Das Kepler-Gymnasium begegnet der Hitze mit einer außergewöhnlichen Aktion / Feuerwehr macht spontan mit
Von Lothar Schwark undLaura Hornberger
Freudenstadt. Das Wort "Hitzefrei" gewinnt an diesen heißen Tagen bei vielen Schülern eine ganz besondere Bedeutung. Auch im Kepler-Gymnasium geisterte der Ruf durch die Räume. Da trat die Feuerwehr Freudenstadt auf den Plan.
Da das Kepler-Gymnasium eine Ganztagsschule ist, kann der Wunsch nach Hitzefrei nicht so einfach erfüllt werden, auch wenn die Lehrer selbst schwitzen müssen. Doch der stellvertretende Schulleiter Hermann Kaupp hatte eine gute Idee. "Wir kühlen unsere Schüler mit einer Wasserdusche ab", sagte er sich. Die Schüler wurden gebeten, Wechselkleidung und Handtücher in den Unterricht mitzubringen, ohne dass die Überraschung verraten wurde.
Die Gymnasiasten staunten dann nicht schlecht, als zu Beginn der Frischluftpause um 10.55 gestern eine große Wassersäule zur Abkühlung der erhitzten Körper auf dem Schulhof sprudelte. Möglich gemacht hatte dies neben dem Einverständnis von Schulleiterin Perdita Toll vor allem die Freiwilligen Feuerwehr Freudenstadt, die eine Wasserwand zur Verfügung gestellt hatte. Stadtbrandmeister Florian Möhrle hatte auf Hermann Kaupps Wunsch diese Abkühlungsaktion postwendend ermöglicht.
Hausmeister Bernd Gaiser, früher selbst aktiver Feuerwehrmann in Freudenstadt, baute mit seinem Kollegen Klaus Klumpp die Gerätschaften auf, die einmal zum Vergnügen und nicht im Ernstfall ihren Dienst leisteten.
Mit Begeisterung stürzte sich die Schülerschar bei angezeigten 33 Grad Hitze ins nasse Element. Auch viele Lehrkräfte genossen die Dusche mit Millionen von Wassertröpfchen. Alle empfanden es als tolle Aktion, die auch die soziale Gemeinschaft der Schule förderte. "Dies ist ein Ereignis, das man nicht so schnell vergisst", sagte Kaupp, der scherzhaft hinzufügte: "Am besten schaffen wir so eine Anlage selbst für die Schule an." Die Resonanz der Schüler war mehr als positiv. Eine fand: "Es war brutal gut" und forderte eine Wiederholung. Eine andere Schülerin empfand die Aktion besser als Hitzefrei. Denn dieses einmalige Erlebnis habe nicht jeder. Außerdem fand sie, dass die Abkühlaktion die Schulgemeinschaft stärkt und auch die Schüler-Lehrer-Gemeinschaft aufwertet.
Auch von der Kepler Werkrealschule nahmen mehrere Lehrkräfte spontan teil und genossen die Wasserdusche. Lobend erwähnte der stellvertretende Schulleiter, dass sich die Schüler nach der Pause fast unaufgefordert wieder zum Unterricht aufmachten, ohne das Schulhaus unter Wasser zu setzten. "Denn solche Aktionen leben auch immer ein Stück von der Vernunft der Schüler", so Hermann Kaupp.
Im beruflichen Schulzentrum Freudenstadt ging es nicht so feucht-fröhlich zu, und die Schüler hofften auch vergeblich auf "Hitzefrei". "An beruflichen Schulzentren sind die Schüler in der Regel über 16 Jahre alt und halten die gegenwärtigen Temperaturen aus", sagte Schulleiter Armin Wüstner von der Eduard-Spranger-Schule. Er sieht seine Schüler als Erwachsene und vergleicht sie mit Mitarbeitern einer Firma, die auch nicht vom Betrieb freigestellt werden und arbeiten müssen.
Trotzdem ist Wüstner froh, dass die Hitze ihren Höhepunkt am Wochenende erreicht, wenn die Schüler frei haben. Gestern fand generell kaum Nachmittagsunterricht statt. "Wir halten die Hitze gerne aus, nachdem es vor 14 Tagen noch so kalt in Freudenstadt war", erklärte Armin Wüstner.
Schulfrei bei Hitze gibt es laut Wüstner nur bei den Mittel- und Unterstufen. Rektoren könnten in der Regel frei entscheiden, ob sie ihre Schüler vom Unterricht entlassen. Aber auch dabei gibt es Ausnahmen, die nicht erlauben, Schüler bei hohen Temperaturen nach Hause zu schicken: die Ganztagsschulen und verlässlichen Grundschulen. Bei ihnen verlassen sich die Eltern auf die Betreuung ihrer Kinder bis zu einer bestimmten Uhrzeit. Früher dürfen die Kinder nicht nach Hause gehen – egal, wie heiß es ist.