Der Sitzungssaal des Rathauses wartet auf die erste Sitzung des neuen Gemeinderats. Doch bereits im Vorfeld gibt es eine Änderung. Foto: Archiv

Zu wenig Rückhalt in der Fraktion: Stefan Langrehr wechselt zur CDU. Fraktionschef Andreas Bombel war "überrascht".

Freudenstadt - Die neue Legislaturperiode hat noch nicht begonnen, da gibt es schon eine Änderung in der Zusammensetzung des Freudenstädter Gemeinderats. Stadtrat Stefan Langrehr wechselt von der Bürgeraktion zur CDU.

Die Bürgeraktion (BA) verliert somit einen Sitz und ist nur noch mit vier Stadträten im Gemeinderat vertreten, die CDU-Fraktion wächst dagegen auf acht Mitglieder und hat nur noch einen Sitz weniger als die Freie Wählervereinigung.

Dieser Wechsel ist laut Gemeindeordnung möglich, denn die Gemeinderatswahl ist eine Persönlichkeits- und keine Parteienwahl. Laut Stadtverwaltung gibt es durch die Verschiebung keine Änderung bei den Sitzzahlen im Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt (AIU) und im Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales (VTS). Bei den weiteren Gremien, wie Aufsichtsräte oder Zweckverbände, prüft die Stadt derzeit noch die Sitzzahlen.

Grundsätzlich sei ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen, sagt Stefan Langrehr auf Anfrage unserer Zeitung. Nach 15 Jahren Bürgeraktion sei er aber bei manchen Themen an einem Punkt angekommen, an dem er so nicht weitermachen wolle. "Ich hatte auch das Gefühl, dass mir der Rückhalt in der Fraktion fehlt", schildert der Stadtrat. Er habe oft weniger Angst vor Dingen, die von der Verwaltung vorgeschlagen werden, als andere Mitglieder der BA. "Das hat mich gestresst."
Man ändere sich außerdem im Lauf der Jahre. Manchmal habe er sich alleine gefühlt. Arbeit im Gemeinderat müsse auch Spaß machen, meint Stefan Langrehr. Er habe  sich überlegt, ob er ganz aufhören soll, allein als Einzelkämpfer weitermachen oder in eine andere Fraktion wechseln soll. Da ihm die kommunalpolitische Arbeit immer noch Spaß mache und er als Einzelkämpfer wenig ausrichten könne, habe er beschlossen, sich einer anderen Fraktion anzuschließen, erläutert Langrehr. Da er in den vergangenen Jahren mit CDU-Fraktionschef Andreas Bombel gut zusammengearbeitet habe, zum Beispiel beim Thema Freibad Langenwaldsee, und mit ihm auch persönlich gut auskomme, habe er sich mit ihm getroffen und die gegenseitigen Vorstellungen abgestimmt.

"Ich kann es mir gut vorstellen", sagt Langrehr zu seinem künftigen Wirken bei der CDU. Wichtig ist für Langrehr die Feststellung, dass er auch als CDU-Stadtrat kein Parteimitglied sein wird und bei seinen Entscheidungen auch keine Parteilinie "fahren" muss.

CDU-Fraktionschef Andreas Bombel war "überrascht", dass Stefan Langrehr in der vergangenen Woche auf ihn zukam. "Ich habe zwar  öfter mal gesagt, dass er auch ganz gut zu uns passen würde", gibt Bombel zu, doch man habe Stefan Langrehr nicht der Bürgeraktion abgeworben. "Er ist ein kluger Kopf", sagt Bombel über Langrehr. Die Fraktion habe uneingeschränkt zugestimmt. "Er muss nicht CDU-Mitglied werden", verdeutlicht der Fraktionschef. Man habe die kommunalpolitische Arbeit immer so verstanden, dass Parteipolitik nachrangig sei. "Es gibt keinen Zwang", hebt Bombel hervor.

Dass Stefan Langrehr von der Bürgeraktion aus einem ökologisch orientierten Lager kommt, ist für Bombel kein Problem. "Wir denken auch an Ökologie, aber eben nicht als Ideologie und nicht um jeden Preis", betont er. Was den Aufsichtsrat der Stadtwerke betrifft, in dem die CDU durch den Wechsel von Stefan Langrehr vermutlich drei statt bisher zwei Sitze bekommt, ist für Andreas Bombel klar, dass der neue Fraktionskollege für diesen zusätzlichen Sitz nominiert wird, weil er bisher schon im Aufsichtsrat war.

Stefan Langrehr will zum Thema Aufsichtsrat, das BA-Sprecherin Bärbel Altendorf-Jehle angeschnitten hat "kein Fass aufmachen". Er gibt aber zu, dass die Nichtnominierung für den Aufsichtsrat der Stadtwerke ein Grund war, dass er sich Gedanken über einen Wechsel machte.  Über diese Nominierung sei seitens der BA nicht mit ihm gesprochen worden. Er habe den Eindruck, dass seine Fraktionschefin ihn nicht unterstützt hat.