Der dichte Verkehr in Freudenstadt verursacht Lärm. Jetzt wird ein Plan erstellt, wie man ihn eventuell reduzieren kann. Foto: Archiv: Alt

Erster Schritt: Fachbüro soll Lärmaktionsplan für Freudenstadt erstellen. Zuschüsse für konkrete Maßnahmen erwartet.

Freudenstadt - Das einfachste Mittel, um den Verkehrslärm – zumindest in Freudenstadts Innenstadt – zu reduzieren, wäre, möglichst schnell den Tunnel zu bauen. Doch da bis dahin wohl noch geraume Zeit ins Land geht, muss vorerst ein Lärmaktionsplan herhalten. Der Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt (AIU) gab in seiner jüngsten Sitzung einstimmig grünes Licht für die Bauftragung eines Fachbüros, um einen Lärmaktionsplan zu erstellen. Bis er fertig ist, wird es nach Einschätzung der Stadtverwaltung rund ein Jahr dauern. Danach sollen konkrete Maßnahmen gegen den Lärm folgen.

Die Stadt ist verpflichtet, einen solchen Lärmaktionsplan zu erstellen. Hintergrund ist eine Richtlinie der Europäischen Union, die bereits 2005 in nationales Recht umgesetzt wurde. Anfang des vergangenen Jahres hatte die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) der Stadt Lärmkarten zur Verfügung gestellt. Demnach muss der Lärmaktionsplan für die besonders stark belasteten Bundesstraßen 28, 294 und 462, die alle durch Freudenstadt führen, aufgestellt werden.

"Bei der Venus haben wird rund 24 000 Fahrzeuge pro Tag", so Oberbürgermeister Julian Osswald. Das sei für die Anlieger eine Belastung. Bauamtsleiter Rudolf Müller erläuterte die Vorgehensweise beim Lärmaktionsplan. "Wir brauchen dazu externen Sachverstand", begründete er die Entscheidung, ein Fachbüro zu beauftragen. Dabei setze Freudenstadt auch auf die interkommunale Zusammenarbeit mit Baiersbronn bei der Bundesstraße 462. Handlungsbedarf bestehe im Stadtgebiet von Freudenstadt vor allem an der Stuttgarter Straße, am Marktplatz und an der Murgtalstraße. Dabei könne es um aktiven Lärmschutz, wie beispielsweise Lärmschutzfenster gehen oder passive Maßnahmen, zum Beispiel Geschwindigkeitsbeschränkungen. Eine spannende Frage werde sein, wie diese Maßnahmen finanziert werden und welche Zuschüsse es dafür gibt.

Nach den Kosten fragte Stadtrat Wolfgang Tzschupke (Freie Wählervereinigung). Die Stadt habe zunächst nur die Kosten für den Lärmaktionsplan, die mit rund 18 000 Euro veranschlagt wurden, zu tragen, antwortete Rudolf Müller. Bürgermeister Gerhard Link ergänzte, dass bei den Förderprogrammen mit hohen Zuschüssen gerechnet werde. Genaues könne man jedoch noch nicht sagen.

"Wir werden den Verkehrslärm nie ganz in den Griff bekommen"

Da bei den Ausführungen der Verwaltung auch das Wort Geschwindigkeitsbeschränkung gefallen war, wurde Stadtrat Walter Trefz (Bürgeraktion) hellhörig und erinnerte an die Forderung seiner Fraktion die Geschwindigkeit in der Innenstadt auf 30 Stundenkilometer zu beschränken. Dann werde die Innenstadt auch wieder wohnlicher. Ferner forderte Trefz auch eine Bürgerbeteiligung bei der Aufstellung des Lärmaktionsplans.

Walter Trefz regte auch an, Messungen an einzelnen neuralgischen Stellen in Auftrag zu geben, um ein genaues Bild zu erhalten. Dem widersprach der OB: Messungen seien zu aufwendig und zu teuer und außerdem nicht bindend. Die Berechungen der LUBW seien die Grundlage, auf der spätere Maßnahmen entwickelt würden. Die Bürger könnten ihre Ideen jederzeit einbringen. Im Rahmen des Verfahrens sei auch eine Offenlage des Lärmaktionsplans geplant.

Ortsvorsteher Joachim Auer aus Dietersweiler merkte an, dass es auch an Kreisstraßen, beispielsweise zwischen Lauterbad und Dietersweiler, hohe Lärmbelästigungen gebe. Darauf sagte OB Julian Osswald: "Wir werden den Verkehrslärm nie ganz in den Griff bekommen." Doch an Bundesstraßen seien die Belastungen ungleich größer.

"Am wenigsten Lärm machen die Autos, die gar nicht in die Stadt kommen", stellte Martin Franz (BA) fest. Deshalb solle man prüfen, ob man nicht noch mehr Verkehr aus Richtung Baiersbronn über die Schönegründer Steige auf die Umgehung von Freudenstadt bekommen kann. Dies sei eine unendliche Geschichte, bemerkte der OB. Mit der Technik der Navigationssysteme könne es dann sein, dass man diese Fahrzeuge ganz schnell auf der L 409 durch Musbach habe.