Gambenensemble, Chor und Solisten unter der Leitung von Jörg Michael Sander (rechts an der Orgel) lieferten beim Passionskonzert eine eindrucksvolle Leistung ab. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik zur Passion in der Stadtkirche / Kantorei, Solisten, Gambenensemble und Orgel in eindrucksvollem Konzert

Von Gabriele Adrian

Freudenstadt. Ein eindrucksvolles Konzert am Vorabend des Palmsonntags gab die Kantorei zusammen mit Solisten, Orgel und einem Gambenensemble unter der Leitung von Jörg Michael Sander in der Freudenstädter Stadtkirche.

Im Zentrum der musikalischen Vesper standen "Die sieben Worte Jesu am Kreuz" in der Vertonung von Heinrich Schütz, einem der bekanntesten Komponisten des Frühbarocks, der zu den ersten zählte, der biblische musikalische Texte in die deutsche Sprache übertragen hat.

Ergänzt wurde das Programm durch Werke des Stuttgarter Hofkapellmeisters Samuel-Friedrich Capricornus, einem Zeitgenossen von Schütz und von Samuel Scheidt, einem berühmten Organisten und Komponisten des 17. Jahrhunderts. Als Solisten sangen Petra Dieterle und Katharina Köbler (Sopran), Tobias Knaus (Altus), Tiago P. Oliveira und Stefan Barkawitz (Tenor) sowie Bernhard Schmidt-Brücken (Bass). Karl Echle spielte die Orgel, und ein fünfköpfiges Gambenensemble aus Hockenheim gab dem ganzen Konzert noch eine besonders feierliche Note. Dekan Werner Trick gestaltete den Gottesdienst.

Zunächst boten die fünf Gamben mit der Suite X in d von Hermann Schein, einem Zeitgenossen und Freund von Schütz, ein Werk, das ins Passionsthema einführte, Trauer und Kummer ausdrückte und in harmonischem Zusammenspiel beeindruckte. Interessant war der Klang der historischen Streichinstrumente in den verschiedenen Stimmlagen, die sich alle in die Zeit des Frühbarocks eingruppierten.

Es folgte von Capricornus das "Miserere" nach dem Psalm 81, das vom gesamten Ensemble mit vierstimmigem gemischtem Chor eindrucksvoll gedeutet wurde. Im Mittelteil des Konzerts standen die "Sieben letzte Worte Jesu". Das 1645 von Schütz komponierte Werk beginnt mit einem beeindruckenden fünfstimmigen Eingangschor, in dem eindringlich die "bitteren Schmerzen" Jesu verdeutlicht werden, andächtig und auch dramatisch von den Sängern interpretiert. Die Texte stammen aus den Evangelien des Lukas, Johannes und Markus und wurden von den Solisten, die mit Ausnahme des Jesus (gesungen von Tiago P. Oliveira), dem die Gamben zur Seite standen, von Karl Echle am Generalbass begleitet.

Eindrucksvoll war der Part eines jeden Solisten. Jesus stand abseits von Chor und Solisten, so hatte der Komponist seine Sonderrolle optisch hervorgehoben. Besonders erschütternd anzuhören erklang das Quartett, in dem die Evangelisten und Jesus den Kreuzestod beschrieben. Im Quartett am Ende des Werks, in dem betont wird, dass Jesus sein Haupt neigte und seinen Geist aufgab, wurden sowohl die Komposition als auch die Interpretation der Solisten zu einem würdevollen Abschluss gebracht, bevor der Chor eindrucksvoll und bewegend das Schlusswort hatte.

Karl Echle spielte anschließend einfühlsam an der Orgel sechs Variationen aus dem Psalm "Da Jesus an dem Kreuze stund" von Samuel Scheidt, ein schönes, ruhiges und eindrucksvolles Werk. Zwei geistliche Werke von Capricornus bildeten die Schlusssequenz, in der Chor, Solisten, Gamben und Generalbass noch einmal das traurige Thema erklingen ließen.

Eigentlich hätten alle Mitwirkenden und Jörg Michael Sander einen großen, spontanen und dankbaren Applaus verdient gehabt, doch anlässlich des traurigen Inhalts des Karwochengeschehens verließ das Publikum leise und nachdenklich, aber dankbar für das eindrucksvolle Konzert, den Kirchenraum.