Seit vielen Jahren ist das Fachgeschäft Papier Haas am Marktplatz ansässig. Ende Februar 2017 wird es geschlossen. Foto: Breitenreuter

Umsätze sind seit Jahren rückläufig. Ende Februar ist Schluss. Lampart: "Wir sind nicht insolvent."

Freudenstadt - Eine drastische Verschlechterung des Umsatzes veranlasst Andreas Lampart zu einem "schweren Schritt". Er schließt Ende Februar nächsten Jahres das traditionsreiche Fachgeschäft Papier Haas am Freudenstädter Marktplatz.

Die Umsätze des Fachgeschäfts für Papier, Schreibwaren und Bürobedarf seien seit Jahren rückläufig, erklärt Firmenchef Andreas Lampart. Als Grund dafür sieht er die Verlagerung des Geschäfts ins Internet, zu Discountern und Supermärkten.

Die große Papier- und Schreibwarenabteilung des Müller-Drogeriemarkts im Schwarzwald-Center verschärfe die Situation vermutlich zusätzlich. Müller habe zwar früher dieses Sortiment auch an der Loßburger Straße geführt, doch sei es nun wesentlich größer, und die Schulzentren seien ganz in seiner Nähe. Das habe Papier Haas besonders hart am Schulanfang gespürt, sagt Andreas Lampart. Auch beim Geschäft Depot im Schwarzwald-Center werde das komplette Sortiment angeboten, das bei Papier Haas im Erdgeschoss vertreten ist.

"Wir haben getan, was wir konnten", betont Andreas Lampart. Noch 2015 habe man in die Warenwirtschaft investiert, umgebaut und umstrukturiert. Danach sei man im zweiten Halbjahr 2015 auf einem guten Weg gewesen. Doch mit Beginn dieses Jahres habe sich der Umsatz wieder drastisch verschlechtert, was sich im August, September und Oktober fortgesetzt habe.

Bereits 2013 wurde der Büromarkt im Gewerbegebiet Wittlensweiler geschlossen, der zunächst noch von der Firma Streit in Hausach weitergeführt, nun aber verkauft wurde.

Viel Verständnis und Loyalität

"Wir sind nicht insolvent", betont Lampart, um eventuell aufkommenden Gerüchten im Stadtgebiet vorzubeugen. "Wir gehen geplant und geregelt vom Markt". Von der Schließung betroffen sind fünf Vollzeitmitarbeiter, fünf Teilzeitkräfte und zwei Auszubildende. Sie seien bereits informiert worden und hätten viel Verständnis und Loyalität gezeigt, "was nicht selbstverständlich ist", so Andreas Lampart. Einen anderen Weg habe es nicht gegeben, zumal aus der Familie kein Nachfolger zur Verfügung stehe und man auch nach intensiver Suche keinen Nachfolger gefunden habe, da die wirtschaftlichen Perspektiven in der Branche unsicher seien.

Eine Verkleinerung des drei Stockwerke umfassenden Geschäfts am Marktplatz sei nicht mehr möglich und mit einem Nischensortiment, wie beispielsweise hochwertigen Schreibgeräten, könne man nicht überleben, sagt Lampart. Hinzu komme, dass es in Freudenstadt für so viele Anbieter von Schreibwaren und Bürobedarf nicht die Kundenzahl gibt, die notwendig wäre. In ganz Deutschland stelle man Kozentrationen auf größere Einheiten fest.

Andreas Lampart hat sich seit 2004 ein zweites Standbein aufgebaut. Als Frankreich-Liebhaber und Kenner des Landes richtete er seinerzeit im Untergeschoss des Schreibwarengeschäfts eine Abteilung mit erlesenen französischen Weinen und Spezialitäten ein. 2012 bezog er mit diesem Geschäftszweig mit dem Namen Haas au vin neue Räume am Marktplatz 20/1. Dieses Geschäft ist von der Schließung nicht betroffen. Im Gegenteil – Lampart will den Vertrieb dieser Weine noch ausweiten. Kunden kommen auch aus der weiteren Umgebung zu ihm.

Ins Haus soll wieder Handel einziehen

Lampart will das Haus am Marktplatz wieder dem Handel zuführen und ist für alles offen. Interessenten gebe es bereits, betont er, denn schließlich sei es eine 1A-Lage. Bevorzugt würde er die Räume verpachten.

Im Zusammenhang mit der Schließung seines Geschäfts macht sich Lampart auch Gedanken über die Lage des Einzelhandels in Freudenstadt. "Wir müssen es schaffen, dass die Kunden sagen ›Ich will nach Freudenstadt‹". Dazu brauche man die jungen Kunden als Magneten und für sie ein attraktives Angebot. Freudenstadt habe noch eine große inhabergeführte Geschäftswelt. "Es wäre schlimm, wenn diese Strukturen verloren gingen", sagt Lampart. Für sein Geschäft Papier Haas verspricht er: "Wir werden bis zum letzten Tag unser Bestes geben und die Kunden kompetent beraten. Wir gehen erhobenen Hauptes".