Das eindrucksvolle Gebälk prägt den künftigen Veranstaltungsraum im ehemaligen Ökonomieteil am Bärenschlössle. Die markanten Giebel prägen das Hauptgebäude, im ehemaligen Stall entsteht eine Lounge, und die Theke im Gastraum bleibt erhalten. Foto: Fritsch

Pächter macht aus denkmalgeschütztem Bärenschlössle und Scheune Ort für individuelle Events.

Freudenstadt-Christophstal - Besonders für Hochzeitspaare und ihre Gäste dürfte das Bärenschlössle in Christophstal ab Herbst zu einer besonderen Adresse werden. Das frühere Restaurant und der ehemalige Ökonomieteil werden derzeit zu einem Veranstaltungszentrum umgebaut.

Endlich mal gute Nachrichten aus dem Christophstal. Das denkmalgeschützte Bärenschlössle, weithin sichtbares Kleinod am Hang des Finkenbergs, erwacht zu neuem Leben. Seit geraumer Zeit steht das frühere Lokal leer, nachdem die letzte Pächterin den Betrieb aufgegeben hatte.

Ursprünglich wurde das markante Gebäude mit seinen Staffelgiebeln 1627 von Generalfaktor Peter Stein als Altersruhesitz gebaut. Das Areal mit Stallungen und Scheune gehörte zuletzt Willi Bez, der nach Venezuela auswanderte und ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde. Später trug er sich mit dem Gedanken, nach Freudenstadt zurückzukehren. 1967 baute er ein hochwertiges Ökonomiegebäude, weil er sich auch der Landwirtschaft verschrieben hatte.

Nach dem Tod von Willi Bez ging das Bärenschlössle an eine Erbengemeinschaft der Nachfahren, die aber im Ausland leben und mit Freudenstadt wenig Kontakt haben. Zwei Enkel von Willi Bez, Vincent Renner und seine Schwester Daniela Renner-Palacio, die in den USA leben, haben das Anwesen aus der Erbengemeinschaft erworben und suchten seit längerer Zeit nach einer Nachnutzung für das Gebäude. Ihre Interessen vertritt der Freudenstädter Rechtsanwalt Patrick Maneck, der seine Fühler in verschiedene Richtung ausstreckte.

Großer Saal entsteht auf dem Heuboden

Jetzt konnte mit der Happy Crazy-Group GmbH + Co. KG aus Donaueschingen ein Unternehmen als Pächter gefunden werden, das ein neues Konzept verwirklichen will. Firmenchef Roland Gleichauf und sein Partner Achim Beck gaben gestern vor Ort Einblick in ihre Ideen, die sie im Bärenschlössle verwirklichen wollen. Dadurch wird es zwar kein öffentliches Lokal mehr sein wie früher, doch vor allem Hochzeitspaare und ihre Gäste, Firmen oder andere private Gesellschaften können in den Genuss des besonderen Ambiente kommen.

Das Bärenschlössle selbst und die daneben stehende Scheune samt Stallungen werden derzeit umgebaut. Der ehemalige Heuboden mit seinem imposanten Gebälk wird zu einem Veranstaltungssaal für bis zu 199 Gäste. Um den Zugang barrierefrei zu machen, wurde ein Aufzug eingebaut. In dem Saal, der effektvoll mit vier Kronleuchtern beleuchtet werden soll, findet auch eine Küche Platz, aus der allerdings nur die Speisen ausgegeben werden. Im Erdgeschoss des Ökonomieteils entsteht die "Bärenlounge", ein Raum für bis zu 120 Personen, in den sich die Gäste einer Hochzeit zurückziehen können, wenn das Fest im großen Saal ausgeklungen ist. Die "Bärenlounge" hat eher Barcharakter mit einer Theke, Stehtischen und Sitzgelegenheiten und dient dem zwanglosen Plausch. Im Erdgeschoss sind auch die Sanitärräume, ein Babywickelraum und ein weiterer Raum zur Zubereitung von Speisen sowie eine Spülküche untergebracht. Die Lounge im Erdgeschoss ist zur Ergänzung des großen Saals gedacht. Parallelveranstaltungen haben die neuen Pächter nicht vorgesehen.

Die Planung stammt von Architekt Joachim Haist aus Freudenstadt, der wegen des Denkmalschutzes sensibel mit der Bausubstanz umgehen musste. "Alles, was wir benötigten, hat funktioniert", sagt er zufrieden über die Denkmalschutzbehörde. Bestehen bleiben im Landwirtschaftsgebäude auch die beiden Futtersilos. In eines davon wird eine Ausgabetheke eingebaut.

Besitzer und Pächter tragen Investitionen

Das frühere Lokal im Hauptgebäude bleibt in seinem Charakter ebenfalls erhalten. Deckentäfelung und Sandsteinboden werden aufgearbeitet, die Theke wurde neu gestrichen. In dem Lokal finden rund 70 Personen Platz. Damit bietet es sich für Feiern aller Art an. Im Mittelpunkt des Gastraums steht eine Kochinsel für das so genante "Front Cooking", bei dem die Gäste bei der Zubereitung der Speisen zuschauen können.

Im ersten Obergeschoss des Bärenschlössles und in den beiden Nebenzimmern des Gastraums stehen Übernachtungsmöglichkeiten für bis zu 25 Personen zur Verfügung. Doch Robert Gleichauf ist sicher, dass auch Freudenstädter Beherbergungsbetriebe von den Veranstaltungen im Bärenschlössle profitieren können.

Vincent Renner ist froh, mit Roland Gleichauf und Achim Beck Partner gefunden zu haben, die das Bärenschlössle neu beleben. Die Wohnräume in den beiden oberen Stockwerken des Gebäudes behält er für sich, denn mindestens einmal pro Jahr wollen er oder seine Schwester nach Freudenstadt kommen.

Die Investitionen werden sowohl von den Besitzern als auch vom Pächter geschultert. "Es war klar, dass wir beide Geld in die Hand nehmen müssen", sagt Vincent Renner und ist überzeugt, gute Partner gefunden zu haben.

Roland Gleichauf kam, wie er betont, "wie die Jungfrau zum Kind" zum Bärenschlössle. Nachdem er bereits Hochzeiten in zwei anderen Höfen ausrichtet, reagierte er auf eine Annonce und verliebte sich prompt in das Anwesen, wie er betont. Das Bärenschlössle liege aber leider nicht so, dass man in einem Restaurant täglich mit Laufkundschaft rechnen könne, sagt der Firmenchef, deshalb werde das Anwesen nur für Gäste der gebuchten Events zugänglich sein.

Im Herbst soll der Betrieb mit einem Tag der offenen Tür eröffnet werden. Bis dahin gebe es noch allerlei Feinarbeiten zu erledigen. Der Rohbau sei inzwischen fertig, erklärt Architekt Joachim Haist. Doch schon jetzt gibt es Buchungen. "Das Ganze steht unter einem ganz guten Stern", freut sich Roland Gleichauf.