Chor und Orchester umrahmten die Feier zur Einweihung der Waldorfschule musikalisch. Foto: Scharnowski

Zahlreiche Festredner würdigen bei Einweihung Leistung alle Beteiligten. OB: Stadt steht hinter dem Projekt.

Freudenstadt - Viele Gratulanten kamen gestern zur offiziellen Einweihung des neuen Schulgebäudes der Freien Waldorfschule nach Freudenstadt. Das große Zirkuszelt, das eigens für die Feierlichkeiten aufgebaut worden war, war voll besetzt.

Den Auftakt machten Chor und Orchester aus Schülern und Lehrern mit Georg Friedrich Händels Festmusik.

Vorstandsmitglied Wilfried Münch übernahm die Begrüßung und die Festansprache. Er ging auf die vergangenen Jahre mit dem "auf und ab" der Schule ein. Angefangen von der Idee, bis zur Weiterentwicklung, zur Finanzierung und zu den Arbeiten, die notwendig waren und die von viele Eltern mehr oder minder klaglos akzeptiert worden seien. Das Gelände dürfte einmalig in Deutschland sein, meinte er. Es werde von Schülern und Pädagogen weiter bewirtschaftet. Die Pflanzen würden erhalten, die Bäume gepflegt, und einige kleine Biotope würden wieder zum Leben erweckt.

Die Gratulanten standen in einer langen Reihe an: Für das Kollegium sprach Eva Knab und für den Walddorfkindergarten Axel Buchtal. Drei Oberschüler fanden ihre Schule "nur toll". Eine Schülerin zeigte sich stolz und dankte ihren Eltern und den Lehrern und ihren Einsatz.

Regine Bühler vom Architekturbüro Voigt/Bühler hob hervor, dass solch ein Projekt bisher Neuland für sie war und eine Herausforderung für alle Beteiligten. Sie sei aber gemeistert worden, und das mit viel Freude. Alle freuten sich auch bereits auf den nächsten Bauabschnitt. Oberbürgermeister Julian Osswald zeigte sich ebenfalls stolz auf die neue Schule. Augenzwinkernd meinte er, gestern sei der Regen abbestellt worden, vor 30 Minuten habe es Strom gegeben und vor zehn Minuten den Blumenschmuck. Alles sei wunderbar geregelt im zeitlichen Ablauf. Die Stadt stehe voll hinter dem Waldorfschulen-Projekt und habe bereits weiter geplant. Auf dem Gelände solle noch eine Jugendherberge entstehen.

Uwe Braun, Direktor der Kreissparkasse Freudenstadt, erklärte, dass sein Kreditinstitut eigentlich noch nie so ein Projekt gemanagt habe. Der Ruf der Schule, die Erklärung für die Eigenleistungen und der Freunde und Gönner der Schule seien wohlwollend überprüft worden. Letztlich sei man überzeugt gewesen, mit einzusteigen, nicht zuletzt auch wegen des Gemeinwohls und wegen der sozialen Verwurzelung der Schule. "Investitionen in Bildung bringen die besten Zinsen", betonte Braun. Einen Scheck über 1000 Euro brachte er als Geschenk mit.

Hansjörg Hofricher, Gründer und Initiator der Waldorfstiftung, betonte, dass er noch nie eine Einweihungsfeier in einem Zirkuszelt erlebt habe. Er warb mit viel Charme und philosophischen Gedankensprüngen für seine Stiftung.

Bundestagsabgeordnete Saskia Esken (SPD) beglückwünschte die Waldorfschule und die ganze Stadt für diese Bildungseinrichtung. Privatschulen hätten es immer etwas schwieriger, aber in Baden-Württemberg "läuft alles wunderbar". Landtagsabgeordneter Norbert Beck von der CDU stimmte überein. Dass jedes Elternteil 72 Stunden freiwillige Arbeit geleistet hat, beeindruckte ihn sehr. Die Waldorfschule sei eine Schule des Erfolgs, in der die Schüler die ganzheitliche Förderung und Erziehung zum Wohle der Umwelt und soziales Verständnis lernen, hob Beck hervor.

Gründungslehrerin Ulrike Clauder erinnerte daran, dass sich die Gruppe bei der Planung einer Waldorfschule in Freudenstadt seinerzeit mutig – für sie aus heutiger Sicht übermütig – in ein Abenteuer gestürzt habe. Ein paar Bücher mit besonderem Wert aus den Anfangszeiten der Schule hatte sie zur Einweihung mitgebracht. Ihr Appell an die Schüler war eindrucksvoll: "Die Welt braucht Euch, dringend!"