Von den Sechstklässlern der Waldorfschule wurden in der Flüchtlingsunterkunft vor allem Fahrräder repariert. Foto: Waldorfschule

Sechstklässler rücken mit Putzmaterialien, Fahrradflickzeug und Essen an. Betroffenheit über Zustände.

Freudenstadt - Hilfe im Flüchtlingsheim in der Lauterbadstraße leistete die sechste Klasse der Freien Waldorfschule Freudenstadt. Hoch motiviert kamen sie mit Putzmaterialien, Fahrradflickzeug und Essen an.

Klassenlehrer Martin Zabel hatte das Heim vorab besucht und mit Waltraud Hoffmann vom Freundeskreis Asyl vor Ort geschaut, an welchen Stellen die Schüler helfen könnten. Bei der Schilderung in der Klasse kam von den Schülern spontan die Idee, Fahrräder zu reparieren, da diese für die Flüchtlinge das wichtigste Transportmittel sind. Die Schüler freuten sich auf den Tag und machten sich viele Gedanken, was man machen könnte.

Über die Frage, wie es wohl für sie wäre, wenn plötzlich Krieg ausbräche und sie sich in ein fremdes Land aufmachen müssten, was die Menschen in deren Heimat und auf der Flucht erlebt hatten und wie man ihnen helfen kann, wurde schon vorher im Unterricht gesprochen. Dabei kamen auch viele Erzählungen von den Großeltern zur Sprache, was diese im Zweiten Weltkrieg erlebt hatten.

Als die Schüler im Flüchtlingsheim ankamen, war die Betroffenheit über die Zustände groß. Die Kinder bekamen auch gleich einen kleinen Geschmack davon, wie es ist, dort zu leben, wenn sich 20 Personen, die zum Teil zu siebt in einem Zimmer leben, eine Toilette teilen müssen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch das Ehepaar Walter und Waltraud Hoffmann und ersten Begegnungen mit den Flüchtlingen, die die Gäste freudig und offen empfingen, ging es dann daran, etwas Gutes zu tun. Die Waldorfschüler teilten sich in Gruppen auf, um verschiedene Aufgaben anzugehen.

So wurden Blumenkästen neu bepflanzt, Fenster geputzt oder in der Küche die Herde und Öfen geschrubbt. Es wurde einigen Bewohnern etwas Deutsch beigebracht, mit den Kindern wurde gespielt, Gartenwege freigeschnitten, Müll aufgesammelt und viele Fahrräder geflickt und repariert.

Zur Stärkung wurde ein Büfett mit mitgebrachten Brezeln, Brötchen, Aufstrichen und Säften vorbereitet, und alle Flüchtlinge wurden zum gemeinsamen Essen eingeladen. Viele folgten der Einladung und bedienten sich freudig.

Zum Abschluss sangen die Waldorfschüler spontan "Bunt sind schon die Wälder" und "Dona nobis pacem" dreistimmig. Nach dem Aufräumen beteuerten die Schüler, dass es ihnen große Freude bereitet hatte, den Menschen aus anderen Kulturen zu begegnen und sie zu unterstützen. Die Klasse war sich einig, dass sie wiederkommen will. Denn es gibt noch weitere Fahrräder zu reparieren und auch einen Unterstand für diese würden sie gerne bauen. Die Wände sollte man auch streichen, hatten sie gleich festgestellt. Außerdem wollen einige Schüler mit ihren Eltern vorbeikommen, um mit den Kindern zu spielen, und etwas Gutes tun. Für die Kinder sind nach diesem Tag Flüchtlinge nicht mehr irgendwelche fremden Menschen, die nach Deutschland kommen und bei denen man nicht weiß, wie man mit ihnen umgehen soll, sondern sie haben ein freundliches Gesicht bekommen.

Manche Flüchtlingskinder hatten ihre kleinen Zimmer geöffnet, die Schüler eingeladen und ein wenig aus ihrem Leben erzählt. Als Dank für die Arbeit und Begegnung verteilten einige Gummibärchen an die Schüler.