Einige verstörende Szenen waren im Stück "Das Experiment" zu sehen. Foto: Kober Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: Elftklässler der Waldorschule führen mit professioneller Unterstützung "Das Experiment" auf

Freudenstadt. Von blanker Grausamkeit über epische Monologe und abstrakte Szenen bis zu heiteren Momenten reicht das Theaterstück "Das Experiment". Die elfte Klasse der Waldorfschule Freudenstadt hat die außergewöhnliche Aufführung in einem knapp vierwöchigen Theaterprojekt erarbeitet.

Mit "Das Experiment" gehen die Schauspieler und Organisatoren das Risiko ein, missverstanden zu werden. Das Stück ist brutal und anspruchsvoll. Es lehnt sich an ein Experiment der Stanford Universität aus den 70er-Jahren an. Die Schüler stellen einen inszenierten Gefängnisalltag dar. Wie auch im echten Stanford-Experiment und in der gleichnamigen Verfilmung werden freiwillige Probanden in Wärter und Häftlinge unterteilt.

Erbrechen auf der Bühne

Obwohl Gewalt von den Wissenschaftlern verboten wurde, kommt es schnell zu physischer und psychischer Gewalt. Spannend inszeniert und professionell gespielt, wurde den Zuschauern vor Augen geführt, zu welchen Grausamkeiten der Mensch im Stande ist, wenn er die nötige Macht bekommt.

Erbrechen auf der Bühne, halb nackte Schauspieler und verstörende Verhöre sind nur einige der grausamen Elemente des Stücks. Zeitweise ist die Handlung so brutal, dass sie als Zuschauer nur schwer mit anzusehen waren.

Philosophische Zwischenszenen und lustige Momente ließen die Zuschauer immer wieder kurz durchatmen und vervollständigten die Aufführung. Wie gebannt das Publikum von der Premiere im ehemaligen Schlott Areal war, zeigte sich, als in der Pause und nach der Vorstellung die Atmosphäre nachdenklich und angespannt blieb.

Dennoch – oder gerade deshalb - wurden die Schauspieler mit tosendem Applaus für ihre Arbeit belohnt. Das aktuelle Thema interessierte wohl einige. So war die Premiere im ehemaligen Schlott Gebäude gut besucht. "Es ist den Schülern gelungen, ein Stück auf die Bühne zu bringen, das die Hintergründe der körperlichen und psychischen Gewalt hinterfragt", so ein Zuschauer. Das Verhalten der verschiedenen Charaktere führt dem Publikum die vielfältigen Ausprägungen der Gewalt vor Augen.

Die Schüler wollten mit ihrer Aufführung nach eigenen Angaben ein Mahnmal gegen Gewalt setzen. Unter anderem habe sie die momentane politische Situation dazu veranlasst, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Auch mit Manipulation, verbaler- und häuslicher Gewalt haben sich die Schüler im Vorfeld befasst. Klassenlehrerin Eva Knab habe anfangs Angst gehabt, das brutale Stück könnte missverstanden werden. Doch wer das Theaterstück gesehen hat versteht, dass Gewalt darin keineswegs verherrlicht wird.

Größerer Aufwand als bei anderen Projekten

Hinter der gelungenen Aufführung steckt in diesem Jahr ein größeres Team als bei den sonstigen Theaterprojekten der Waldorfschule. Das Projekt wurde vom erfahrenen Theaterpädagogen Torsten Brandes und seiner ehemaligen Schülerin Sophie Radde geleitet. Die beiden hatten auch das Drehbuch vollständig überarbeitet und um viele Elemente erweitert.

Brandes sorgte auch dafür, dass das Theaterstück kostenlos professionell beleuchtet wurde. Auch musikalische Begleitung und gelungene Kostüme gab es.