Freie Bahn für Drahtesel: Der Fahrradclub im Kreis findet das Konzept für Loßburger Straße und Promenadeplatz gut. Foto: Rath

Radfahrclub lobt Konzept für Flaniermeile und Promenadeplatz. Müller: Zweispurigkeit funktioniert.

Freudenstadt - Eine Fahrspur weniger gleich höhere Staugefahr? Die Rechnung geht anders, sagt Rudolf Müller. Der Leiter des Amts für Stadtentwicklung ist davon überzeugt, dass der Verkehr in der Loßburger Straße künftig besser fließt. Auch der Radfahrclub im Kreis lobt das Konzept für die Flaniermeile und den Promenadeplatz.

Ganz zweispurig wird die Loßburger Straße nach dem Umbau ab April ohnehin nicht. Die Einfädelspur für die Stuttgarter Straße/B 28 und die Tiefgarage ab der Reichsstraße bleibt. Laut Müller werde die Loßburger Straße künftig aber zu mehr als zwei Drittel ihrer gesamten Länge nur noch mit einer Spur je Fahrtrichtung gestaltet sein. "Das war ja ein großes Ziel der Gesamtplanung", so Müller. Die Stadt hätte den zweispurigen Anteil sogar noch vergrößert. Hier habe aber das Regierungspräsidium eingegriffen.

Positive Erfahrungen mit Testlauf in Stuttgarter Straße

Der Amtschef ist davon überzeugt, dass das Konzept fluppt. Positive Erfahrungen habe die Stadt mit einer Baustelle gesammelt, in der auf einer großen Länge der Loßburger Straße die Wasserleitung ausgetauscht und eine Fahrspur gesperrt werden musste. "Das hat geklappt. Funktionieren tut’s", so Rudolf Müller.

Zweites ermunterndes Beispiel sei die Stuttgarter Straße, in der es seit dem Bau einer Überquerungshilfe ebenfalls flüssiger laufe. Das Konzept für die Loßburger Straße sei im Prinzip dasselbe. Zwar falle eine Spur weg; aber wenn der Verkehr "vorsortiert" werde, laufe es besser. "Und alle sind froh", so Müller. Derzeit stauen sich die Autos teils zweispurig bis zur Volksbank. Das werde es so künftig nicht mehr geben. Die Zweispurigkeit bedeute weniger Stillstand, weniger Verkehr, weniger Abgase und im Gegenzug mehr Platz für den Einzelhandel, die Fußgänger und die Radfahrer. "Das war ja das Ziel", so Müller.

Sehr zufrieden mit dem Konzept ist auch der Kreisverband Freudenstadt des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub). Er begrüßt die neue Regelung mit Tempo 30 in der Loßburger Straße und dem Schutzstreifen für Radler. Der Verein habe sich von Müller die Pläne und das Radverkehrskonzept Freudenstadt vor einigen Tagen "ausführlich" erläutern lassen.

Das Projekt Promenadeplatz/Loßburger Straße werde aus Sicht des ADFC "grundsätzlich befürwortet". Innerorts müsse das Radfahren auch auf Hauptverkehrsstraßen möglich sein. Dass der Schutzstreifen an der engsten Stelle – die Kreuzung am Hotel Krone – nur eine Breite von 1,25 Metern habe, werde jedoch "kritisch" gesehen. Hier könne die Mindestbreite von 1,50 Metern erreicht werden, wenn vor der Ampel statt zweier Aufstellspuren nur eine aufgeweitete Fahrspur für Autos vorgesehen würde.

Um das Wegfallen von Kurzzeitparkplätzen vor dem Café Müller durch die vorgesehene Markierung eines Rad-Schutzstreifens zu vermeiden, schlage der ADFC vor, auch die Martin-Luther-Straße zu einer Tempo-30-Zone zu machen. Dann wäre keine Markierung eines Schutzstreifens notwendig. Die Radlern vertreten ferner die Meinung, dass die Verschiebung der "Venus" nicht notwendig sei, um hier den Radfahrstreifen anzulegen. Hier sollten "einfachere Möglichkeiten" gefunden werden.

Derzeit ist die Stadtverwaltung dabei, die Prioritätenliste zum Radverkehrskonzept mit mehr als 50 Maßnahmen schrittweise abzuarbeiten. Je nach Haushaltslage reiche das Geld für drei bis vier Maßnahmen pro Jahr, so der ADFC. Neben der Weiterführung des Rad-Schutzstreifens an der Ludwig-Jahn-Straße werden in diesem und im kommenden Jahr der Radweg nach Dietersweiler sowie die Fahrrad-Boxen an Stadtbahnhof und am Schulzentrum realisiert. Weitere Schritte ab 2018 seien dann etwa die Nachrüstung des Kreisverkehrs am Friedhof und der Radweg entlang der Bahnhofstraße. Damit werden deutliche Verbesserungen für den Radverkehr in Freudenstadt erreicht, so der ADFC. Parallel dazu seien auf den Strecken des überörtlichen RadNETZes Baden-Württemberg Verbesserungen geplant, unter anderem für den Anschluss der "Tour de Murg" an Freudenstadt. Hier regt der ADFC an, die Strecke entlang des Christophtals bis zum Hotel Langenwaldsee zu verlängern. Diskutiert worden sei mit der Stadt auch über die früheren Aktivitäten des Radforums, einem Bürgergremium, das über Fragen des Radverkehrskonzepts Freudenstadt beriet. Amtsleiter Rudolf Müller habe sich interessiert gezeigt, bei den anstehenden Projekten das Radforum mit Unterstützung des ADFC wiederzubeleben. Der Vorsitzende des ADFC Kreisverbandes Freudenstadt, Hans Erwig, und Nils Krieger gehen davon aus, dass die vorgetragenen Anregungen sowohl bei den Haushaltsplanberatungen Ende März 2017 als auch bei der weiteren Diskussion über das Umbauprojekt Promenadeplatz/Loßburger Straße berücksichtigt werden.