Jan Rupcic ist seit 2004 Leiter der Haiterbacher Basketball-Abteilung. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

Basketball: Kleinste Stadt der Liga: KKK-Abteilungsleiter Jan Rupcic erklärt den Basketball-Standort Haiterbach

Auch wenn der KK Komusina Haiterbach zuletzt im BBW-Pokal gegen den SV Fellbach ausgeschieden ist: In der 2.    Regionalliga sind die Kuckucksstädter weiterhin auf Titelkurs. Schärfster Konkurrent ist auch dort der SV Fellbach, der momentan punktgleich vor dem KKK den Spitzenkampf belegt.

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten verdeutlicht KKK-Abteilungsleiter Jan Rupcic (33), was seinen Verein vom SV Fellbach unterscheidet, warum Haiterbach zu einer Basketball-Hochburg geworden ist und in welcher Liga der Höhenflug auf jeden Fall enden wird.

Herr Rupcic, 57:88-Niederlage im BBW-Pokal gegen Fellbach – ist das ein böses Omen für das Titelrennen in der Liga?

Das war eine deftige Niederlage, das hat weh getan. Vor allem, weil die Halle wirklich proppenvoll war. Ich hoffe aber, dass das eine Lehre für die Jungs sein wird. So einfach ist Fellbach nicht zu schlagen.

Was unterscheidet Fellbach und den KKK?

Fellbach ist ein ganz anderer Verein mit ganz anderen Voraussetzungen. Dahinter steht ein Gesamtverein mit mehreren tausend Mitgliedern. Fellbach hat größere Sponsoren, sogar mit Activ Bilanz seit dem letzten Jahr einen Namenssponsor. Die investieren viel und wollen klar nach oben. Die wollen die Vorreiterrolle im Raum Stuttgart übernehmen. Stuttgart hat keinen Bundesliga-Verein. Der höchstklassige Verein ist der MTV Stuttgart. Die spielen in der 1. Regionalliga, eine Liga über uns. Der MTV hat sogar das Aufstiegsrecht in die 2. Liga nicht wahrgenommen. Diese Position will sich nun Fellbach krallen. Wir sind mit unseren 150 Mitgliedern doch relativ klein aufgestellt – und außerdem weit weg von den Großstädten. Das absolute Gegenteil. Wir haben aber einen unglaublichen Zuspruch an Man-Power, was uns diesen Erfolg überhaupt ermöglicht.

Abgesehen von der Urspringschule ist Haiterbach ohnehin die kleinste Stadt der Liga. Ist das ein Standortnachteil?

Was die Spieler angeht: mit Sicherheit. Wir haben jetzt drei Spieler aus dem Raum Stuttgart, denn Basketball ist im Umkreis nicht so stark vertreten. In der Vergangenheit waren das sogar schon mehr. Wir versuchen eine gesunde Mischung zu finden, aber auf dem Niveau ist das ziemlich schwer. Wir haben einige gute, talentierte Jugendspieler. Der Sprung in die Regionalliga ist aber nicht ganz so einfach. Die Fellbacher sind im Jugendbereich auf jeden Fall weiter. Die haben einige Mannschaften in den Oberligen, unsere Mannschaften spielen mittlerweile schon Landesliga. Was für uns natürlich ein Standortvorteil ist: Wir haben Haiterbach in den letzten zehn Jahren zu einer Top-Basketball-Adresse gemacht. Das sieht man auch an den unglaublichen Zuschauerzahlen. Die steigen stetig. Das bestätigt unsere Arbeit.

Der KKK hat als kroatisch-stämmiger Verein einen ganz anderen Hintergrund als zum Beispiel Fellbach. Zuletzt wurden auch Spieler direkt aus Kroatien verpflichtet, darunter die beiden Frankos: Franko Koljanin und Franko Filipovic. Kann das ein Konzept für die Zukunft sein?

Die Fellbacher sind auch mit mehreren kroatischen Spielern ausgestattet. Gerade ihr Top-Scorer Emilio Banic wurde von Kroatien nach Deutschland geholt. Der will Profi werden. Sehr viele Vereine in den Regionalligen verstärken sich mit Spielern aus EU-Ländern. Bei unseren beiden Frankos war es so, dass wir wie gesagt Abhängigkeiten von auswärtigen Spielern verringern wollten. Wir sind über private Kontakte zu den beiden Frankos gekommen, die mittlerweile ihre zweite Saison bei uns spielen, hier Fuß gefasst haben, in Deutschland ein Leben aufbauen und uns hoffentlich lange erhalten bleiben. Wir wollen ein starkes Fundament mit Spielern aus dem nahen Umkreis schaffen.

Das bedeutet: Weiter wird man sich nicht nach Spielern in Kroatien umsehen?

Nein, das haben wir nicht vor.

Im Falle eines Aufstiegs in die 1. Regionalliga würde es zum ersten Mal über die baden-württembergischen Grenzen hinaus gehen. Ein Gegner wäre zum Beispiel der 1. FC Kaiserslautern. Kann der KKK die 1. Regionalliga stemmen?

Für uns würde sich nicht allzu drastisch etwas ändern. Klar, das spielerische Niveau würde nochmal steigen, aber der Großteil der Mannschaften kommt in der 1. Regionalliga aus Baden-Württemberg. Wir müssten nach Stuttgart, Karlsruhe, Tübingen, Schwenningen – für uns sind das ähnliche Fahrten wie jetzt. Natürlich wären auch ein paar richtig weite Fahrten dabei, zum Beispiel Koblenz, Kaiserslautern und Mainz. Aber das ist stemmbar und auch reizvoll.

Und wie wäre es bei einem weiteren Aufstieg? Ist die Pro B ein Thema?

Aktuell absolut kein Thema. In der Pro B herrschen Profi-Verhältnisse. Man muss sein Limit kennen.

Zu einem KKK-Heimspiel kommen in der Regel deutlich mehr Zuschauer als zu einem Fußballspiel im Kreis Calw. Wie ist dieser Boom zu erklären?

Das hat sich über die Jahre einfach so entwickelt. Richtig los ging es 2001 mit Basketball in Haiterbach. In den ersten Jahren hatten wir so 100 Zuschauer. Mit den Erfolgen kamen dann immer mehr und das Interesse wuchs allmählich. Auch die Gründung unserer Jugendabteilung im Jahr 2009 hat noch mal einen Schub gegeben. Die Leute haben richtig Spaß am Basketball gefunden. Wir versuchen ja auch, unsere Heimspiele für die komplette Familie attraktiv zu machen. Und man merkt: Je höherklassiger und attraktiver wir spielen, desto mehr Zuschauer kommen, denn das Niveau der Spiele steigt und es ist ansehnlicher. Unser Franko Filipovic war U18- und U20-Nationalspieler, sechs Jahre lang Profi. Oder Sascha Kesselring, der war über zehn Jahre Profi.

Wird der KKK noch als Migranten-Verein wahrgenommen oder aber als der Basketball-Verein der Region überhaupt?

Es wissen alle, dass der KKK kroatischer Abstammung ist. Aber es entwickelt sich alles in Richtung Basketball-Verein der Region. Der Vorstand und die Jugend zum Beispiel sind von der Herkunft her durchgemischt. Ich sehe uns aber auch aufgrund der Zuschauer, die zu unseren Spielen kommen, als der Basketball-Verein der Region. Wir wollen der ganzen Region einfach nur tollen Sport vor der Haustür bieten.

Trainer Domagoj Buljan hat vor der Saison gesagt: Ein Grund für den Wechsel zum KKK sei auch der Nationalstolz gewesen. Generell gefragt: Welchen Anteil hat der Coach am aktuellen Erfolg?

Haiterbach ist kein einfaches Pflaster für Trainer und für Spieler – durch die große Zuschaueranzahl herrschen meist große Erwartungen. Sein Anteil ist aber sicherlich groß. Er hat aus 19 Spielen 18 Siege geholt. Er hat aber auch eine klasse Mannschaft. Ich glaube, das ist die beste Mannschaft, die wir je hatten – von der Qualität her, von der Breite her.

Die nächsten Gegner kommen vornehmlich aus der unteren Tabellenhälfte. Ist die Gefahr da, schon mit einem Auge auf den Showdown am 20. März in Fellbach zu schauen?

Glaube ich nicht. Nach dem Sieg in Derendingen (66:54) kommt Mannheim und das wird sehr, sehr hart. Da müssen wir bestehen. Ich glaube, da denkt noch niemand an Fellbach. Wir müssen überhaupt erst mal zu diesem Showdown kommen.

Ihre Prognose: Steigt der KKK auf?

Eine Prognose abzugeben ist schwer. Es wäre natürlich ein Traum. Wenn mir jemand vor fünf, sechs Jahren gesagt hätte, dass wir in der 1. Regionalliga spielen, hätte ich ihn für verrückt gehalten. Aber ich denke, die Mannschaft kann es schaffen. Fellbach macht es uns ungemein schwer, die patzen nicht. Die Pokal-Niederlage war eine Demonstration ihrer Qualität. Es wird ungemein schwer, aber ich glaube an unser Team.   Die Fragen stellte Tim Geideck.