Michael Koltzenburg erläutert auf dem Kienberg seine Vorgehensweise bei der Kartierung von FFH-Mähwiesen. Foto: Riesterer

Im Landkreis werden Offenland-Biotope neu erfasst. Grundlage vieler Schutzprojekte.

Kreis Freudenstadt - Im Kreis Freudenstadt erfassen derzeit Kartierer die Bestände an Offenland-Biotopen. Besonderes Augenmerk liegt auf den sogenannten FFH-Mähwiesen, deren Rückgang gebremst werden soll.

Wer derzeit auf den Wanderwegen der Umgebung spazieren geht, könnte auf Michael Koltzenburg treffen. Der Biologe durchstreift seit Anfang Mai wie etwa 30 seiner Kollegen alle Flächen des Kreises, die keine Siedlungs- oder Waldgebiete sind. Koltzenburg hält den Bestand von artenreichen Offenland-Biotopen, etwa Moore, Wiesen oder Feldgehölze, fest. Dabei dürfen die Kartierer auch private Grundstücke betreten.

Denn unterwegs sind Koltzenburg und Co. im Auftrag der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW), zu dessen Hauptaufgaben der Erhalt der Artenvielfalt gehört. Deshalb schreibt die LUBW jährlich einige der 44 Stadt- und Landkreise zur Neu-Kartierung aus – für 2016 stehen Freudenstadt und der Ortenaukreis auf dem Programm.

Grundlage der Erfassung sind die Bundes- und Landesnaturschutzgesetze wie auch die europäische FFH-Richtlinie (Fauna = Tierwelt, Flora = Pflanzenwelt, Habitat = Lebensraum). Diese drei Texte erfassen alle schützenswerten Biotoparten. "Die Kartierung ist bedeutend für die Eingriffs-Ausgleich-Regelung, die Landschaftspläne der Gemeinden oder den Natur- und Artenschutz. Deshalb ist es wichtig, dass die Gebiete exakt und regelmäßig erfasst werden", sagt Verena Niegetiet, Projektleiterin für Biotopkartierung beim LUBW. "Und die Daten hierfür liefern wir Kartierer", ergänzt Koltzenburg.

In einer ersten Phase wurden zuletzt die sogenannten FFH-Mähwiesen erfasst. Diese Biotope sind artenreiche, wirtschaftlich genutzte Wiesen, die – worauf der Name schließen lässt – nur durch die europäische Richtlinie, nicht aber gesetzlich geschützt sind. Eine solche FFH-Mähwiese befindet sich zum Beispiel in Freudenstadt auf dem Kienberg.

Dabei untersuchen die Kartierer das Vorkommen der Arten und deren Vielfalt, die Bodenbeschaffenheit, den ph-Wert des Bodens, ob es sich um eine Flachland- oder Bergmähwiese handelt und bewerten letztlich ihren Erhaltungszustand.

Aufgrund der strengen Vorgaben der LUBW sind alle Kartierer studierte Landschaftsökologen, Biologen oder Geografen und haben zusätzlich eine Kartierer-Schulung durchlaufen. Im weiteren Verlauf werden nun die weiteren Biotope erfasst. Die Kartierer sind voraussichtlich bis Ende Oktober unterwegs. Die Daten werden weiter von der LUBW ausgewertet, später nochmals geprüft und stehen nach der Abnahme etwa im Herbst 2017 zur Verfügung, sagt Niegetiet.

Der Vergleich der neuen mit den alten Daten zeigt, wo Biotope sich gehalten oder verändert haben, verschwunden oder neu entstanden sind. "Gerade die Mähwiesen sind ein Problem. Sind diese stark gedüngt, werden die durchsetzungsschwachen Pflanzen verdrängt. Die Artenvielfalt geht auf Kosten der größeren gewonnenen Biomasse zurück", erklärt Koltzenburg. Und das wirke sich auch auf die Tierwelt aus. Koltzenburg nennt als Beispiel den Rückgang der Wiesenvögel.

Deshalb hat die LUBW Programme ins Leben gerufen, die Landwirte fördern, sollten sie den Erhalt ihrer Mähwiesen und der damit verbundenen Artenvielfalt unterstützen.

Weitere Informationen:

Über die LUBW und die Offenland-Biotopkartierung unter www.lubw.baden-wuerttemberg.de