Architekt Thomas Müller, Architektin Regine Bühler, Bauamtsleiter Rudolf Müller, Bürgermeister Gerhard Link und Stefanie Springmann (von links) von der städtischen Kämmerei informierten über das neu geplante Wohnmodell "Quartier". Foto: Blaich

Architekten stellen Quartier-Pläne vor. Frist verlängert. Zwei Varianten im Gespräch. Grundstück wird bald freigeräumt.

Freudenstadt - Die Stadt plant im Gebiet Gottlieb-Daimler-Straße/Notzeitweg ein neues Bauprojekt, ein sogenanntes Quartier, bei dem Bauinteressenten viel Spielraum eingeräumt wird.

Im Martin-Haug-Stift fand zu diesem Thema eine Info-Veranstaltung statt, bei der Architekten mögliche Entwürfe vorstellten. Es ist das erste Mal, dass die Stadt Freudenstadt ein solches Projekt in Angriff nimmt. In der Nordstadt – zwischen Innenstadt und Neubaugebieten – wird es ein neues Baugebiet mit einer Fläche von circa 1000 Quadratmetern geben. Geplant sind ein bis zwei Gebäude mit acht bis zehn Wohneinheiten. Die Wohnungen sollten barrierefrei sein. Darin sollen Menschen aus allen möglichen Bevölkerungsgruppen wohnen – Junge und Ältere, Familien mit Kindern, Singles und Senioren.

Dieses Baukonzept soll von den Bewohnern als Bereicherung empfunden und von privaten Baugemeinschaften realisiert werden, heißt es seitens der Stadt. Lebendige Nachbarschaft und Begegnungsflächen sollen dort entstehen. In den Plänen können die Bedürfnisse von unterschiedlichen Generationen berücksichtigt werden. Auch eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss, beispielsweise mit einer Werkstatt oder einem Café, soll möglich sein.

Bürgermeister Gerhard Link begrüßte zur Info-Veranstaltung Bauamtsleiter Rudolf Müller, den "Hausherrn" Johannes Miller, Stadträte, Planer und interessierte Bürger. Die Stadtverwaltung habe die Frist, in der Ideen für Baupläne von Baugemeinschaften eingereicht werden können, bis Ende des Jahres verlängert, sagte er. Die Vorgaben des Bauprojekts seien recht locker, und Ziel sei es, Menschen zusammenzubringen, deren Interessen nicht unbedingt deckungsgleich seien, und die Wert auf Gemeinschaft und gute Nachbarschaft legen. Mit der Fristverlängerung wolle man interessierten Bürgern noch mehr Zeit geben, um sich für das Projekt zu begeistern, sagte er weiter.

Eine Freiräumung des Grundstücks sei noch in diesem Jahr geplant, damit man sich im nächsten Jahr einer Umsetzung langsam nähern könne, sagte Link. Bauamtsleiter Rudolf Müller informierte im Einzelnen über das Bauprojekt und die Infrastruktur des Standorts.

Eine klassische Bauweise sei diesmal bewusst nicht gewollt, sagte er. Man sei offen für viele Dinge – eine vielfältige Bewerbungspalette und Ideenreichtum seien erwünscht. Die Bauherren hätten viel Gestaltungsspielraum, sie müssten aber auch Zeit investieren und sich einbringen. Ein konkretes Vorzeigeprojekt gebe es noch nicht, auch noch nicht genügend Bauinteressierte mit konkreten und ernsthaften Bauabsichten, sagte Link. Auch das sei ein Grund, warum die Frist verlängert wurde.

Zwei Architekturbüros stellten erste Planentwürfe vor. Regine Bühler vom Architekturbüro Voigt + Bühler aus Schopfloch legte ihre Überlegungen dar. Unter dem Motto "Lust auf buntes Wohnen" hatte sie auf verschiedenen Wegen Bauherren angeworben. Eine Durchmischung sowohl beim Alter als auch aus der sozialen Schichten sei wichtig, ebenso "Begegnungszonen".

Durch das Baukonzept sei eine maßgeschneiderte Bauweise mit viel Eigengestaltung möglich. Allerdings sei auch ein Umdenken gefragt, sagte sie. Sie zeigte Bilder von ähnlichen Baumodellen an anderen Orten. "Baugemeinschaft ist ein Prozess mit einer Planungsdauer von zwei bis drei Jahren", machte sie deutlich.

Einen weiteren Entwurf präsentierte Thomas Müller vom Architekturbüro Architektur & Design aus Freudenstadt. Er nannte seine Vorstellungen für das Schlüsselprojekt in der urbanen Quartiersentwicklung "Freudenstadt Loft". Seine Pläne beinhalten einen Innenhof, ein sogenanntes Atrium, das vielseitig nutzbar wäre.

Hans-Joachim Greschner, Vorsitzender der Lebenshilfe Freudenstadt, kündigte Interesse am Bauprojekt an. Denkbar sind für ihn Wohnungen für Menschen in Arbeit, die Hilfe im täglichen Leben brauchen, sagte er. Vieles spreche dafür, dass Wohnen mit Betreuung in dieses Konzept passe.

Stadträtin Elisabeth Gebele sprach sich für weitere Werbemaßnahmen aus, da sich die Stadt mit dem Bauprojekt auf Neuland begebe. Aufgeschlossen zeigte sich auch Stadträtin Regine Haug. Es sei Zeit, jungen Familien in einer weltoffenen Stadt, wie es Freudenstadt sei, auch eine andere Lebensform zu bieten. Auch sie forderte mehr Werbung.