Obenauf war gegen die TSG Tübingen der dreifache Torschütze Patrick Francisco (9), hier genau beobachtet von Alessandro Francisco, der selbst einen Treffer vorbereitete. (im Hintergrund). Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

LandesligaSebastian Katz und Dreifach-Torschütze Patrick Francisco herausragend

Von Arno Schade

Einige Tübinger Spieler lagen noch vollkommen bedient auf dem Ergenzinger Kunstrasen, da hatten beim Verpflegungsstand auf der Breitwiese die Feiern bei der Mannschaft des TuS Ergenzingen nach dem 4:2 und damit dem dritten Saisonsieg bereits begonnen.

"Jetzt muss ich wohl auch eine Runde ausgeben", strahlte auch Trainer Tim Schittenhelm mit der Sonne um die Wette, nachdem es bereits im zweiten Spiel unter seiner Regie mit dem erhofften Erfolgserlebnis geklappt hatte. Die im Training unter der Woche eingeführten neuen Reize hätten sich bezahlt gemacht, meinte Schittenhelm, auch wenn das einige Spieler mit einem heftigen Muskelkater bezahlen mussten.

Auch auf dem Platz liefen einige Akteure nach 93 Minuten, darunter mehr als 50 in Unterzahl, deutlich auf der letzten Rille, kämpften aber bis zum Abpfiff von Schiedsrichter Alexander Nipp um jeden Zentimeter. Dabei schickte der Trainer alle verfügbaren Truppen auch auf das Feld, saßen nach den kurzfristigen Absagen von Kai-Lukas Koesling (wegen Rückenproblemen das Abschlusstraining abgebrochen) und Florian Liebig (Schichtdienst bei der Polizei mit Einsatz beim Bundesligaspiel in Hoffenheim) gerade einmal drei Feld-Auswechselspieler plus Ersatztorwart Felix Kombächer auf der dünn besetzten Bank.

Deutlich besser sah es anfangs auf der Gegenseite um Spielertrainer Michael Frick aus, obwohl er unter anderem mit Oliver Lapaczinski ebenfalls auf Leistungsträger verletzungsbedingt verzichten musste. Am Ende aber herrschte bei den Unistädtern heftiger Katzenjammer, "denn eigentlich hätten wir heute gewinnen müssen, und es sind nur noch sieben Spiele", so Frick angesichts der anhaltenden Misserfolgsserie. Dabei sah es nach einigen Eingewöhnungsminuten ganz gut für die Tübinger aus, die mit festem Siegwillen auf den Platz gegangen waren und auch die aus dem bisherigen Saisonverlauf schon bekannten Schwächen im Ergenzinger Defensivverhalten aufdeckten. Dass die Lücken vor und im Strafraum zunächst nur mit einem, schön herausgespielten Treffer zum 1:0 belohnt wurden, war in erster Linie dem ganz stark haltenden TuS-Torwart Sebastian Katz zu verdanken. "Er hat heute endlich alle seine Stärken gezeigt und war auch bei hohen Bällen auf dem Posten". lobte auch Tim Schittenhelm seinen Keeper, der in der zweiten Halbzeit zum Turm in der Ergenzinger Abwehrschlacht wurde.

Weniger Freude machte der Tübinger Torhüter Stefan Baumann seinem Trainer, der bei seinem Bock nach einer Flanke von Alessandro Francisco vor dem 2:1 in der letzten Woche zu genau bei Wolfsburgs Keeper in Dortmund zugeschaut hatte. Er prallte ebenso wie Max Grün mit einem eigenen Abwehrspieler zusammen und gab das Leder preis für Patrick Francisco, der locker einschob.

Den nächsten Aussetzer leistete sich nur Fedor Luib, der fast schon slapstickhaft am eigenen Fünfmeterraum über das Leder trat und damit Gianluca Mongioj das 3:1 ermöglichte. Dass sich die Tübinger Abwehr beim 1:1 und 4:1 von Patrick Francisco durch lange Flugbälle leicht übertölpeln ließ, machte das Debakel aus Sicht der Gäste perfekt. "Auch von den Emotionen her wird es für uns jetzt in der Osterpause nicht leichter", so Michael Frick, der zudem mit Schiedsrichterentscheidungen nicht einverstanden war. "Wir müssen klare Elfmeter bekommen", sprach er die Szene beim Platzverweis gegen Marcel Raible und eine Aktion in der zweiten Halbzeit an.

Ganz anderer Meinung zu den umstrittenen Szenen war Tim Schittenhelm. "Für mich keine rote Karte, und das Foul war mit Sicherheit nicht im Strafraum", urteilte er nach dem mit Rot geahndeten Zusammenprall zwischen Raible und Max Leibfarth in der 40. Minute, nach dem der Assistent an der Linie allerdings einen Strafstoß signalisiert hatte. Der Unparteiische verlegte das Geschehen knapp vor den Strafraum; der Freistoß brachte ebenso nichts ein, wie mit Ausnahme des 4:2-Anschlusstreffers alle Bemühungen der Gäste nach der Pause.

"Natürlich haben wir uns in Unterzahl auf die Verteidigung des Vorsprungs konzentriert, wollten aber die Ruhe bewahren und den Ball laufen lassen", so Tim Schittenhelm, der den zunächst ganz vorne agierenden Daniel Amann auf die Doppelsechs zurückzog. Rafael Rees, nach seiner Verletzung in Metzingen rechtzeitig wieder fit, rückte für Marcel Raible nach rechts in die Abwehrkette, die teilweise die halbe Mannschaft umfasste.

"Wir wollen den Spaß beibehalten", ist jetzt die Devise von Schittenhelm für den Rest der Saison. Da konnte es auch eine Rückkehr auf den Rasenplatz geben, der doch schon jetzt freigegeben wurde und mit Sicherheit auch beim internationalen A-Junioren-Pfingstturnier bespielt werden kann. Die notwendige "Wurmkur" ist von der ausführenden Firma nach einer Besichtigung erst einmal auf den Herbst verschoben worden.