Ihre Tüftelei der vergangenen Wochen hat vorläufig ein Ende. Martin Stede, der Bezirksvorsitzende Edgar Pakai, Rudolf Kittel und Wolfgang Heidepriem (von links) haben mit der Vorlage der Spielpläne zur neuen Runde 2014/15 und den Staffeltagen eine wichtige Etappe wieder hinter sich gebracht. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballStaffelleiter legen Spielpläne vor / Den Wünschen der Vereine wird möglichst Rechnung getragen

Von Tim Geideck

Die Fußballvereine und -fans im Bezirk Nördlicher Schwarzwald können wieder planen, denn nach Abschluss der drei Staffeltag stehen die Spielpläne der einzelnen Klassen für die kommende Saison fest.

Doch wie entsteht eigentlich so ein Spielplan und was ist dabei alles zu beachten?

Der Sportplatz in Dietersweiler steht Kopf. Soeben hat die SG Vöhringen das entscheidende Relegationsspiel gegen den SV Tumlingen/Hörschweiler gewonnen und feiert ihren Aufstieg in die Bezirksliga. Nur ein Vöhringer muss in diesem Moment einen kühlen Kopf bewahren:: Martin Stede. Der 33-Jährige ist schließlich nicht nur eingefleischter SGV-Fan und langjähriger Wegbegleiter des Vereins, sondern auch Staffelleiter der Kreisliga B2.. Für ihn und seine Kollegen des Fußball-Bezirks ist der Abpfiff gleichzeitig der Anpfiff für die Planung der neuen Saison.

Seit Jahren ist es üblich, dass die vier Staffelleiter Rudolf Kittel (Bezirksliga und B3), Dieter Arnold (A1 und B1), Wolfgang Heidepriem (A2) und Martin Stede (B2) sowie der Bezirksvorsitzende Edgar Pakai das letzte Relegationsspiel des Bezirks gemeinsam anschauen, anschließend im Nebenraum des jeweiligen Sportheims gedanklich die Landkarte ausrollen und die Staffeleinteilungen vornehmen. Ist die Anzahl der Vereine in den einzelnen Staffeln unausgeglichen, wird dabei festgelegt, welches Team aufgrund seiner geografischen Lage in eine andere Staffel versetzt wird. Für Stede war das dieses Jahr wahrlich kein leichter Job: "Mein Verein feiert draußen und lässt die Sektkorken knallen. Ich saß da wie auf heißen Kohlen."

Seit drei Jahren ist Stede B2-Staffelleiter. Zu diesem Amt kam er auf denkbar spontane Weise: seine Familie ist mit Edgar Pakai befreundet und bei einem Besuch sprach der Bezirksvorsitzende ihn in seinem Wohnzimmer einfach darauf an, ob er sich vorstellen könne, Staffelleiter zu werden. Er konnte. "Das fiel mir relativ einfach, weil ich schon unter anderem Trainer bei der SG Vöhringen II war und dadurch die Kontakte zu den anderen Vereinen hatte", blickt Stede zurück.

Seitdem muss er mit seinen drei Kollegen jede Sommerpause eine komplexe Rechenaufgabe lösen, die ein wenig dem japanischen Sudoku ähnelt: Die Vereine jeder Staffel äußern im Vorfeld der Saison ihre Wünsche, an welchem Wochenende sie auf Grund anderer Termine oder Veranstaltungen in ihrer Gemeinde spielfrei, ein Heim- oder ein Auswärtsspiel haben möchten. Anhand dieser Wünsche bekommt jeder Verein eine sogenannte Schlüsselzahl zugewiesen, durch die der Spielplan errechnet wird.

Die Wünsche der Vereine können dabei ganz vielfältiger Natur sein. "Der FC Holzhausen zum Beispiel hat viele Spieler mit Migrationshintergrund. Die sind im Sommer noch im Urlaub, somit hätte der Verein am Saisonbeginn gerne ein spielfreies Wochenende", veranschaulicht der Bezirksliga-Staffelleiter Rudolf Kittel (57). Der VfR Sulz wiederum wünscht sich dieses Jahr am Saisonbeginn möglichst viele Auswärtsspiele, da das Sulzer Albeckstadion saniert wird und der Verein in den ersten Wochen nach Glatt ausweichen muss. Ebenso möchte die SG Empfingen am Wochenende des Empfinger Radkriteriums auswärts spielen. Andere Vereine wollen etwa beim eigenen Schlachtplattenfest unbedingt ein Heimspiel haben.

Die Annahme, dass die Ansetzungen einer jeden Saison frei ausgelost werden, ist somit ein Trugschluss. Genau genommen ist das Grundgerüst des Spielplans sogar jedes Jahr das gleiche, nur die einzelnen Begegnungen werden unter Zuhilfenahme der Schlüsselzahlen neu durchmischt. Ein Selbstläufer ist das Aufstellen des Spielplans aber trotz Schlüsselzahlen gewiss nicht: "Man muss viel mitdenken und alles überprüfen, weil wir die Interessen der Vereine unbedingt berücksichtigen wollen", verdeutlicht Kittel, betont aber auch, dass dies keine Selbstverständlichkeit sei. Es gebe Bezirke, in denen die Staffelleiter keine Rücksicht nehmen und die Vereine einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Im Bezirk Nördlicher Schwarzwald sei das nicht so, denn hier sei man laut Kittel "eine große Fußballfamilie". Für ihn steht fest: "Wir machen bestimmt manchmal mehr als wir müssten, aber davon lebt das System."

Auch der A2-Staffelleiter Wolfgang Heidepriem (57) unterstreicht: "Wir sind der flexibelste Bezirk von allen und legen zum Beispiel die Relegationsspiele so, dass jeder Fußballfan jedes Spiel sehen kann. Das ist nicht überall so."

Die Kehrseite der Medaille: Weil die Staffelleiter möglichst viele Wünsche der Vereine berücksichtigen wollen, bleibt ihnen ansonsten bei der Spielplan-Gestaltung recht wenig Spielraum. Ergibt sich dennoch ein bisschen Luft in dem komplexen Rechenspiel, bedienen sie sich gerne der Dramaturgie. Soll heißen: Derbys gleich zum Saisonstart, vorentscheidende Spiele am Saisonende. "Ich schaue mir schon die mögliche sportliche Entwicklung der Vereine an", gesteht Kittel, dass bei gewissen Konstellationen keineswegs nur der Zufall seine Finger im Spiel hat. So geschehen in der abgelaufenen Saison etwa in der Kreisliga B2, in der die beiden Spitzenteams aus Nordstetten und Vollmaringen am vorletzten Spieltag aufeinander trafen.Und wer erinnert sich nicht an das Krimi-Finale der Bezirksliga 2012/13, in dem sich der TuS Ergenzingen in allerletzter Minute beim FC Holzhausen den Titel schnappte.

Steht der Spielplan, können die vier Staffelleiter nicht die Hände in den Schoß legen, denn auch während der Saison ist ihr Fingerspitzengefühl insbesondere bei Spielverlegungen gefragt. "So richtig spannend wird es erst, wenn das schlechte Wetter kommt", weiß Stede. Mit seinen drei Kollegen hofft er aber nicht nur auf günstige Witterungsbedingungen, sondern auch darauf, dass seiner SG Vöhringen die Relegation dieses Jahr erspart bleibt und er beim alljährlichen Staffelleiter-Meeting dann mit freiem Kopf antreten kann.