Auch die Unterschrift des Rechtsaußen Patrick Groetzki von den Rhein-Neckar Löwen war bei den Fans begehrt. Fotos: Schade Foto: Schwarzwälder-Bote

HandballÖffentliches Training der Nationalmannschaft zieht viele Fans an / Wichtige Etappe zur Vorbereitung auf WM-Play-Off-Spiele

Von Arno Schade

Den ersten Beifall der zumeist jugendlichen, und oft auch weiblichen Handballfans beim Trainingsspiel der deutschen Nationalmannschaft gab es für eine Parade von Johannes Bitter. Zusammen mit Michael Kraus und Silvio Heinevetter war der Torwart aus Hamburg auch begehrtestes Opfer bei der Jagd nach Autogrammen und Bildern.

"Die Nationalspieler und Bundestrainer Martin Heuberger gehen das ganz locker an", freute sich auch Abteilungsleiter Oliver Balle von der SG Freudenstadt/Baiersbronn, der das öffentliche Training zusammen mit einigen Vereinsmitgliedern organisiert hatte. Und kein Wunsch nach einer Unterschrift oder den beliebten "Selfies" blieb unerfüllt nach einer zweistündigen Trainingseinheit in der David-Fahrner-Halle, zu dessen letzter halben Stunde die Türen der David-Fahrner-Halle für die zahlreich erschienenen und teilweise geduldig auf Einlass wartenden Fans geöffnet worden waren.

Ihnen wurde dabei noch etwas mehr geboten als den am Vormittag die zum Medientag eingeladenen Pressevertretern, die die Mannschaft bei einer Athletikeinheit mit Koordinationsübungen und Laufschulung verfolgen konnten. Am Abend ging es dann bei einem Trainingsspiel zunächst über das halbe, und dann über das gesamte Feld zur Sache. Vor allem Schnellangriffe gezielt abzuschließen war dabei die vom Bundestrainer vorgegebene Aufgabe, bei der sich mit "Mimi" Kraus ein Weltmeister von 2007 und Publikumsliebling nach seinem Comeback mit viel Engagement hervor tat. Beeindruckt zeigten sich die Besucher auch vom Spezialtraining für Torwart Johannes Bitter, der aus relativ kurzer Distanz abgefeuerte Tennisbälle parieren musste.

Insgesamt fünf Trainingseinheiten absolvierte beim viertägigen Vorbereitungslehrgang auf die WM-Qualifikationsspiele gegen Polen die deutsche Nationalmannschaft in der David-Fahrner-Halle, ehe die 18 Spieler und ihre Betreuer gestern wieder abreisten. "Unser Dank gilt der Stadt Freudenstadt, dass wir die Halle praktisch Tag und Nacht benutzen durften", betonte bei einer Pressekonferenz Bundestrainer Martin Heuberger. Er konnte sich allerdings nicht, wie eigentlich geplant, am Abend persönlich bei Oberbürgermeister Julian Oswald bedanken, der krankheitsbedingt nicht zum öffentlichen Training kommen konnte.

"Wir haben hier optimale Verhältnisse vorgefunden", meinte der Bundestrainer zudem in Richtung der Verantwortlichen des Schliffkopfhotels, das dadurch auch zu einer ganz wesentlichen Etappe auf dem Weg zur Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Katar Anfang 2015 werden könnte. Die beiden Play-Off-Spiele gegen Polen am 7. und 14. Juni gilt es für die Mannschaft dabei zu bestehen. Im Gegensatz zum WM-Trainingslager der deutschen Fußballer in Südtirol sei man dabei von Rückschlägen verschont geblieben, freute sich der Bundestrainer, der vom Schliffkopf aus auch seinen 28er-Kader für die Qualifikationsspiele meldete. Auf der Liste fehlen verletzungsbedingt die beiden Spieler der HBW Balingen-Weilstetten, Kai Häfner und Martin Strobel, für die Heuberger Kristian Nippes (Bergischer HC) und Timm Schneider (TBV Lemgo) auf Abruf nachnominierte. Weitere Ausfälle habe es bisher nicht gegeben, so Martin Heuberger mit einem Augenzwinkern, man gehe auch im Gegensatz zur Fußball-Nationalmannschaft aber auch keine erhöhten Risiken ein: "Wir wissen, dass die Schwarzwaldhochstraße auch durch die Motorradfahrer ein heißes Pflaster ist und sind daher immer entsprechend langsam zum Training nach Freudenstadt gefahren."

Im Quartier und bei den Übungseinheiten arbeitete der Bundestrainer und seine Crew auch an der mannschaftlichen Geschlossenheit und musste anfangs der Woche erst einmal die Spieler der Rhein-Neckar Löwen nach dem dramatischen Saisonfinale psychologisch aufrichten. "Wir sind nach dem in jeder Hinsicht aufregenden Wochenende wieder zur Ruhe gekommen", betonte Oliver Roggisch auch im Namen seiner Mannschaftsmitglieder Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki. Der langjährige Abwehrchef war am Sonntag mit einem Spiel seines Vereinsteams gegen die Nationalmannschaft offiziell verabschiedet worden, gehört aber dem Kader für die WM-Qualifikationsspiele an. "Ich gehe eher davon aus, dass ich gegen Polen nicht zum Einsatz komme. Ich halte mich aber bereit und werde auch im Trikot auf der Bank sitzen", meinte Roggisch, der in der kommenden Saison neue Aufgaben im Umfeld seiner Rhein-Neckar Löwen und der Nationalmannschaft übernehmen wird.

Aktiv aber werde er auch bei einer erfolgreich bestandenen WM-Qualifikation in Katar nicht mehr sein, meinte neben Oliver Roggisch auch der nach einigen Jahren Pause wieder in die Nationalmanschaft berufene Torwart Johannes Bitter, "zumindest ist das der jetzige Stand." Wer ihn im Training beobachtete, der kann sich aber durchaus vorstellen, dass der Hamburger auch in Zukunft im deutschen Handball noch eine wichtige Rolle spielen wird.