So ein Rennen schweißt zusammen: Hand in Hand fahren Uli Munz (links) und Uli Brucker gemeinsam durchs Ziel. Foto: Schuon

So ein Rennen schweißt zusammen: Bei der Trans-Schwarzwald-Tour stoßen Teilnehmer an eigene Grenzen.

Freudenstadt - 147,5 von 355 Kilometern sind gefahren, 3920 von 10 980 Höhenmetern überwunden. Die zweite Etappe der Trans-Schwarzwald-Tour ist beendet. am Freitag steht der dritte Abschnitt nach Bad Rippoldsau-Schapbach an. Und der hat es in sich.

Das Wetter, die Trans-Schwarzwald-Tour und Freudenstadt – drei Dinge, die einfach nicht zusammenpassen wollen. In diesem Jahr regnete es zwar nicht dauerhaft während der Etappe, jedoch war es kalt, und der Regen am Vortag hat den Boden der Strecke so stark aufgeweicht, dass extrem schwierige Bedingungen für die 465 gemeldeten Mountainbiker herrschten.

Einer davon ist der Freudenstädter Michael Beck. Der Hobbyradfahrer nimmt das erste Mal an der "VAUDE Transschwarzwald" in der Klasse Herren Masters zwei –für die Jahrgänge 1973 bis 1964 – teil. Ein Freund habe ihn zum Start überredet. Nach 2,52,44 Stunden fuhr er gestern um 12.52 Uhr auf dem unteren Marktplatz bei den Fontänen ein. Als "ein geiles Gefühl" beschrieb er die Zieleinfahrt in seiner Heimatstadt. Das sei sie aber immer, egal wo. "Man nimmt die Umgebung gar nicht richtig war, weil man so im Tunnel ist und kämpft", sagte er kurz nach der Ankuft. Dennoch sei es immer wieder schön, durch das Christophstal und die Stadt auf den Marktplatz zu fahren. Die Strecken in der Umgebung kennt er so gut wie alle und fährt sie öfter. Etwa 4000 Kilometer legt er jährlich auf seinem Mountainbike zurück. Ein Vorteil sei das aber nicht. "Das spielt keine Rolle, jeder fährt an seinem Limit."

Auch er hatte mit den schwierigen Bedingungen zu kämpfen. "Teilweise musste ich sogar schieben, weil der Boden so matschig war, dass das Hinterrad durchgedreht ist. Den Profis mag das nichts ausmachen, die geben weiterhin Gas, aber als Hobbysportler spare ich da lieber meine Kräfte und schiebe." Dennoch ist er mit seinem bisherigen Abschneiden bei der Tour mehr als zufrieden. Platz 43 (3,42,10 Stunden) in seiner Altersklasse auf Etappe eins und Platz 47 auf Etappe zwei bedeuten Platz 42 in der Gesamtwertung.

Jochen Käss (Team Centurion Vaude) war der Erste, der nach 2,17,10 Stunden das Ziel der zweiten Etappe erreichte. Nur knapp dahinter folgten der Calwer Matthias Pfrommer (Haico Racing; 2,17,14) und der Portugiese Tiago Ferreira (Team Protek; 2,17,15). Nach dem zweiten Etappensieg ist Jochen Käss auch Favorit auf den Gesamtsieg. "Doch da kann noch viel passieren. Es sind noch drei Etappen zu fahren. Das werden noch mal drei lange Tage", sagte er nach der Zielankunft in Freudenstadt.

Sein größter Konkurrent sei der Portugiese. "Den müssen wir weiterhin in Schach halten." Er bemängelte auch dessen unsportliches Verhalten: "Wir haben versucht, ihn abzuhängen, das ist uns aber nicht gelungen. Er hat aber auch keine Führungsarbeit geleistet, das hat er schön uns überlassen." Kurz vor dem Ziel sei es ihm dann gelungen, sich entscheidend von seinen Kontrahenten abzusetzen.

Bei den Frauen setzte sich Sanne van Paassen (Boels-Dolmans Cyclingteam) im Schlussspurt gegen die Siegerin der ersten Etappe, Ann-Kathrin Hellstern (BQ Cycling-Team), und Hielke Elferink (Wheeler-ixs-Team) durch. Bei einer Zeit von 2,32,31 Stunden entschieden am Ende Zehntelsekunden. "Ein Schlussspurt bei den Damen ist selten. Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich heute gewonnen habe und mich auf der Zielgeraden durchgesetzt habe", freute sich die Siegerin. In der Gesamtwertung führt weiterhin Ann-Kathrin Hellstern. Das ist aber auch nicht das Ziel von van Paassen: "Ich bin glücklich dabei zu sein und auch noch eine Etappe gewonnen zu haben. Eigentlich nutze ich die Tour nur als Wettbewerbs-Training."

Nach der schnellsten Etappe der Tour gestern, von Bad Wildbad nach Freudenstadt, geht es heute mit dem dritten Abschnitt weiter. Start ist um 10 Uhr auf dem unteren Marktplatz. Davor gibt es ein gemeinsames Fahrerfrühstück in der Turn- und Festhalle. Dort fand gestern abend auch die Siegerehrung statt. Das Ziel ist der Kurpark in Bad Rippoldsau-Schapbach. Dazwischen sind 68 Kilometer und 2460 Höhenmeter zu überwinden. Dieser Abschnitt ist der schwierigste der ganzen Tour. Das weiß auch Michael Beck: "Ich bin die Strecke im Vorfeld einmal im Training abgefahren und danach war ich richtig kaputt. Und da war ich ausgeruht", zeigt er großen Respekt vor der dritten Etappe. Die Beine tun aber jetzt schon weh. Wie er den Abend zur Regeneration nutzt? "Ich lasse mich von meiner Frau und meiner Tochter massieren, hoffentlich hilft das", lacht er.

Anders als Beck können die meisten Fahrer ihre Nächte nicht zu Hause verbringen. Für sie wurde ein Massenlager in der David-Fahrner-Halle eingerichtet. Diejenigen, die mit dem Wohnmobil oder -wagen unterwegs sind, werden beim Stadion untergebracht. Wer lieber in einem Hotel oder Gasthof schlafen möchte, musste dies auf eigene Faust organisieren.

Einen Schlafplatz für die Fahrräder bot der abschließbare und bewachte Bike-Park. Da die Räder zum Teil 8000 bis 9000 Euro kosten, kommen bei solchen Touren oftmals Räder abhanden. Deshalb sei dies wichtig, betont Organisator Rik Sauser.

Um die kaputten Fahrräder kümmern sich die Firmen Centurion und Heico-Service. "Die tun alles Menschenmögliche, um die Räder instand zu halten. Damit die Fahrer am nächsten Tag wieder an den Start gehen können, tauschensie fast ganze Räder aus", lobt Sauser. Bei diesen Wetter- und Streckenverhältnissen auch besonders wichtig ist die Waschanlage auf dem Schulhof der Hartranft Grundschule mit zwölf Putzstationen. Viele der Fahrer nutzten aber auch einfach die Fontänen auf dem Marktplatz, um ihr Rad wieder sauber zu bekommen, auch wenn sie dabei vom einen oder anderen Wasserstrahl überrascht wurden.