Foto: Berufsschulzentrum

Experten diskutieren über bestimmte Konzepte. An beruflichen Schulen gibt es bereits Wartelisten.

Kreis Freudenstadt - Um die zahlreichen Aspekte, die bei der Beschulung der jungen Flüchtlinge im Landkreis Freudenstadt zu beachten sind, ging es bei einer Expertenrunde im Beruflichen Schulzentrum Freudenstadt.

Die Beschulung der jungen Asylbewerber im Landkreis Freudenstadt soll besser koordiniert werden. Die allgemein bildenden und die beruflichen Schulen, die Schulträger, das Staatliche Schulamts Rastatt und das Regierungspräsidium Karlsruhe wollen ihre Rahmenbedingungen abgleichen sowie die jeweiligen Beschulungskonzepte und besonders ihre Kräfte abstimmen.

Bei der Beschulung junger Flüchtlinge handle es sich keineswegs um ein innerschulisches Thema, dies würde viel zu kurz greifen, sagte der Geschäftsführende Schulleiter der Beruflichen Schulen, Armin Wüstner. Vielmehr sei das schulische Fußfassen der jungen Flüchtlinge für die ersten Schritte in Richtung beruflicher Orientierung, Qualifizierung und Erwerbstätigkeit bedeutend.

Schnell wurde deutlich, dass die Frage nach der altersbemessenen Zuweisung der Jugendlichen in eine Vorbereitungsklasse an einer Werkreal-, Realschule oder einem Gymnasium oder an eine berufliche Schule nicht eindeutig geklärt ist.

Schulamtsdirektor Franz Veith bemühte sich mit Ulrike Kagerhuber vom Regierungspräsidium Karlsruhe um Klärung und stellte fest, dass bei 15-Jährigen wohl eine Ermessensentscheidung der Schulleiter die Zuweisung bestimmen muss.

Muttersprache oft schwierig zu identifizieren

Bürgermeister Gerhard Link und Schuldezernentin Petra Weinbrecht betonten in Übereinstimmung mit der Leiterin des Jugendamts des Landkreises, Charlotte Orzschig, dass alles getan werden müsse, um die Jugendlichen angemessen unterzubringen und für deren Beschulung zu sorgen. Dennoch stellt gerade die Beschulung der Flüchtlinge, unter denen auch unbegleitete minderjährige Ausländer sind, die Schulvertreter in mehrfacher Hinsicht vor große Schwierigkeiten. So wird an den beruflichen Schulen bereits mit Wartelisten gearbeitet. Hinzu kommt, dass die Feststellung der Vorkenntnisse und des Bildungsniveaus jedes Einzelnen nur über noch zu entwickelnde aufwendige Kompetenzanalysen möglich scheint.

Orzschig betonte, dass das Ankommen in Deutschland und das Aufarbeiten des Erlebten vor einem überschnellen Qualifizierungsversuch stehen müsse. Realschulrektorin Stefanie Maier meinte, dass es vielfach schon schwierig sei, die Muttersprache der Kinder zu identifizieren. An eine systematische Qualifizierung zur Erlangung von Kompetenzstufen sei kaum zu denken. Benjamin Geigl vom Sozialamt beantwortete Fragen nach der Bedeutung des Bearbeitungsstands im Asylbewerberverfahren für eine Beschulungsverpflichtung und die Zuweisung in berufsbezogene Praktika. Auch hier bestehen Unsicherheiten. Kager-huber betonte, dass alle Schüler zwingend gleich zu behandeln seien. Wüstner hingegen hob hervor, dass die teilweise völlig unterschiedliche Sozialisation der Schüler in ihren Heimatländern und in ihren Familien berücksichtigt werden müsse.

Wüstner fordert weitere Ressourcen für Verwaltungsarbeit

Man war sich einig, dass die Hinzuziehung der Kreishandwerkerschaft und der Kammern in diesen Gesprächskreis wichtig ist, um gemeinsam mit der Agentur für Arbeit auszuloten, wie der Einstieg in Betriebspraktika und die Aufnahme einer betrieblichen Qualifizierung organisiert werden kann. Susanne Franzke und Teamleiter Karl-Heinz Albers von der Agentur für Arbeit zeigten sich zuversichtlich, dass das Betriebspraktikum mit der Ausländerbehörde organisiert werden kann. Abteilungsleiter Friedhelm Bauer von der Heinrich-Schickhardt-Schule betonte, dass die Zuverlässigkeit mancher Flüchtlinge beim regelmäßigen Schulbesuch nicht ganz unproblematisch sei.

Schulleiter Wüstner dankte Ulrike Keller von der Luise-Büchner-Schule für die Organisation der Aufnahme der Schüler in die Beruflichen Schulen. Für diese Verwaltungsarbeit und die Vielzahl der Gespräche mit den Sozialbetreuern und den vielen Ehrenamtlichen, die sich für ihre Schützlinge bemühten, müssten jedoch weitere Ressourcen geschaffen werden. Ebenso wie für die zunehmend notwendige Schulsozialarbeit. Abschließend wurde festgestellt, dass dieser erste Gesprächskreis an den Schulen themenbezogen weitergeführt werden sollte.