Für jeden Kursteilnehmer den richtige Rat parat haben Christine und Tino Wenzel (zweite und dritter von links, stehend). Foto: Haag Foto: Schwarzwälder-Bote

SportschießenChristine Wenzel und Ehemann Tino leiten im Jägerloch Kurs mit 18 Teilnehmern

Von Volker Haag

Die Wurftaubenschießanlage im Jägerloch in Freudenstadt hat prominenten Besuch. Die viermalige Skeet-Weltmeisterin Christine Wenzel und ihr Ehemann Tino bringen in einem Workshop 18 Kursteilnehmern die Feinheiten ihres Sports näher.

Über Facebook hat der rührige Markus Grammel schon vor rund zwei Jahren den Kontakt zu der in Ibbenbüren lebenden Sportsoldatin und ihrem Mann aufgenommen. Recht unkompliziert wurden schnell die Telefonnummern ausgetauscht und seit Donnerstag steht die 32-jährige Sportschützin zusammen mit ihrem Mann, gleichzeitig seit Jahren ihr Coach und seit zwei Jahren auch hauptamtlicher DSV-Trainer Skeet, den Kursteilnehmern mit Rat und Tat zur Verfügung.

Der erfolgsverwöhnte Sportschützin, die nebst ihren vier Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 die Bronzemedaille errang, konnte in diesem Jahr ihren Weltmeistertitel in Granada nicht verteidigen. Der 27. Platz war für die Sportsoldatin eine ganz neue Erfahrung und zeigt, wie knapp es im Spitzensport zugeht. "Der Druck von außerhalb war offensichtlich in diesem Jahr zu groß. Im Spitzensport geht es sehr eng zu und es ist aus meiner Sicht nur menschlich, dass auch ich nicht immer nur Spitzenleistungen abliefern kann", so Christine Wenzel selbst zu ihrem Abschneiden in Spanien.

Doch die sportlichen Erfolge spielen bei dem Workshop in Freudenstadt ohnehin eine untergeordnete Rolle. Markus Grammel überreichte dem Ehepaar dabei gleich zum Empfang nach der sechsstündigen Anreise einen Tannenhonig und ein Schwarzwälder Kirschwasser zur Einstimmung. An vier Tagen werden die 18 Teilnehmer immer gruppenweise von den erfahrenen Sportschützen angeleitet. In Baiersbronn im Café Rundblick sind die beiden untergebracht, die am Rande des Kurses auch eine kleinen Einblick in ihre sportliche Entwicklung gaben.

So ist Christine Wenzel über ihren Mann Tino zum Schießsport gekommen. Der war bereits Sportschütze und passionierter Jäger. Ursprünglich wollte seine damalige Lebensgefährtin nur den Jagdschein machen, und zur Jagdprüfung gehört auch das Skeetschießen, eine besondere Form des Wurftaubenschießens. Christine Wenzel hat es ausprobiert und sich offensichtlich gar nicht einmal so schlecht angestellt. Alles weitere ist bereits Sportgeschichte.

Den Teilnehmern beim viertägigen Kurs, die jeweils aus dem Jäger- und dem Sportschützenlager kommen, sind die Tipps und Tricks der beiden willkommene Hilfe. Bei Peter Barth, Vereinsmitglied im Wurftaubenverein Freudenstadt, haben die Hinweise offensichtlich schon gefruchtet: "Man merkt schon, dass die beiden große Erfahrung haben. Bisher hat mir keiner richtig erklären können, was ich falsch mache. Die beiden leiten uns richtig gut an und in meinem Fall haben sie mir geholfen, dass ich ruhiger schießen muss und der richtige Stand ganz wichtig ist. Eine Steigerung ist zu erkennen."

Geschossen wird mit einem Schrotgewehr bis Kaliber 12. Die Wurftauben sind Scheiben aus Asphalterde von 11 cm Durchmesser in orangener Farbe, die 100 Gramm schwer sind. Beim Skeetschießen wird von acht Positionen aus geschossen, je zwei Tauben werden gleichzeitig aus einem "Hochhaus" und einem „"Niederhaus" geschleudert. Das Gewehr wird in Hüfthöhe gehalten, ein Schuss auf jede Taube abgegeben. Die Tontauben werden mit gut 100 Stundenkilometern aus den Häusern katapultiert.

Erst wenn sie sichtbar werden, dürfen die Skeet-Schützen in den richtigen Anschlag gehen. Hinzu kommt, dass die Sportler nicht genau wissen, wann die Scheiben am Himmel erscheinen. "Jede Scheibe wird nach dem Abruf mit einer zeitlichen Verzögerung zwischen null und drei Sekunden geworfen", sagt Wenzel. Im besten Fall fällt ein Schuss, und die Taube zersplittert.

Seit über drei Jahren hat sich das Leben der beiden mit der Geburt ihres Sohnes Tobias geändert, der während des Workshops bei seinen Großeltern weilt. Das nächste große Ziel für Christine Wenzel sind die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro in zwei Jahren, bei denen sie nach Rang sechs 2012 in London noch einmal richtig angreifen möchte. Und die Kursteilnehmer werden ihr mit Sicherheit den Daumen drücken, könnten sie doch dann auch mit Stolz von sich behaupten, von einer richtigen Olympiasiegerin angeleitet worden zu sein.