Der mutmaßliche "BVB-Bomber" war Berufsschüler an der Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt. Foto: Campos

Freudenstadt im deutschlandweiten Fokus. Familie des mutmaßlichen Täters taucht ab. Mit Video

Freudenstadt - Noch immer suchen sie nach jedem kleinen Detail. Medien aus ganz Deutschland und darüber hinaus wollen in Freudenstadt mehr über Sergej W., den mutmaßlichen BVB-Bomber, zu erfahren.

Die Moosstraße am Freudenstädter Stadtbahnhof. Kamerateams geben sich seit Freitag die Klinke in die Hand. Noch nie hat Freudenstadt wohl so einen großen Rummel erlebt. Auch nicht, als bekannt wurde, dass die terroristische Sauerland-Gruppe 2007 in Wittlensweiler ihr Lager für den Bombenbau in einer Garage im Freudenstädter Ortsteil Wittlensweiler hatten.

Alle versuchen, ein Bild von einem jungen Mann zu zeichnen, der in Freudenstadt ein eher unauffälliges Leben führte. So wie die gesamte Familie, die gut integriert ist, sich in all den Jahren nichts zu schulen kommen ließ.  Bisher äußerte sich von den Familienmitgliedern nur eine Cousine von Sergej W. in der Bild am Sonntag. Larissa W. lebt mit ihrer Familie in Baiersbronn, genauso wie der Onkel des mutmaßlichen BVB-Attentäters.  Sie erzählt, dass die Familie nun Angst habe, dass diese schreckliche Tat auf sie zurückfallen könne. Die Schwester von Sergej W. wollte es bei einem Telefonat mit ihrer Cousine nicht wahr haben, was ihr Bruder gemacht haben soll.

Auf Facebook hat die Schwester noch am Freitagabend ihr Facebook-Profil deaktiviert. Auch die Eltern scheinen abgetaucht. Die Familie steht unter Schock. Der Großvater von Sergej W. wird bei Spiegel online zitiert: "Das war er nicht." Dann habe Alexander W. geweint.

Auch Nachbarn und ehemalige Weggefährten werden befragt. Yücel Teker, der im gleichen Haus wie die Eltern und Sergej W. wohnt,  berichtet in der Welt am Sonntag von dem massiven Auftreten der Sondereinsatzkräfte. Als er den Aufzug betreten habe, sei er in eine dunkle Ecke der Tiefgarage gedrängt worden. Dort habe er 20 Minuten warten müssen und habe große Angst um seine Familie gehabt.

Alle Nachbarn hätten frühmorgens schnell das Haus verlassen müssen, manche hätten sich nur notdürftig etwas Kleidung übergeworden. Die Wohnung im zweiten Stock , in der Sergej W. gemeldet war, sei aufgebrochen worden. Die Mutter habe im Nachthemd im Treppenhaus gestanden, umringt von schwer bewaffneten Polizisten.

Auch andere Freudenstädter werden in den Medien zitiert. Der Inhaber des Kiosks der Heinrich-Schickhardt-Schule berichtet in der Frankfurter Allgemeinen sonntagszeitung, dass Sergej W. stets brav in der Schlange gestanden hätte und ein Fleischkäs-Weckle wollte.  Der Martinique-Besitzer Oliver Widmann wird ebenfalls zitiert, dass der 28-Jährige ein normaler und sympathischer Gast gewesen sei. Die Stammkneipe von Sergej W. sei das "Bonaparte" im Stadtbahnhof gewesen.

Auch beruflich wird er als vorbildlich geschrieben, seine Ausbildung habe er bei einem mittelständischen Unternehmen im Freudenstädter Gewerbegebiet gemacht. Schließlich arbeitete er als Elektriker in einem Heizkraftwerk in Tübingen. Deshalb, so die Frankfurter Allgemein Sonntagszeitung, habe er sich auch ein Zimmer in Rottenburg angemietet.