Blumengestecke, eine Kerze und eine Karte am Tatort: Der tödliche Konflikt auf dem Freudenstädter Stadtfest schockiert die Menschen im Kreis Freudenstadt. Foto: Müller

Bestürzung nach Tod eines 19-jährigen Schülers aus Schopfloch. Tatverdächtiger ist 17-Jähriger aus Horb.

Freudenstadt - Der Tod eines 19-jährigen Schülers aus Schopfloch am Rande des Freudenstädter Stadtfests erschüttert den Kreis Freudenstadt. Ein 17-jähriger Horber wurde bereits am Sonntagabend festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte.

Blumengestecke, eine Kerze und eine Karte erinnern am Montag an das 19-Jährige Opfer. An einem Stein nahe des Tatorts sind die Gestecke angelehnt, dazwischen klemmt die Karte, auf der ein Trauernder Abschied von dem Opfer nimmt. Gerade in der Mittagszeit kommen hier viele Schüler vorbei, die den Fußweg an der Wallstraße als Verbindung zwischen Schulzentrum und Innenstadt nutzen.

19-Jähriger war stellvertretender Schulsprecher

Auch Polizeibeamte sind am Montagmittag noch einmal an den Tatort zurückgekehrt. Sie haben den Fußweg für alle gesperrt. Der Grund: Sie wollen den Bereich noch einmal ganz genau fotografieren, um den Tathergang besser rekonstruieren zu können.

Warum musste der junge Mann sterben?, fragen sich viele, die ihn kennen. Der 19-Jährige war ein beliebter Schüler. Der Schock an der Werkrealschule Dornstetten ist groß. Er war stellvertretender Schulsprecher, machte in diesem Schuljahr engagiert bei einem Antirassismus-Projekt mit.

Auf Facebook sieht man, dass er ein großer Fan des FC Bayern München war. Er liebte Fußball. Aber auch coole Musik. Auf dem Profilbild von Facebook posierte mit einer Pappfigur von Bushido.

Wie es zu der Streiterei zwischen der dreiköpfigen Gruppe des Schopflochers und einer Gruppe aus dem Raum Horb um drei Uhr nachts auf dem Freudenstädter Stadtfest gekommen ist, ist immer noch ein großes Rätsel. Die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei in Rottweil gestern Nachmittag konnte darüber noch keinen Aufschluss geben. Nach ersten Zeugenbefragungen hat die Polizei jedoch schnell einen 17-Jährigen aus Horb ins Visier genommen. Keine Waffen, kein Stein oder ähnliches nahm der mutmaßliche Täter wohl in die Hand, dennoch endete seine Attacke tödlich. Sicher sei, so Staatsanwaltschaft und Kripo, dass es einen gezielten Schlag gegen den Kopf gegeben habe. Dieser hat wahrscheinlich zu einer Hirnblutung geführt, die dann zum Tod des 19-Jährigen führte. Wegen "Körperverletzung mit Todesfolge" wurde Haftbefehl erlassen.

Nach dem tragischen Vorfall wird in Freudenstadt auch die Frage diskutiert, ob es unbedingt notwendig war, das Stadtfest am Sonntag abzusagen, zumal sich die Tat nicht im Bereich des Marktplatzes abgespielt hat. Meinungen dazu sind völlig unterschiedlich. Ein Freudenstädter Unternehmer vergleicht das Szenario gar mit dem Terroranschlag auf das Münchner Oktoberfest am 26. September 1980, bei dem 13 Menschen getötet und 211 verletzt wurden. "Das Fest wurde auch fortgesetzt", sagt der Mann. Er findet die Entscheidung für die Absage zu heftig, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich die vielen Vereine für den Sonntag bereits mit Lebensmitteln und Getränken eingedeckt hatten.

Eine Helferin eines Vereins, die am Samstag noch hinter der Theke gestanden hatte, findet die Absage grundsätzlich in Ordnung. Ihrer Meinung nach hätte man aber nicht so streng sein müssen und hätte die Vereine oder Gastronomen ihre Waren noch wenigstens zum großen Teil verkaufen lassen und auf die Musik verzichten können. Denn, so weiß sie von Vereinskollegen, die beim Abbau am Sonntag dabei waren, es seien noch viele Gäste gekommen, die von der Absage nichts gewusst hätten. Dabei kritisiert sie, dass man auf der Homepage der Stadt am Sonntag keinen Hinweis auf die Absage gefunden habe.