Die Kopie des Taufsteins der Stadtkirche befindet sich noch immer im Atelier. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Marc Latour verwendet Kalk statt Sandstein / Für Fotos extra nach Freudenstadt gereist

Freudenstadt. Vom Taufstein der Freudenstädter Stadtkirche, entstanden etwa um das Jahr 1150 in der Klosterwerkstatt Hirsau, gibt es eine Kopie – in Brüssel. Die Nachricht von dieser kleinen Überraschung hat Annette Klein, Mitarbeiterin der Freudenstadt Tourismus, von der Touristikmesse Vakantiesalon in Brüssel mitgebracht.

Dort nämlich war sie von dem Messebesucher Jean-Jacques Aubertin angesprochen worden, der ihr von einer Nachbildung erzählte, geschaffen von Marc Latour. Latour (49) ist in Huy (Wallonien) geboren und wohnt zurzeit am Place de la Vaillance in Anderlecht, einem der 19 Stadtteile von Brüssel. Neben seiner Hauptbeschäftigung als Briefträger besucht er seit vielen Jahren mehrmals wöchentlich das Restaurationsatelier der Kunstakademie Anderlecht, einige Schritte von zu Hause entfernt, gegenüber der berühmten Sankt-Guido-Kirche.

Vor einigen Jahren las er gerade ein Buch über romanische Kunst. Dabei begeisterte ihn eine Abbildung des Taufsteins der evangelischen Stadtkirche in Freudenstadt dermaßen, dass er gleich beschloss, eine Kopie davon anzufertigen.

Da Latour jedoch über hinreichend Bildmaterial verfügen wollte, trat er 2005 eine Reise nach Freudenstadt an. Obwohl er der deutschen Sprache nicht mächtig ist, erkundigte er sich an Ort und Stelle beim Pfarrer, und sobald er in Brüssel zurück war, machte er sich an die Arbeit.

Gleichzeitig verfasste er für die Akademie eine schriftliche Arbeit über den Entstehungsprozess der Kopie, für die er etwa 1000 Arbeitsstunden benötigte.

Im Vergleich zum Original verwendete der Künstler Latour "Pierre de Lens" (Kalkstein aus Südfrankreich) anstatt rosa Sandstein.

Darüber hinaus ist die Kopie 40 Prozent kleiner als das Original. Das Werk befindet sich immer noch im Atelier (Steinrestauration) der Kunstakademie Anderlecht.