Wohin geht die Reise bei Elternbeiträgen und Zuschüssen für Tageseltern im Kreis Freudenstadt? Foto: Wolf Foto: Schwarzwälder-Bote

Erziehung: Entscheidung über Elternbeiträge in Kindertagespflege nach Antrag von Verein verschoben

Steigen die Elternbeiträge im Landkreis Freudenstadt für Kindertagespflege? Und bekommen Tageseltern mehr Geld? Die Antworten auf beide Fragen hängen offenbar zusammen. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags hat die Abstimmung auf den 27. November vertagt.

Kreis Freudenstadt. Dann wird neben den Beiträgen auch diskutiert werden, ob und wie viel der Landkreis künftig mehr zahlen muss. Daraus ergeben sich neue Fragen, die vor der Abstimmung zu klären sind.

Worum geht es?

Ursprünglich sollte in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses eine Erhöhung der Elternbeiträge in der Tagespflege diskutiert werden. Hintergrund ist ein Beschluss, die Elternbeiträge für Kindertagespflege den Beiträgen in Kindergärten anzupassen – angestrebt ist jeweils eine Kostendeckung von rund 20 Prozent durch Elternbeteiligung. Der Tageselternverein Landkreis Freudenstadt stellte aber – nicht fristgerecht – den Antrag, die vom Landkreis zu zahlenden Leistungen für Tagespflege um einen Euro auf 6,50 Euro pro Kind und Stunde zu erhöhen. Zudem soll der Betrag vor 8 Uhr morgens und nach 18 Uhr an Werktagen sowie am Wochenende auf 7,50 Euro steigen. Daraus würde sich eine höhere Entlohnung der Tageseltern ergeben. Paul Huber, zweiter Vorsitzender des Tageselternvereins, stellte zudem in der Sitzung den Antrag, die Elternbeiträge und die Entlohnung der Tageseltern gemeinsam am 27. November zu behandeln.

Wer ist betroffen?

Laut Tageselternverein befinden sich derzeit rund 400 Kinder im Kreis Freudenstadt in Tagespflege. Etwa 180 von ihnen sind jünger als drei Jahre. Betreut werden sie im Moment von rund 100 Tageseltern.

Welche finanziellen Folgen stehen zur Diskussion?

Aktuell nimmt der Landkreis 30 000 Euro im Monat an Elternbeiträgen für Kindertagespflege ein, was dem angestrebten Kostendeckungsgrad in etwa entspricht. Eine Anhebung der Gebührensätze würde zu rund 2300 Euro monatlichen Mehreinnahmen führen. Der Tageselternverein geht in seinem Antrag von insgesamt etwa 300 000 Euro Mehrkosten im Jahr 2018 aus, die wiederum zu rund 20 Prozent durch Elternbeiträge gedeckt werden sollen.

Was ist das Anliegen des Tageselternvereins?

Der Verein weist darauf hin, dass Tageseltern auf selbstständiger Basis arbeiten, wobei die öffentliche Hand die Rahmenbedingungen festlegt. Einen freien Markt gebe es demnach nicht. Viele Tageseltern bekommen laut Verein weniger als den Mindestlohn und sind von Altersarmut bedroht. Mit dem Antrag wollte man nun erreichen, dass nicht über eine Erhöhung der Einnahmen des Landkreises abgestimmt wird, bevor auch die Entlohnung der Tageseltern besprochen wurde. Landrat Klaus Michael Rückert hält die Verknüpfung der beiden Fragen ebenfalls für "schlüssig". Doch die im Antrag des Vereins genannten Leistungen werden per Empfehlung auf Landesebene festgelegt, wo die Beratungen aber seit längerem stocken. Mit der Abstimmung über eine Erhöhung der Elternbeiträge könne man dagegen nicht länger warten, heißt es aus dem Landratsamt.

Welche Konsequenzen hat die Vertagung?

Anfangs war geplant, die Elternbeiträge im Landkreis Freudenstadt rückwirkend zum 1. September zu erhöhen. Da das Thema nun erst Ende November diskutiert wird und der Kreistag im Dezember zustimmen muss, ist offen, ob dennoch eine Rückwirkung bis zum September beschlossen wird. Wenn nicht, würden dem Landkreis in diesem Zeitraum die monatlichen Einnahmen von rund 2300 Euro verloren gehen. Andernfalls werden die Eltern wohl erst im Januar 2018 über eine Erhöhung informiert, die rückwirkend ab dem 1. September 2017 gelten soll.