Angst um den Hut hatten am Dienstag wohl einige Passanten rund um den Marktplatz. Dort hiel Sturmtief "Niklas" Einsatzkräfte und Aufräumer auf Trab. Foto: Schwark

Umgestürzte Bäume beschäftigen Polizei und Feuerwehr. Laut Vorhersage kommt wieder Schnee.

Freudenstadt - Spaziergang oder Stadtbummel waren am Dienstag nur was für Hartgesottene: Sturmtief "Niklas" pfiff orkanartig um die Ecken und sorgte bei Polizei, Feuerwehr und der Straßenmeisterei teilweise für Dauereinsätze – und die Aussichten sind nicht rosig.

Die Unwetterkarten der Wetterdienste waren am Dienstag für den Raum Freudenstadt feuerrot: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) beispielsweise verzeichnete orkanartige Böen mit bis zu 100 Stundenkilometern im Kreis. Gegen 4.30 Uhr in den Morgenstunden fiel der erste Baum auf die Bundesstraße 294, so Reiner Schnell von der Straßenmeisterei in Freudenstadt. Er und seine Kollegen mussten gestern immer wieder ausrücken, um die Straßen frei zu halten und herabgestürzte Äste zu beseitigen.

Um 8.30 Uhr dann der nächste Einsatz: Die Landesstraße 362 zwischen Igelsberg und Erzgrube wurde durch einen umgestürzten Baum blockiert. So wie der Straßenmeisterei ging es am Dienstag vielen Einsatzkräften im Kreisgebiet: Insgesamt 20 Einsätze verbuchten die Beamten der Polizeireviere Freudenstadt und Horb. Oftmals mussten sie immer wieder erneut zu den zuvor bereits geräumten Straßen ausrücken. So auf der Kreisstraße 4728 bei Grömbach, die wegen umfallender Bäume für den Fahrzeugverkehr gesperrt werden musste.

Glück im Unglück hatte ein Hausbesitzer am Dienstagvormittag in der Straßburger Straße. An einer Dachgaube seines Gebäudes hatten sich Blechteile gelöst und drohten auf die Straße und den Gehweg zu stürzen. Die Straßburger Straße wurde in diesem Bereich daher von der Polizei komplett gesperrt. Die Feuerwehr konnte mit Hilfe der Drehleiter und einer Dachdeckerfirma die schadhaften Teile entfernen und das Dach wieder abdichten.

Schwer hatten es am Dienstag auch die Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens Remondis, denen die gelben Säcke fast um die Ohren flogen: "Wir haben massive Probleme mit zerfetzten Müllsäcken und umgestürzten Tonnen", sagte Mitarbeiterin Alexandra Bähr. Ihr Unternehmen habe aufgrund der Wetterlage mehr Mitarbeiter eingeteilt, denn "wir wollen den Müll so schnell wie möglich von der Straße weg holen", so Bähr. Ihre Kollegen draußen würden ihr Bestes geben und den Müll aus zerfetzten Säcken so gut wie möglich einsammeln, sagte sie.

Für die Zeit von 6 bis 15 Uhr erhielt die Feuerwehr gestern Unwetterwarnungen für das Kreisgebiet, sagte Kreisbrandmeister Frank Jahraus, doch die angekündigten Böen von maximal 105 Stundenkilometern brachten den Experten nicht aus der Ruhe: "Im Schwarzwald ist das um diese Jahreszeit so gut wie nix, so Jahraus, der froh war dass er "Niklas" im Kreis Freudenstadt managen musste und nicht im Rheintal. "Die Leute hier können mit diesen Wetterlagen besser umgehen", lobt er, die wüssten sich noch selbst zu helfen.

Früher war Jahraus in Karlsruhe im Feuerwehrdienst: "Da hätten wir an so einem Tag bestimmt 150 Einsätze gehabt", erzählt er, weil die Menschen dort schneller die Notrufnummern wählen würden. Allerdings warnt der Kreisbrandmeister auch die beherzten Schwaben vor Übereifer: Reparaturen am Dach oder Waldbesuche sollten bei dieser Windstärke tabu sein.

Auch beim Kreisforstamt nahm man Niklas gestern gelassen "Bei angekündigten Sturmböen von 137 Stundenkilometern auf dem Feldberg erschrecken wir noch nicht", sagte Kreisforstamtsleiter Georg Jehle. Trotz der teilweise heftigen Böen rechnet er im Wald nicht mit gravierenden Schäden. Ob er richtig liegt, wird sich zeigen, wenn sich das Wetter beruhigt hat. Vorher, so warnt Jehle, sollte der Wald nicht betreten werden.

Beruhigen wird sich das Wetter, aber gemütlicher wird es wohl nicht: Die Temperaturen legen den Rückwärtsgang ein und der Schnee kehrt laut Prognose zurück. Die Aussichten für die Osterfeiertage sind nicht rosig. Immer wieder soll es zu Regenfällen, Schauern und kurzen Gewittern kommen. Die Schneefallgrenze soll bis auf 400 Meter sinken. Über 600 Metern, so die Vorhersage, kann sich sogar wieder eine geschlossene Schneedecke bilden. Ostern, so scheint es, wird in diesem Jahr nichts für "Weicheier".