Kunst: 26 Lithografien und Radierungen gehen als Dauerleihgabe an den Heimat- und Museumsverein

Ihre Vergangenheit liegt zunächst im Dunklen, dann haben sie einige Umwege genommen und viel Zeit gebraucht. Jetzt aber sind sie wieder zu Hause: 26 Lithografien und Radierung des Freudenstädter Malers Heinrich Feigenbaum (1897 bis 1929).

Freudenstadt. Die Lithografien und Radierungen sind als Dauerleihgabe im Besitz des Heimat- und Museumsvereins für Stadt und Landkreis Freudenstadt. Sie werden zunächst in die bereits bestehende Sammlung von Feigenbaum-Arbeiten integriert und sollen später auch der Öffentlichkeit gezeigt werden.

In den Museums-Räumen des Stadthauses in Freudenstadt trafen sich Sabine und Alberto Kästner Seifert, er Heilpraktiker, sie Kosmetikerin und Podologin aus Frankfurt-Goldstein. Sie hatten für die Vorstandsmitglieder Reinhold Beck und Werner Hertrampf vom Heimat- und Museumsverein ein Paket mitgebracht. Zuvor hatte in einem Briefwechsel Alberto Kästner Seifert dem Museum die Feigenbaum-Bilder angeboten, und Reinhold Beck hatte nicht gezögert, zuzugreifen. Jetzt verband das Ehepaar Kästner Seifert ein Schwarzwald-Wochenende mit einem Besuch im Museum in Freudenstadt und mit der Übergabe der Bilder.

Alberto und Sabine Kästner Seifert haben in ihrem Leben viele Stationen durchlaufen. Sie ist von deutschen Eltern in China geboren, er von deutschen Eltern in Peru, beide kamen in den 60er- und 70er-Jahren zur Ausbildung nach Deutschland und leben heute in Frankfurt.

Im Sperrmüll gefunden

Es mag ein gutes Dutzend Jahre her sein, als Alberto Kästner Seifert seinem Nachbarn half, die Wohnung dessen verstorbenen Vaters auszuräumen. Auf dem Haufen für den Sperrmüll fand er eine dicke Papierrolle und schlug sie auf. Eine düstere Ansicht des Uhrenturms der Freudenstädter Stadtkirche und eine farbige Lithographie in einer Mappe lagen obenauf. "Zu schade zum Wegwerfen", meinte Kästner Seifert und nahm den Papierstapel mit, ohne ihn weiter zu untersuchen, auch ohne nachzufragen, wie die Bilder in den Besitz des Vaters kamen.

Der Ortsname Freudenstadt sagte ihm ebenso wenig wie die Ansicht der Stadtkirche oder die Signatur "Heinrich Feigenbaum" am Bildrand. So landete die wieder geschlossene Papierrolle in seinem Arbeitszimmer unbeachtet hoch oben auf einem Regal. Dort hatte sie gut zehn Jahre Zeit, um Staub anzusetzen.

Jetzt war es wieder so weit. Die Kästners denken an einen Ortswechsel und machten sich daran, die Wohnung von Überflüssigem zu befreien. Da fiel Kästner Seifert die Papierrolle erneut in die Hände. "Zu schade, um es wegzuwerfen", sagte er sich ein zweites Mal und blätterte durch die Arbeiten.

Es sind Originale und zeitgemäße Drucke von Feigenbaum-Arbeiten aus dem Zeitraum zwischen 1922 und 1925. Dann machte er sich im Internet auf die Suche nach Freudenstadt und Feigenbaum, stieß auf eine Ausstellung im Jahr 2000, schließlich auf den Heimat- und Museumsverein und knüpfte Kontakt mit diesem.

Alte Stadtansichten

Die in Frankfurt wiederentdeckten Werke zeigen – meist im typischen dunklen Feigenbaum-Stil – alte Stadtansichten von Freudenstadt: das Rathaus, den Marktplatz, die Stadtkirche aus vielen Perspektiven, die Kirchgasse, Ansichten vom winterlichen Kniebis, vom Kreuzgang des Alpirsbacher Klosters, vom Wildsee, ein paar Frauen- und Männerakte und immer wieder Bäume, Tannen, Waldansichten, zerzauste Baumgruppen, die Feigenbaum wiederholt "sterbende Monarchen" nannte.

Vorsitzender Reinhold Beck dankte den Leihgebern für ihre Spende und lud sie zu einem Rundgang durch die Museumsräume ein. Besondere Freude an den künstlerischen Arbeiten hat Werner Hertrampf, Spezialist in Sachen Feigenbaum-Nachlass, der im Jahr 2000 wesentlich dazu beigetragen hatte, die von Gerhard Widmann initiierte Feigenbaum-Ausstellung in der Kreissparkasse zusammenzutragen. Zur Ausstellung hatte der Verein ein Katalogbuch unter dem Titel "Heinrich Feigenbaum – ein Künstler Freudenstadts" herausgebracht. Diesen Band kann man noch beim Verein erwerben.

Weitere Informationen: www.hmv-fds.de