Das Ensemble L’Estro Armonico bietet in der Freudenstädter Stadtkirche einen Ausschnitt der Instrumentalmusik Venedigs in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikalische Vesper mit dem Ensemble L’Estro Armonico am Samstag in Freudenstadt / Historische Instrumente erklingen

Freudenstadt. Die musikalische Vesper am Samstag, 25. Oktober, ab 18 Uhr in der Freudenstädter Stadtkirche steht unter der Überschrift "Treffpunkt Venedig – Venezianische Kammermusik um 1700". Es musiziert das Ensemble L’Estro Armonico.

Venedig war in der Barockzeit eine von Europas Hauptstädten der Kunst und Musik. Der Handel mit dem Orient hatte der Stadt seit dem Mittelalter Reichtum und Unabhängigkeit gegeben.

"Hier möchte man 100 Ohren für die Musik haben"

Charles Burney, ein englischer Musikhistoriker, der im 18. Jahrhundert durch ganz Europa reiste, schreibt über Venedig: "Man sagt, dass Argos 100 Augen hatte. Hier möchte man 100 Ohren für die Musik haben, und 100 Augen für die Bilder und Architektur. Heute gibt es für einen Harmonie-Liebhaber so viel Versuchung, dass es schwer ist, sich zu entscheiden".

Wegen der geografischen Nähe zum Osten hatte sich Venedig immer vom Rest Italiens unterschieden. Seit dem 16. Jahrhundert entstand eine eigenständige "Venezianische Schule" sowohl in der Kunst als auch in der Musik. Die venezianischen Maler wie Tintoretto und Tizian schätzten die Farbe mehr als die Linie, entsprechend zogen Venedigs Komponisten die Harmonie dem Kontrapunkt vor.

Instrumentalmusik war besonders beliebt, und sie war so allgegenwärtig dass man sagte, die Straßenmusiker von Venedig könnten in anderen Städten erfolgreich Karriere machen.

Das Ensemble L’Estro Armonico zeigt in seinem Programm einen Ausschnitt der Instrumentalmusik Venedigs in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zu hören sind Werke von bedeutenden Komponisten zweier Generationen. Antonio Vivaldi wurde in Venedig geboren, verbrachte sein ganzes Leben dort und nahm eine zentrale Rolle im Musikleben der Stadt ein. Platti lernte als junger Musiker von venezianischen Meistern, Händel und Locatelli reisten während ihrer Karriere durch Venedig. Alle waren Teil der Klanglandschaft der Stadt.

Ganze Pracht und Spielfreude vermeintlich "alter" Musik

Venedig war Treffpunkt von Europa und Asien, sowie Treffpunkt der Komponisten dieses Programms. Seine Musik bleibt auch für heutige Hörer vielseitig und eindrucksvoll. Die ganze Pracht und Spielfreude vermeintlich "alter" Musik einem modernen Publikum zugänglich zu machen – das hat sich das junge Barockensemble L’Estro Armonico zum Ziel gesetzt.

Lebendige Ausdruckskraft, das Spiel mit Klangfarben, kunstvolle Ornamentik und technische Versiertheit zeichnen die Interpretationen bekannter sowie unbekannter Werke aus, die das Ensemble auf historischen Instrumenten zum Klingen bringt. Jedes Instrument tritt dabei auch mit Solodarbietungen und in Stücken für kleinere Besetzungen in den Vordergrund. Die Programme, die stets eine Thematik von verschiedenen Seiten beleuchten, erhalten dadurch Abwechslung und spielerische Leichtigkeit.

2012 gründeten Dora Szilágyi (Ungarn), Barock-Violine, Nadja Camichel (Schweiz), Traversflöte, Monika Ecker (Deutschland), Barock-Cello und Arturo Perez Fur (Spanien), Cembalo, gemeinsam "L’Estro Armonico", nachdem sie sich im Studium an der Schola Cantorum Basiliensis beziehungsweise dem Institut für Alte Musik der Freiburger Musikhochschule kennengelernt hatten. Seither hat das Ensemble zahlreiche Konzerte in Deutschland und der Schweiz gespielt, unter anderem bei den Bad Krozinger Schlosskonzerten und dem Kultursommer Elfenau.

Der Eintritt ist – wie zu allen musikalischen Vespern in der Freudenstädter Stadtkirche – frei.