Unter der Regie von Fritz Teufel (links) und Konrad Mönch wurde die Mostpresse bedient. Fotos: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Dorfmuseumsfest in Dietersweiler stand ganz im Zeichen des schwäbischen Nationalgetränks / Frischer Saft mundet

Von Gerhard Keck

Freudenstadt-Dietersweiler. Das traditionelle Museumsfest in Dietersweiler war dieses Mal geprägt von einer Ehrerbietung an den Most als schwäbisches Nationalgetränk.

Nicht nur, dass ihm angesichts der tropischen Temperaturen am Samstagnachmittag nach Kräften zugesprochen wurde bis in den Abend hinein. Es galt auch, den Mostkönig, sprich den Gewinner aus dem Mostwettbewerb, zu küren. Wilhelm Teufels Probe aus dem vorigen Jahr erwarb schließlich das Prädikat "Museumsmost". Dass der Siegerlorbeer ausgerechnet an einen Einheimischen ging, hatte auch gar nichts mit Protektion zu tun.

20 Proben von anonymisierten Teilnehmern aus Dietersweiler und der näheren Umgebung hatte die Jury aus Oberbürgermeister Julian Osswald, Ortsvorsteher Joachim Auer, Museumsvereins-Vorstand Friedrich Wolf, Verena Braun und Jochen Rochau zu testen. Kriterien für die Bewertung waren Farbe, Geruch, Geschmack auf der Zunge und Geschmack im Abgang. Dafür wurden Schulnoten zwischen eins und sechs vergeben. Unter den Augen des zahlreichen Publikums süffelten die Juroren wie im Akkord vor sich hin und gelangten recht zügig zum Endergebnis.

Der zweite und der dritte Platz gingen an den Kandidaten "Hummel" aus Oberiflingen mit den Proben aus seinen Fässern eins und zwei. Ein weiterer Moster aus Dietersweiler, Gerhard Mönch, landete auf dem vierten Rang. Der Glattener Helmut Schlaich belegte Platz fünf. Die fünf Erstplatzierten wurden mit Preisen bedacht.

Während der Verkostung verstreute Moderator Klaus Dölker Geschichten und allerlei Wissenswertes, launig gewürzt, zum Thema Most unter das Publikum. Das Credo des Schwaben im Umgang mit Frauen, so ließ er verlauten, lasse sich auf eine einfache Formel bringen: "Magsch mein Moscht, so magsch au mich!" Im Rahmenprogramm zum Museumsfest, dessen diesjähriger Aufhänger "Most" auf eine Idee von Bernd Bauer zurückging, war wiederum einiges geboten. Mostpressvorführungen unter der Regie von Konrad Mönch und Fritz Teufel sorgten bei Nichtfachleuten für so manchen Aha-Effekt, verbunden mit unentgeltlichen Kostproben. Letztere wurden auch von zwei jungen, schmuck zurechtgemachten neunjährigen Mädchen, Pia Mönch und Chiara Springmann, den Gästen angeboten. Selbstredend war die Museumsanlage für Besichtigungen offen. Museumschefin Maria Frick führte durch das im Vorjahr von der Stadt Freudenstadt erworbene und ins Museum integrierte, Jahrhunderte alte "Schäfer-Haus". Reizvolle Exponate illustrieren das in Schuss gebrachte Anwesen, das im Erdgeschoss mit Ställen und lebensgroßen Modellen einer Kuh mit Kalb sowie einer Muttersau mit Ferkeln aufwartet.

Seiner Bezeichnung entsprechend gibt es auch einen Schäfer und im Außenbereich eine kleine Gruppe von Schafen. Friedrich Volpp demonstrierte mit Hingabe das Schmiedehandwerk. Zu einem Fest gehört neben ordentlicher Verpflegung auch Musik. Für gute Stimmung sorgten bis in den späteren Abend hinein die Alleinunterhalter Siegfried Steidel und Gisbert Jüngling. Letzterer stellte aus gegebenem Anlass ein vom ihm verfasstes und arrangiertes "Moscht-Lied" vor, das – wer weiß? - durchaus das Zeug zur Museumshymne haben kann.

Wieder einmal zeigte sich der Museumsverein mit dem Fest von seiner besten Seite. Und dies deshalb, weil viele einsatzbereite Mitglieder in den verschiedenen Funktionen am Werk waren.