Neu in der Stadt: Patrick Birnesser ist beeindruckt vom Engagement der Bürger / Gehsteige pünktlich hochgeklappt

Von Tina Eberhardt

Freudenstadt. Marburg, Konstanz, Chicago, Freudenstadt. Patrick Birnesser hat schon in etlichen Städten gelebt. Als er in den Nordschwarzwald kam, blieb der Kulturschock, den man bei dieser Konstellation für vorprogrammiert halten könnte, allerdings aus.

Es heißt, Menschen würden sich lieber in Ballungsgebieten als im Nordschwarzwald ansiedeln. Doch es zeigt sich: Wer nach Freudenstadt kommt, fühlt sich meist auch bald wohl. Einer, der in den letzten Jahren seine Zelte neu in Freudenstadt aufgeschlagen hat, ist Patrick Birnesser. "Ich wusste von vornherein, dass es keine Mega-City ist", sagt er.

Patrick Birnesser mit kritischen Fragen über Einleben und Neubürger-Dasein in Freudenstadt zu löchern, ist auch recht widersinnig. Er ist der Referent des Oberbürgermeisters und als solcher quasi von Berufs wegen zu einer positiven Haltung gegenüber seiner neuen Heimat verpflichtet. Schwer fallen tut es ihm allerdings nicht. "Ich wüsste nicht, weshalb man nicht positiv von Freudenstadt denken sollte."

Die Wohnungssuche zum Start hätte da vielleicht einen Grund bieten können. Wie viele neue Bürger brauchte auch Patrick Birnesser ein paar Anläufe, bis er im Immobilienmarkt Freudenstadts zu einer Bleibe gekommen ist. Dass das Wetter im Nordschwarzwald ziemlich rau und die Mentalität der Menschen zurückhaltender als in seiner badischen Heimat sind, war für ihn hingegen nie ein Problem. "Ich kann mich über Vereinsamung nicht beschweren." Und dass es im Sommer keine 35 Grad hat, sei eher angenehm.

Das große Manko des ländlichen Raums wird ja ohnehin eher darin gesehen, dass Zerstreuung und Unterhaltung nicht auf jedem Meter Straße geboten, sondern gesucht werden wollen. Patrick Birnesser ließ sich von Kollegen und Freunden erste Tipps für die Freizeitgestaltung geben. "Wenn man will und guckt, findet man auch etwas was gefällt." Wer in der Welt herumgekommen ist, weiß aber auch, dass nicht jeder damit klar kommt.

Birnessers badische Heimat ist nicht weit, der ländliche Raum nach wie vor vertrautes Gebiet. Die überschaubare Größe Freudenstadts birgt für ihn den Reiz, dass man seine Mitmenschen kennt und die Wirkung seiner Arbeit unmittelbar erfahren kann. Ein Großstadtmensch, mag das anders sehen. "Ich würde schon sagen, es ist leichter, wenn man aus der Region kommt, als wenn man beispielsweise aus München ist", räumt Birnesser ein.

Ihn hat es wohnungstechnisch letztlich vor die Tore der Stadt nach Grüntal verschlagen. Die Natur dort gefällt dem Hobby-Jogger. Aber ein kleiner beiläufiger Nebensatz im Small-Talk lässt erkennen, dass er die Welt schon größer gesehen hat, als sie sich zwischen Nadelbäumen und Wiesen präsentiert: "Die Skyline fehlt". Dafür gibt es in Freudenstadt den Marktplatz, der nicht nur in der Stadt-Werbung unermüdlich herhalten muss, sondern auch bei Patrick Birnesser mit seiner Schönheit schnell zu punkten wusste. Auch wenn er unter den Arkaden schließlich mit einem Charakteristikum Freudenstadts konfrontiert wurde, dass ihn dann doch ein wenig verblüffte: Die Bürgersteige der Geschäfte werden pünktlich und vor allem zeitig hochgeklappt.

Den Gegenpol zu diesem ersten Eindruck wussten dafür die Bürger zu setzen. "Die sind unheimlich engagiert, Ihre Stadt liegt ihnen am Herzen", ist Patrick Birnesser bis heute beeindruckt. Bleibt noch eine provokative Frage zum Schluss: Würde er denn nochmal seine Zelte hier aufschlagen? Birnesser grinst und antwortet diplomatisch: "Ich denke schon."