Im Gefängnis lernt Ferdinand den Bären kennen, der glaubt eine Biene zu sein, und den Fuchs, der sich als Gans ausgibt. Fotos: Lorek Foto: Schwarzwälder-Bote

Theatergruppe "mittendrin" begeistert Publikum mit dem Stück "Die besseren Wälder" zum Jubiläumsabschluss

Von Silvia Lorek

Freudenstadt. Das Beste kommt oft zum Schluss, wie die Theateraufführung der inklusiven Theatergruppe "mittendrin", die zum Abschluss des Jubiläums der Lebenshilfe, die am Freitag und Samstag in der Falkenrealschule gezeigt wurde. Herzerfrischend und mit großer Spielfreude zeigten die 14 Laienschauspieler im Alter von 13 bis 48 Jahren mit dem Stück "Die besseren Wälder", was in ihnen steckt und begeisterten das Publikum.

"Die besseren Wälder" sei ein tiefgründiges Thema, so Theodor Deeg, Vorsitzender der Lebenshilfe Kreis Freudenstadt bei der Begrüßung der Zuschauer in der voll besetzten Aula der Falkenrealkschule, bei dem oft alles anders käme als gedacht. Es gehe um Schafe und Wölfe, um Gegensätze, Freundschaft, Vorurteile, Gemeinschaft und die Suche nach Zuordnung und Identität.

Sein Dank galt allen Beteiligten, insbesondere auch den beiden Theaterpädagoginnen und Regiseurinnen Monika Bruch und Damaris Nübel, die seit Sommer mit den jungen Menschen mit und ohne Behinderung geprobt hatten, sowie der Aktion Mensch, der Kreissparkasse und der Stadt Freudenstadt für ihre Unterstützung.

Bürgermeister und Schirmherr Gerhard Link betonte, Offenheit, Toleranz und die individuellen Fähigkeiten zu fördern, seien sehr wichtig. Er freue sich, dass die Stadt und die Lebenshilfe integrativ und verlässlich gut zusammenarbeiten würden. Der Bürgermeister gratulierte auch im Namen von Oberbürgermeister Julian Osswald und dem Gemeinderat zum 50-jährigen Bestehen mit einem Jubiläumsgeldgeschenk. Auch Link erwartete gespannt mit allen Anwesenden Martin Baltscheits Theaterstück.

"Sind wir schon zu spät?", fragte sich die Regisseurin und eilte mit Leonie und Peter in Richtung Bühne. Kurz darauf rief sie die Theatertruppe "mittendrin" herbei, die singend und unter Applaus die Bühne betrat. Flugs verteilte die Regisseurin die passenden Schafs- und Wolfskostüme an die Mitspieler, stellte sie und ihre Rolle vor und erzählte Leonie und Peter die Geschichte von Ferdinand, dem kleinen Wolf, der mit seinen Eltern auf dem Weg in die besseren Wälder war.

Es war bitterkalt und sie träumten von Lammkeulen und anderen Köstlichkeiten. Sie kämpften sich durch den Schneesturm vorwärts. Durch den lauten Wind von Ferdinand unbemerkt, wurden seine Eltern vom Jäger erwischt. Ferdinand tapste allein weiter und kam schließlich entkräftet und halb verhungert beim Schaf Frauke und ihrem Mann Wanja an, die sich schon lange vergeblich ein Babyschaf gewünscht hatten. Nach kurzem Überlegen, beschlossen die beiden Schafe, den kleinen Wolf zu adoptieren und aus ihm ein Schaf zu machen.

Schon an seinem zweiten Geburtstag konnte Ferdinand das "Gedicht der Salate" aufsagen, und er bekam einen Möhrenkuchen, einen Wikingerhelm und sogar die Glocke von Wanjas Vater als Geschenk sowie eine tolle Geburtstagsparty. Es war ein richtiges Schaf aus ihm geworden. Mit seinen Freunden Kevin und Melli träumt Ferdinand später von besseren Wiesen, besserer Luft und Abenteuern.

Mit Melli, dem Schaf, verlässt er die geschützte Wiese und schon bald sind sie in Gefahr. Ein Wolf taucht auf. Ferdinand beschützt Melli und kämpft gegen den Wolf, der darauf feststellt: "Du bist ein weißer Wolf". Weil Melli bald darauf tot aufgefunden wird und Ferdinand verdächtigt wird, kommt er ins Gefängnis. Dort trifft er auf einen Bären, der glaubt eine Biene zu sein und auf einen Fuchs, der sich als Gans ausgibt. Die beiden testen Ferdinand und finden heraus, dass er kein Schaf, sondern ein Wolf ist.

Aus dem Gefängnis entlassen, irrt Ferdinand verstört umher, folgt seiner Nase auf der Suche nach Futter und trifft auf ein Wolfsrudel. Die Wolfsmutter rät ihm zunächst wieder zurück in die besseren Wälder zu gehen und will wissen, wie es dort ist. Nach Ferdinands Geschichte, beschließen sie, einen richtigen Wolf aus ihm zu machen. Ferdinand wird akzeptiert und gemeinsam gehen sie auf die Jagd.

Derweil fragen sich die Schafseltern Frauke und Wanja, was aus ihrem Schützling geworden ist, denn in der Zwischenzeit haben sie erfahren, dass Schäfchen Melli von einem Hund gerissen wurde. Trotz der Gefahren, träumen auch diese beiden von einer Welt ohne Zäune. Für ihre große Spielfreude, die tollen Spezialeffekte bei Wind und Schnee und für die witzige Situationskomik, wurde die Theatergruppe mit sehr langem, begeistertem Applaus und stehenden Ovationen vom Publikum belohnt. Von beiden Regisseurinnen Bruch und Nübel gab es zudem für jeden eine Rose. Im Anschluss an die gelungene Aufführung bestand noch die Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen.