Vor manchen Häusern türmen sich Berge von Sperrmüll auf den Gehwegen. Foto: Breitenreuter

Sammlung bringt immer Probleme mit sich. Stadt muss Reste wegräumen.

Freudenstadt - In der Stadt ist wieder das Sperrmüllfieber ausgebrochen. An den Straßenrändern türmen sich Berge von Hausrat, den die Bürger los werden wollen. Und mit der Sperrmüllabfuhr kommen immer wieder dieselben Probleme.

Schon seit dem vergangenen Wochenende sind die Einwohner von Freudenstadt eifrig dabei, das rauszuschaffen, was sie nicht mehr gebrauchen können. Möbel, Kühlschränke, ausgediente Fernseher, Matratzen oder Spielzeug – alles ist dabei.

In diesem Jahr gibt es erstmals nur zwei Sperrmüllabfuhren im Landkreis – bisher waren es drei. In Freudenstadt ist es in diesem Jahr die erste, denn die Kreisstadt steht im Abfuhrplan, der bereits im März begonnen hat, wegen des manchmal langen Winters ziemlich weit hinten in der Liste.

Eugen Heizmann, Sachgebietsleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs im Landratsamt Freudenstadt weiß: "Seit Jahren ist das Abfallaufkommen bei der ersten Sperrmüllsammlung stets groß, denn nach dem Winter wurde lange Zeit kein Sperrmüll mehr abgefahren".

Andere Lösungen in Nachbarkreisen

Immer wieder kommt im Landkreis die Diskussion auf, ob das System der SperrmüllAbholung das richtige ist. Denn pünktlich zur Sperrmüllabfuhr erscheinen jedes Jahr auch die meist weißen Kastenwagen mit ausländischen Kennzeichen, die durch die Straßen kurven, auf der Suche nach brauchbaren Materialien. Regelmäßig werden die Abfallhaufen durchwühlt, und oft bleiben Reste liegen, die von den Müllmännern nicht mitgenommen wurden, weil sie nicht zum Sperrmüll gehörten. In Nachbarkreisen gibt es andere Lösungen. Eugen Heizmann, der aus dem Kreis Rottweil kommt, kennt die Sperrmüllabfuhr auf Abruf. Dabei wird der Sperrmüll in gewissen Quartieren, wo ein Bedarf angemeldet wurde, abgefahren. Doch auch dafür gebe es einen Plan, weiß Heizmann. Und auch im Kreis Rottweil seien Sperrmüllsammler unterwegs. Sobald jemand etwas vor die Tür stellt, spreche sich das unter den gut vernetzten Sammlern schnell rum. "Ob das besser ist, weiß ich nicht", sagt Heizmann. Im Kreis Calw werde der Sperrmüll auf Abruf gegen Gebühr abgeholt.

"Unser System ist das bürgerfreundlichste", betont der Sachgebietsleiter. Der Vertrag über das bestehende System laufe noch bis 2020. 2019 werde die Sperrmüllsammlung neu ausgeschrieben. "So lange müssen wir mit diesem System noch leben", so Heizmann.

Eine große Rolle bei der Sperrmüllproblematik spielten die Bürger, hat Heizmann festgestellt, weil sie ihr Material schon Tage vor der Abfuhr rausstellen, wie am vergangenen Wochenende in Freudenstadt zu beobachten war. Wenn einer anfängt, ist es wie eine Kettenreaktion. Sammler haben dann genügend Zeit, die Haufen zu durchwühlen. Heizmann empfiehlt daher, den Sperrmüll erst am Abend vor der Abfuhr, die um 6.30 Uhr beginnt, rauszustellen.

Viele Sammler seien inzwischen dazu übergegangen, die Bewohner zu fragen, ob sie etwas mitnehmen dürfen. Dann hätten auch Kontrollen keine Wirkung, erklärt Heizmann. Eigentlich könnte es dem Landkreis egal sein, ob jemand was vom Sperrmüll wegnimmt. "Doch alles, was der Kreis verkaufen kann, kommt den Bürgern wieder zugute, wenn die Gebühren nicht erhöht werden müssen", betont Eugen Heizmann.

Appelle an Bürger nutzen wenig

Vor manchen Gebäuden türmen sich die Sperrmüllberge so hoch, dass sie von einer Haushaltsauflösung stammen könnten. "Das ist nicht Zweck der Sperrmüllsammlung" sagt Heizmann. Wenn man solche Fälle konkret zuordnen könne, bleibe der Müll auch schon mal liegen.

Glücklich wäre Eugen Heizmann, wenn die Bürger ihren Sperrmüll getrennt in die Fraktionen Holz, Elektroschrott, Schrott und restlicher Sperrmüll aufteilen würden. "Das würde die Arbeit der Müllarbeiter erleichtern." Doch leider nutzen alle Appelle wenig. "Ich geb’ trotzdem nicht auf", so Eugen Heizmann. Auch für die Stadt Freudenstadt bringen die Sperrmüllsammlungen stets Arbeit mit. "Wenn was liegen bleibt, das niemand zugeordnet werden kann, müssen wir es wegräumen", berichtet Claus Grieshaber, Leiter der Baubetriebsamts bei der Stadt. "Das kostet Zeit und Geld." Jedes Jahr hätten die Mitarbeiter des Baubetriebsamts nach den Sperrmüllsammlungen kräftig zu tun. Denn liegen gebliebenen Müll einem Haushalt zuzuordnen sei äußerst schwierig, vor allem bei Mehrfamilienhäusern.

Grieshaber berichtet auch von einem weiteren Phänomen: Wenn die Müllsammler unterwegs sind, könne es vorkommen, dass sie aus ihren Transportern Dinge einfach wieder ausladen, wenn sie merken, dass sie nicht brauchbar sind. "Dann liegt auf einmal Sperrmüll, wo gar keiner vor die Tür gestellt wurde", so Grieshaber. Acht Tage lässt das Baubetriebsamt den Einwohnern Zeit, den Müll wegzuräumen, der liegen geblieben ist, dann müssen zum Ärger von Claus Grieshaber seine Leute ran.