Schneepflüge waren im Dauereinsatz. Foto: Nils Horst

In Freudenstadt geht teilweise nichts mehr. Bürger müssen beim Schneeschippen kräftig anpacken.

Freudenstadt - Vor vier Tagen sah alles noch ganz harmlos aus. Doch jetzt hat der Winter zugeschlagen. Zwischen 60 (Innenstadt) und 140 (Kniebis) Zentimeter Schnee fielen über das Wochenende. Zum Beginn der neuen Woche gab es in Freudenstadt kaum noch ein Durchkommen.

Winterdienstler und Polizei waren im Dauerstress. Das Polizeipräsidium in Tuttlingen meldete gestern, dass alle Kräfte im gesamten Kreis Freudenstadt wegen des Schnees im Einsatz waren. "Die Kollegen fahren von einem Unfall zum anderen", so eine Polizeisprecherin. Rund um Freudenstadt mussten einzelne Straßenabschnitte komplett gesperrt werden. Wegen starken Schneefalls und Schneeglätte war die Bundesstraße 500 zwischen Ruhestein und Alexanderschanze gesperrt. Laut Matthias Fritz vom Straßenbauamt des Kreises Freudenstadt war die Bundesstraße nur noch einspurig befahrbar. Ein Begegnungsverkehr war nicht mehr möglich. An den Steigungen wie an der engen Boschenlochkurve zwischen Baiersbronn und Freudenstadt ging zeitweise nichts mehr, da Lastwagen nicht mehr weiterkamen. Wegen Schneebruchs waren zudem die Landesstraße 405 zwischen Vordersteinwald und Ödenwald sowie die Kreisstraße 4727 von Wörnersberg bis zur Kreisgrenze gesperrt.

Schneekettenpflicht für Lastwagen bestand oder besteht weiterhin auf der Bundesstraße 28 zwischen Freudenstadt und Kniebis, zwischen Kniebis und Bad Rippoldsau sowie zwischen Röt und Besenfeld. "Wir sind im Volleinsatz", sagt Matthias Fritz. Bei den Straßenmeistereien im Landkreis gibt es zehn eigene Fahrzeuge und 14 Fremdfahrzeuge, die im Auftrag des Landkreises auf den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen unterwegs sind. Schneefräsen und Schneeschleudern wurden gestern vor allem an den Steigungsstrecken eingesetzt. An den vergangenen Tagen ist auch der Streusalzbedarf enorm gestiegen. Während in manchen Kreisen und Kommunen – etwa im Südschwarzwald – das Streusalz knapp wurde, hat man im Kreis Freudenstadt vorgesorgt. Wie Fritz mitteilt, wurden 2200 Tonnen nachbestellt. "Und wir werden vom Salzwerk in Heilbronn auch bedient", betont der Leiter des Straßenbauamts.

Man habe sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Tagen, an denen es nicht oder nicht mehr viel schneien soll, so viele Straßen wie möglich freizubekommen, bevor die von den Wetterdiensten angekündigte Kältewelle kommt.

Die Kreisstadt Freudenstadt selbst ist von den Schneemassen besonders hart betroffen. "Wir sind mit 52 Fahrzeugen im Einsatz, mehr geht nicht", so Claus Grieshaber, Leiter des Baubetriebsamts der Stadt. "Man kommt überall rein und überall raus", sagt er, "dennoch kommen wir kaum vom Telefon weg", weil sich viele Einwohner über den Winterdienst beschweren. Doch Grieshaber kennt das aus anderen Wintern. Am Montag waren die Mitarbeiter des Baubetriebshofs ab 2.30 Uhr im Einsatz und haben 14 Stunden durchgearbeitet, wie Grieshaber erläutert.

Was die Bürger aufregt, ist, wenn der Schneepflug gerade frei geräumte Einfahrten wieder mit einer Ladung Schnee zuwirft. "Das macht aber niemand mit Absicht", der Schnee falle eben dort hin, wo es Platz gibt. Probleme haben die Winterdienstler der Stadt Freudenstadt mit parkenden Fahrzeugen, die manchmal so abgestellt werden, dass die Räumfahrzeuge gar nicht mehr durchkommen.

Extrem fällt dem Leiter des Baubetriebsamts auf, wie unterschiedlich die Räum- und Streupflicht auf den Gehwegen von den Bürgern ausgelegt wird: "Manche machen es vorbildlich und manche gar nicht". So waren am Montag manche Gehwege nur Trampelpfade. Mit dem Streusalz hat auch die Stadt noch keine Probleme. Es sei noch Material eingelagert, "und wir bekommen auch Nachlieferungen", betont Claus Grieshaber.

Gute Bedingungen herrschen indessen für Winterssportler. Der Loipenförderverein Freudenstadt und Umgebung meldete gestern Mittag, dass alleine am Vormittag bis zu 40 Zentimeter Neuschnee auf dem Kniebis gefallen waren. Dort wird die Schneehöhe vom Verein mit 100 bis 140 Zentimeter angegeben. Die hochreichende Kaltluft polaren Ursprungs kommt laut den Wetterprognosen allmählich zur Ruhe. Große Schneefälle sind nicht mehr in Sicht. Doch am Donnerstag könnte ein Mittelmeertief nochmals für einen weiteren leichten Flockenwirbel sorgen.

Gestern war übrigens Maria Lichtmess. Wenn die Bauernregel "Wenn’s zu Lichtmess stürmt und schneit, ist das Frühjahr nicht mehr weit" zutrifft, könnte der Winter sich bald verabschieden. Aber danach sieht es gar nicht aus. Im Gegenteil. Die Wetterdienste sagen in klaren Nächten strengen Frost voraus. Und auch die Langfrist-Prognosen gehen von einem weiteren kalten Verlauf der Witterung in den Höhenlagen aus.