Rheinische Frohnatur: Reiner Calmund nahm sich neben seinem Vortrag noch Zeit, mit dem Schwarzwälder Boten über sportliche Themen zu sprechen. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballReiner Calmund plaudert am Rande seiner Vortragsveranstaltung in Freudenstadt aus dem Nähkästchen

Von Herbert Hug

Für die älteren Fußballfans ist er untrennbar mit der großen Ära von Bayer 04 Leverkusen verbunden, die Jüngeren werden ihn als die gemütliche, rheinische Frohnatur aus dem Fernsehen kennen. Reiner Calmund ist den meisten Deutschen ein Begriff. Am Rande seines Vortrags "Kompetenz und Leidenschaft ist die Formel zum Erfolg" am Donnerstagabend in Freudenstadt hatte der Schwarzwälder Bote Gelegenheit, sich mit ihm über sportliche Themen zu unterhalten.

Im schicken blauen Hemd und gehörigem Bauchumfang kam er daher und der wortgewaltige Ex-Manager von Bayer Leverkusen beantwortete geduldig die an ihn gestellten Fragen. An sein Buch "Fußballbekloppt" – anlehnend an den Glattener Jürgen Klopp – meinte das Multitalent: "Kloppo gehört nicht nur für mich zu der Creme de la Creme der Trainer auf der ganzen Welt. Aus einfachsten Verhältnissen hat er sich nach ganz oben gearbeitet und, was ganz wichtig ist, er ist bodenständig geblieben und hat sich keinen Deut verändert. Er lebt Leidenschaft, Teamgeist und Disziplin so vor, dass es in seine Mannschaft übergeht. Dazu ist er noch ein ausgezeichneter Fußball-Fachmann – was will man mehr?"

Ein Kotau vor dem Dortmunder Trainer? Calmund verrät: "Da gibt es noch eine Geschichte: Bevor Klopp in Mainz Trainer wurde, wollte ich ihn auf einen Tipp von WDR-Moderator Jürgen Bergener zu Leverkusen holen. Ich rief Klopp an, er gab mir einen Korb. Später stellte sich heraus, dass er den Anruf gar nicht ernst nahm, weil er mich für einen Stimmenimitator hielt!"

Auch zum derzeitigen Hoch im deutschen Fußball, vor allem auch im Nachwuchsbereich, nahm Calmund Stellung und wies darauf hin, dass einer der Initiatoren der Nachwuchszentren und Stützpunkte und dadurch der Vater des Erfolgs der oft kritisierte Gerhard Mayer-Vorfelder war. "Gegen den Gerhard hattest Du in der dritten Halbzeit keine Chance, er war immer der letzte im (Gast-)Raum – aber auch der erste, der am Tag darauf wieder die Arbeit aufnahm."

Nicht locken ließ sich der ehemalige Manager von Bayer Leverkusen zum Thema Stefan Kiesling und Nationalelf: "Da ist nichts gravierendes vorgefallen. Jogi Löw ist mit seinem System Weltmeister geworden und basta. Ich habe aber schon vor der WM, und nicht jetzt, wo das Thema Strafraumstürmer wieder aufkommt, gesagt: Ich würde Kießling oder Lasogga oder wie der Typ Brecher auch heißt sagen: Hör mal, du passt zwar nicht in mein System, aber wenn wir die Brechstange brauchen, spielst du. Wenn du das so akzeptierst und keinen Ärger machst auch wenn du nicht spielst, bist du dabei. Ich glaube das wäre die beste Lösung. Vorgefallen ist da nichts, weil der Kießling ja ein anständiger Kerl ist."

"Tradition schießt keine Tore und bringt keinen Umsatz", so steht es im Manuskript zu seinem Vortrag. Wer hier zwischen den Zeilen lesen kann, kennt auch die Einstellung des studierten Betriebswirts und Ex-Managers zum Thema Retortenklubs. Genauso klar ist seine Aussage zur Frage, ob er nochmals als Fußballmanager zurückkehren wolle: "Niemals, ich habe jetzt mit Kochshows, Vorträgen, Talkshows und sonstigen Tätigkeiten meine Aufgaben gefunden. Als Manager bist Du doch auch den Spielern ausgeliefert. Bei Erfolg sonnen sie sich in der Öffentlichkeit, verliert das Team, bist du der Arsch und kannst deine dicke Rübe hinhalten" so ein typischer Calmund-Satz zum Schluss.