1899 wurde der Grundstein der Kniebiser Kirche gelegt. Foto: Schmid Foto: Schwarzwälder-Bote

Vor 190 Jahren wurde Kniebis zur eigenständigen Gemeinde erhoben / In Kriegszeiten strategisch bedeutend

Freudenstadt-Kniebis (id). Der Kniebis ist immer ein wehrhafter Berg gewesen. Im Zweiten Weltkrieg, dessen Ausbruch sich in diesem Jahr zum 75. Mal jährt, wurde ihm eine strategische Bedeutung beigemessen.

Die Verhaue, die der Bischof von Straßburg im Jahre 1320 in seinem Kampf gegen Ludwig den Bayern, an der Oppenauer Steige errichten ließ, vermochten die bayerischen Soldaten ebenso wenig aufzuhalten, wie die deutschen Minensperren unweit derselben Stelle im Jahre 1945 die französische Armee. Auch die Schwedenschanze beim Rossbühl erfüllte während des Dreißigjährigen Krieges nicht ganz ihren Zweck, sonst hätte Grimmelshausen aus Renchen in seinem Simpliccisimus nicht von so viel Gräueln zu berichten gewusst.

Im spanischen Erbfolgekrieg (1702 bis 1714) versuchte man es dann mit der Alexanderschanze, einer für jene Zeit höchst moderne Fortifikation mit Wassergräben und Sperrturm. Aber auch mit ihr wurden die Franzosen bald fertig. Im Jahre 1704 zog der französische Marschall Villars über den Kniebis, und 90 Jahre später gelang es dem berühmten Corps St. Cyrs, den Württemberger Erzherzog Karl über die Schwabenschanze aus Baden zu vertreiben. 1805 versuchte Murat dann mit Hilfe der Württemberger, die zur Abwechslung einmal wieder Verbündete der Franzosen und Feinde der Österreicher waren, letztere vom Kniebis zu verjagen. Die Schwaben winkten ab: Sie seien zu schwach gegen das mächtige Österreich.

Während man nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Schliffkopf die Bunker von 1939 sprengte, ließ man die alten Schanzen auf dem Kniebis im Heidekraut weiter schlummern. Nur wenige, die heute über den Kniebis fahren oder wandern, wissen von einem Kloster, das einmal dort oben stand. Kümmerliche Mauerreste geben dem Ortskundigen Zeugnis davon. Wann das Kloster gegründet wurde, ist nicht bekannt. In einer fürstenbergischen Urkunde aus dem Jahre 1267 ist von dem Bestehen einer Kapelle mit Klausnerei auf dem Kniebis die Rede. Wenige Jahre später gründete Graf Heinrich von Fürstenberg auf dem Kniebis ein Chorherrenstift, und 1277 zogen Franziskanermönche auf den Berg.

Viele Arme klopften an die Tür des Kniebiser Klosters

Im Laufe der Jahrhunderte erfreute sich das Kloster mehrerer Stiftungen, die bitter notwendig waren, denn die vielen durchwandernden Armen, die täglich an die Klosterpforte klopften, wollten beköstigt sein. Das Franziskanerkloster Kniebis unterstellte sich 1341 freiwillig dem Kloster Alpirsbach. Damit wurden die Mönche Mitglieder des Benediktinerordens. Dieses Kniebiser Kloster diente weniger der christlichen Mission, es bekam seine besondere Bedeutung durch seine Lage auf dem Fernweg zwischen Schwaben und dem Elsass. Die Klosterkirche lag auf württembergischem Gebiet, wurde im Zuge der Reformation umgestaltet. Die Bedeutung der Gastherberge des Klosters wurde immer größer, der Gastwirt war beauftragt, das Zoll- und Wegegeld zu erheben. Herzog Friedrich von Württemberg (1598 bis 1608) nutzte den Fernweg über den Kniebis und durch das Renchtal als Verbindung zu seiner Herrschaft in Mömpelgrad und im Elsass. 1635 zerstörte ein Brand das Kloster Kniebis.

Im Dreißigjährigen Krieg zogen neben den kaiserlichen Truppen auch Schweden und Franzosen über den Kniebispass, und dessen militärische Bedeutung wuchs in der Folgezeit. Die Besiedelung des Kniebis auf württembergischer Seite begann um das Jahr 1700, während die Fürstlich-Fürstenbergische Verwaltung im Jahre 1782 den Aufbau einer Holzhauer-Kolonie organisierte.

Hansjakob beschreibt harte Arbeit der Harzreißer und Köhler

Heinrich Hansjakob, katholischer Pfarrer, badischer Heimatschriftsteller, Historiker und Politiker, hat das harte Leben und die Schwerstarbeit der Kniebiser als Harzreißer, Kinrußbrenner und Köhler in seinem Buch "Fürst von Teufelstein" eindrucksvoll geschildert.

Zunächst gehörte diese neue Kolonie verwaltungsmäßig noch zum "Stab Schapbach". Die Seelsorge übernahmen die Mönche des Rippoldsauer Klosters. Als aber 1822 beziehungsweise 1824 Rippoldsau als Kirche und politische Gemeinde selbstständig wurde, bekam auch der badische Kniebis seinen eigenen Bürgermeister. Die religiöse Betreuung übernahm der jeweilige Rippoldsauer Pfarrer. 1873 erbauten die Kniebiser sich ein neues Schul- und Rathaus, der Fürst von Fürstenberg stiftete die Schulglocke. Aber es fehlte den katholischen Kniebisern immer noch das Herzstück, eine eigene Kirche, dessen Grundsteinlegung 1899 erfolgte.

1938 endete jedoch die Selbstständigkeit. Per Reichsstatthaltergesetz vom 1. April wurde die badische Kniebisgemeinde nach Bad Rippoldsau eingemeindet. Im Wege der Gemeindereform kam es zu einer sinnvollen Lösung und die drei Kniebisorte wurden zum 1. Januar 1975 nach Freudenstadt eingemeindet.