noch baurechtlich prüfe. Das ehemalige Hotel Birkenhof sei daher nicht zwingend als Sammelunterkunft erforderlich, so Osswald.

Wie sehen die Gemeinderatsfraktionen das Thema "Birkenhof"? Carola Broermann hatte bereits bei der Aufstellung des Bebauungsplans Bedenken, ob diese Entscheidung richtig ist. Sie habe nicht geglaubt, dass für das Hotel schnell ein Investor gefunden werden kann. Jetzt wisse sie aber von zwei Interessenten, die das Hotel wiederbeleben wolle. Ein interessierter Betreiber habe sich bei ihr persönlich gemeldet. Außerdem weiß auch Carola Broermann aus nicht öffentlicher Sitzung, dass sich im Innenstadtbereich eine andere Möglichkeit der Unterbringung von Flüchtlingen in einem leer stehenden Gebäude ergeben könnte. Das sei besser als der "Birkenhof".

Friedrich Wolf, Stadtrat der Freien Wählervereinigung, ist der Meinung, dass es vielleicht notwendig ist, die Entscheidung über die Standortsicherung des Hotels Birkenhof zu überdenken. Seine Fraktion werde das Thema in der nächsten Sitzung behandeln. Bevor man Menschen in Turnhallen unterbringe, müsse man was machen.

Für Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion ist klar, dass ehmalige Hotels die besseren Unterkünfte für Flüchtlinge sind als Hallen. "Deshalb sollten alle Hotels, die leer stehen, überprüft werden", sagt sie. Wenn in den nächsten zwei Jahren am "Birkenhof" keine weitere Hotelnutzung in Sicht ist, dann sollte man die Nutzung als Sammelunterkunft in Betracht ziehen, ergänzt die Stadträtin.

Stadtrat Eberhard Haug von der SPD hätte kein Problem, das ehemalige Hotel als Sammelunterkunft zuzulassen. "Ich sehe keinen neuen Investor". Haug kündigt an, bei der Stadt nochmals nachzuhaken. Auf eine kürzliche Nachfrage habe er die Auskunft bekommen, dass das Gebäude kaum noch bewohnbar sei, weil es stark von Schimmel befallen ist. Das könne er sich nicht vorstellen, denn vor eineinhalb Jahren hätten noch Gäste im Hotel gewohnt, so Haug.