Mit der Installation eines Zimmers machten die DynaMOS auf die Wohnraumnot junger Menschen auf dem Marktplatz aufmerksam (von links): Elisa Teufel von der Kinder- und Jugendwerkstatt Eigen-Sinn, Manuel Trick von der Erlacher Höhe und Rüdiger Holderried von der Diakonischen Bezirksstelle. Foto: Lorek

Zahl steigt auch in Freudenstadt. Aktion soll Situation deutlich machen. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp.

Freudenstadt - Mit einer "Wohn Raum"-Installation in der Musikmuschel auf dem Freudenstädter Marktplatz machten die DynaMOS (Dynamische mobile Jugend-Sozialarbeit) auf die Wohnraum-Not junger Erwachsener aufmerksam und beteiligten sich an der landesweiten Aktion zu diesem Thema.

Elisa Teufel von der Kinder- und Jugendwerkstatt Eigen-Sinn und Manuel Trick von der Erlacher Höhe, hatten gemeinsam mit Rüdiger Holderried von der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt ein typisches und begehbares Zimmer in der Musikmuschel aufgebaut. Klein, mit zusammengewürfelten Möbeln ausgestattet, jedoch ohne Küche und Toilette.

Dass überdurchschnittlich viele junge Menschen unter 25 Jahren im idyllischen Freudenstadt von Wohnungslosigkeit betroffen oder bedroht sind, überraschte auch viele Passanten, berichtete Rüdiger Holderried. Als Indikator wurden die Zahlen der Bewohner im Aufnahmeheim der Erlacher Höhe verwendet. Rund 30 Prozent der aufgenommenen Manschen sind unter 25 Jahre alt. Bundesweit liegt diese Zahl bei 21 Prozent.

Steigende Zahlen gebe es auch bei Männern über 25 Jahren, berichtete Manuel Trick. Die Erlacher Höhe habe in ihrem Aufnahmeheim in Freudenstadt 20 Plätze für Männer und sieben für Frauen. Dort könnten die Bewohner drei bis sechs Monate bleiben, würden sozialpädagogisch betreut und auch bei der Wohnungssuche aktiv unterstützt, so Trick weiter.

Besorgniserregend, so berichtete Elisa Teufel von der Kinderwerkstatt Eigen-Sinn, sei die steigende Zahl junger Frauen, die wohnungslos seien, es aber oft aus Scham weder vor sich selbst noch vor anderen eingestehen wollen, auch aus Sorge vor sozialer Ausgrenzung. Ihnen schnell zu helfen, sei deshalb schwieriger.

Die Gründe für Wohnungslosigkeit seien vielfältig und bezahlbarer Wohnraum knapp, so die einhellige Meinung der drei Mitarbeiter. Es gebe auch Notunterkünfte der Stadt für längere Aufenthalte, beispielsweise nach Zwangsräumungen, sowie eine Notfallstelle für eine Nacht. Persönliche und familiäre Schwierigkeiten wie keine Arbeitsstelle, kein Geld, Suchtprobleme oder Gewalt seien oft die Ursachen für diese Notlagen. Oft wüssten die Betroffenen aber nicht, ob, wie oder wo sie sich Hilfe holen könnten, so Elisa Teufel weiter.

In einer kleinen Mitmach-Aktion in der Wohnraum-Installation in der Musikmuschel konnten die Marktplatzbesucher auf die Frage antworten: "Wer dürfte bei Ihnen wohnen?". Zur Auswahl standen ein junger Mann (23 Jahre alt), abgebrochener Schulabschluss, 1,5 Jahre Berufstätigkeit, zwei Monate Haftzeit und abgeschlossene Suchttherapie, beziehungsweise ein junger Mann (24 Jahre alt), abgebrochener Schulabschluss, zweijährige Berufstätigkeit plus ein Jahr Haft. Die Abstimmung wurde nicht wirklich oft angenommen, was aber möglicherweise am kühlen und nebligen Wetter während der Aktionswoche gelegen haben könnte, vermutete Holderried. Das Ergebnis fiel fast ausgeglichen aus.

Rüdiger Holderried, Elisa Teufel und Manuel Trick stehen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite und freuen sich auch über Vermieter, die jungen, in Not geratenen Menschen Wohnraum zur Verfügung stellen können. Die drei Mitarbeiter sind erreichbar bei der Kinder- und Jugendwerkstatt Eigen-Sinn, Telefonnummer: 07446/54 70 61, der Diakonie, Telefonnummer 07441/88 40 16 und bei der Erlacher Höhe, Telefonnummer 07441/86 67 04.