Ein "tolles Gefühl" hatte Michael Jung bei seinem gestrigen WM-Dressurauftritt, und für fischerRocana gab’s gleich danach das verdiente Leckerli von der Betreuerin. Foto: Jung Foto: Schwarzwälder-Bote

ReitenMichael Jung mit fischerRocana nach erstem Teil der WM-Dressur mit 40,7 Punkten auf Platz zwei

Von Arno Schade

Um 11.30 Uhr ritt gestern bei leichtem Nieselregen die Startnummer 15 zu seiner Dressurprüfung bei den Weltreiterspielen in das Viereck, und verließ es nach einer hervorragenden Vorstellung mit 40,7 Punkten erst einmal als Führender. Die Nummer 15, das war der Altheimer Michael Jung, der mit seiner Stute fischerRocana am Ende des ersten Tages der Vielseitigkeit auf dem zweiten Platz lag.

46 der insgesamt 91 am Start befindlichen Paare stellten sich gestern den teilweise streng wertenden Richtern, was nach Ansicht von Vater Joachim Jung auch der Titelverteidiger zu spüren bekam. "Sie waren mit den Noten am Anfang noch zurückhaltend; das ist dann halt der Nachteil wenn man mit einer frühen Nummer in den Wettkampf geht", urteilte Joachim Jung. Das wichtigste aber sei gewesen, dass der als erster deutscher Reiter angetretene Michael Jung selbst mit seinem Auftritt und vor allem dem von fischerRocana hoch zufrieden war: "Aus seiner Sicht ist es optimal gelaufen."

So steigerten sich im Verlauf des Vortrags auch sukzessive die Noten der drei Wertungsrichter und summierten sich schließlich zu einem Resultat, mit dem die 41,5 Punkte der Viersterne-Prüfung von Luhmühlen tatsächlich unterboten wurden. Für Joachim Jung kein Wunder, folgen bei dem geforderten Dressurvortrag auf den anfänglich geforderten Trab ("nicht die Stärke von fischerRocana") der Schritt ("da geht sie schon recht ordentlich") und schließlich die schwierigeren Passagen mit fliegenden Wechseln, bei denen die 9-jährige Stute ihre Stärken voll ausspielen konnte.

Auch mit dem Gesamteindruck konnte Michael Jung punkten, dessen Ergebnis schließlich nur vom Engländer William Fox-Pitt mit Chilli Morning (37,5) unterboten werden konnte. Viel versprechend aus Sicht der deutschen Mannschaft, dass auch Ingrid Klimke mit Escada (41,2) als Dritte der Zwischenwertung zu überzeugen wusste. Dagegen gab es für die hoch gewettete britische Mannschaft einen Rückschlag. Die Queen-Enkelin Zara Philipps leistete sich mit High Kingdom einige Fehler und findet sich mit 54,5 Punkten erst auf Platz 21 wieder.

Allerdings warnt Joachim Jung vor vorschnellen Schlüssen. Erst müssen nämlich alle vier Reiter eines Landes ihre Dressur absolvieren, denn die schlechteste Note wird gestrichen, so dass es am heutigen zweiten Tag bis zur Startnummer 91 spannend bleibt. Die trägt Sandra Auffarth als vierte deutsche Teamreiterin, und danach erst steht die Ausgangsposition vor der wohl entscheidenden Geländeprüfung am Samstag fest.

"Das hier wird ein Wettbewerb, der nicht schon nach der Dressur entschieden wird", stellte der mit Leonidas auf Platz zwölf rangierende Neuseeländer Mark Todd fest, der aus eigener Erfahrung alle Kurse der Welt bestens kennt. Und diese Einschätzung teilen auch Michael und Joachim Jung nach der Besichtigung der anspruchsvollen Strecke, auf der es nicht leicht werden wird die geforderte Mindestzeit ohne Fehler zu erreichen. Das gilt auch für den an der Spitze liegenden William Fox-Pitt, obgleich auch er als stark im Gelände gilt.

Als große Unbekannte vor dem mit Spannung erwarteten zweiten Teil der WM-Vielseitigkeit in der Normandie gilt noch das Wetter. "Wenn es wie am heutigen Nachmittag trocken bleibt, dann ist es gut", so Joachim Jung gestern nach Abschluss des ersten Dressurteils. Sollte es aber am Freitag und Samstag noch regnen, wird der Kurs noch schwerer und tückischer, - Überraschungen dann auch nicht ausgeschlossen.