Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen. Foto: Bouß Foto: Schwarzwälder-Bote

Handwerk: Vollversammlung tagt

Region. Stimmungshoch mit Schattenseiten: Wie es mit dem Handwerk weitergehen soll, das war eines der zentralen Themen in der Sommervollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen am Donnerstag.

Was die konjunkturelle Situation angeht, gab Kammerpräsident Harald Herrmann Entwarnung: "Das Handwerk ist immer noch bester Stimmung, über zwei Drittel der Betriebe bewerten die Geschäftslage im vergangenen Quartal als gut." Allerdings gebe es einen Wermutstropfen: Zusätzliche Arbeitsplätze seien trotz gut gefüllter Auftragslage nicht geschaffen worden. "Es fehlt an Fachkräften. Die Betriebe suchen händeringend nach guten Leuten. Aber es fehlt an qualifizierten Bewerbern", so Herrmann.

Das Problem setze sich im Bereich der Ausbildung fort. Denn auch hier seien zahlreiche Ausbildungsstellen unbesetzt geblieben. "Aktuell sind in unserer Lehrstellenbörse 1776 freie Lehrstellen zu finden. Alleine für dieses Jahr sind es noch 820", so Herrmann weiter. Immerhin verzeichnet die Kammer aktuell aber ein Plus an neu abgeschlossenen Lehrverträgen von rund zwei Prozent.

Dennoch werde die Handwerkskammer fortfahren müssen, Jugendliche für handwerkliche Berufe zu begeistern. Dazu trage unter anderem die Imagekampagne des deutschen Handwerks bei. Darüber hinaus müssten aber auch die Betriebe dabei unterstützt werden, den wachsenden Ansprüchen von Seiten der Kunden begegnen zu können. Und vor allem müssten die Themen Facharbeitermangel und die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft strategisch angegangen werden. Herrmann: "Unsere Aufgabe wird es künftig sein, mit vermehrten Beratungsangeboten und Workshops die Entwicklung und Umsetzung konkreter Maßnahmen in den Betrieben voranzutreiben."

Dabei spielten die unterschiedlichen Strukturen des Handwerks eine bedeutende Rolle. Während manche Betriebe in Sachen Digitalisierung schon sehr fortgeschritten seien, zeigten sich in anderen Betrieben noch große Berührungsängste. In beiden Fällen könnten die Angebote der Handwerkskammer, wie zum Beispiel aktuell die Veranstaltungen und "Webinare", helfen.