Erst spät eingewechselt wurde im gestrigen Rückrindenspiel in Mössingen Freudenstadts Ümit Dagistan (Bild rechts). Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

LandesligaSpVgg Freudenstadt schenkt beim "Sechs-Punkte-Spiel" in Mössingen drei Tore fahrlässig her

Von Arno Schade

SpVgg Mössingen – SpVgg Freudenstadt 4:1 (3:1). Vier Tore, dazu noch vier Aluminiumtreffer und weitere vergebene Chancen: Auch sein Heimdebüt gestaltete der neue Mössinger Trainer Albert Lennerth erfolgreich. Mit dem verdienten Erfolg bauten die Gastgeber ihren Vorsprung auf die SpVgg Freudenstadt auf jetzt sieben Zähler aus.

Dass seine Mannschaft die aus der Analyse des Gegners erarbeiteten Vorgaben vor allem in der ersten Halbzeit gänzlich in der Kabine vergessen hatte, ließ Freudenstadts Trainer Jens Bertiller "maßlos enttäuscht" zurück. Zwar hatte seine Mannschaft recht forsch und mit einer hoch stehenden offensiven Viererkette hinter der einzigen Spitze Kevin Braun begonnen, brachte sich aber schon nach elf Minuten nach einem Ballverlust mit anschließendem Foulspiel ins Hintertreffen. Endpunkt der Fehlerkette war Torwart Lukas Betz, der den haltbaren, vor ihm kurz aufsetzenden 23 m-Freistoß von Massimo Imperatore zum 1:0 ins Netz rutschen ließ.

Der Führungstreffer war Wasser auf die Mühlen der nach dem jüngsten Sieg in Schwenninger hoch motiviert und bissig auftretenden Mössinger, die vor allem ein klares Plus in den Zweikämpfen im Mittelfeld erarbeiteten, immer nahe am Mann waren und vorne zudem zwei ganz gefährliche Waffen aufbieten konnten. Zielspieler und Torjäger Kevin Schneider machte viele der weiten Bälle fest, suchte notfalls auch den Körperkontakt mit den Freudenstädter Abwehrspielern und holte damit Freistöße heraus. Und die waren immer brandgefährlich, wie nach 14 Minuten, als Lukas Betz mit einer Blitz-Reaktion gegen den Kopfball von Christoph Schelling seinen Fehler vom Gegentor wieder wett machte. Nachdem zuvor bereits ein Ball an der Latte gelandet war (13.), zirkelte Kevin Schneider nach 18 Minuten einen weiteren Freistoß von Max Maier an den rechten Pfosten.

Kapitän Maier war neben Yilmaz Yasin der überragende Dirigent seiner Truppe aus dem zentralen Mittelfeld heraus und stieß auch immer wieder gefährlich in die Spitze. So auch in der 20. Minute nach einem genau getimten Pass von Micha-Maximilian Fuoß in die Schnittstelle der Abwehrkette, den Max Maier eiskalt zum 2:0 veredelte.

Viele Fouls, Freistöße und Wortgefechte spiegelten in der Folge die Brisanz der hektischen Begegnung auf einem ganz schlecht bespielbaren Platz, ehe die Partie mit zwei Treffern noch einmal Fahrt aufnahm. Aus spitzem Winkel traf in der 34. Minute zunächst erneut Max Maier nach der Kopfballverlängerung von Kevin Schneider eines weiten Einwurfs von Yilmaz Yasin zum 3:0, und Jens Bertiller war wieder auf der Palme: "Genau davor hatten wir auch gewarnt!" Fünf Minuten später registrierte er deutlich erfreuter den 3:1-Anschlustreffer, bei dem sich Kevin Braun nach einer ganz lang in der Luft befindlichen Flanke von Fabio Weimer in der oberen Etage durchsetzte und sein Kopfball mit Hilfe des Innenpfostens im Netz landete. Fast hätten die Hausherren aber noch vor der Pause den alten Abstand wieder hergestellt, doch Christoph Schelling traf aus dem Hinterhalt in der 44. Minute wieder nur den Pfosten.

Vor allem über ihre Standardsituationen und Konter blieb die SpVgg Mössingen auch nach dem Seitenwechsel erst einmal das gefährlicher Team, scheiterte aber immer wieder an Lukas Betz oder dem Zusammenspiel des Freudenstädter Keepers mit dem Pfosten bei einem Schuss von Christoph Schelling (54.). Nach einer Stunde wehrten sich die Gäste aber wieder. Nur um Haaresbreite scheiterte ihr Bester Pascal Fahrner in der 62. Minute mit einem Kopfball an den Fingerspitzen von Mössingens Torwart Ali Öztürk.

So blieb den Hausherren durch Yilmaz Yasin das letzte Wort vorbehalten. Er traf zwar in der 82. Minute zunächst den Ball nicht, dafür saß sein anschließender zweiter Versuch umso genauer im linken Eck zum 4:1. Der allerletzte Aufreger war dann in der Schlussphase die gelb-rote Karte gegen Mattias Weimer (86.).

Trainerstimmen

Albert Lennerth (SpVgg Mössingen): "Wir haben auf diesem schlechten Platz wenig zugelassen, Freudenstadt hatte kaum Torchancen. Wir haben selbst nach vorne über die Außenpositionen gut Druck gemacht und die Bälle sind gut in die Nahtstelle der Abwehr gekommen. Für uns ist es wichtig, für jeden Gegner einen guten Plan zu haben; das gilt auch für die kommenden Spiele gegen andere Gegner, in denen nicht der Kampf, sondern mehr spielerische Elemente gefragt sein werden." Jens Bertiller (SpVgg Freudenstadt): "Der Sieg von Mössingen geht auch in dieser Höhe absolut in Ordnung. Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit alles vermissen lassen, was Landesligafußball ausmacht. Nach der Pause waren wir zwischenzeitlich dem 3:2 näher als Mössingen dem 4:1, aber da hat es dann vorne auch an Qualität gefehlt." MannschaftenSpVgg Mössingen: Ali Öztürk, Jan Binder (76. Daniel Knop), Sebastian Haas, Yilmaz Yasin, Orhan Bobic, Max Maier (86. Stefan Mader), Kevin Schneider, Christoph Schelling, Florian Stopper, Micha-Maximilian Fuoß (67. Tim Löffler), Massimo Imperatore. SpVgg Freudenstadt: Lukas Betz, Daniel Ruoff, Dario Schmidt (73. Nico Hauer), Pascal Fahrner, Simon Spissinger, Robert Ruoff, Kevin Braun, Gerhard Boos (67. Ümit Dagistan), Fabio Weimer, Simon Schau, Matthias Weimer. Zuschauer: 100.

Schiedsrichter: Johannes Deiß (Ulm).

Besondere Vorkommnisse: Gelb-rote Karte: M. Weimer (86.).

Tore: 1:0 (11.) M. Imperatore, 2:0, 3:0 (20., 34.) M. Maier, 3:1 (39.) K. Braun, 4:1 (82.) Y. Yasin.