Der Tenor Jay Alexander und die Sopranistin Sandra Danyella rissen das Publikum im Freudenstädter Kurtheater zu Begeisterungsstürmen hin. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Mit unsterblichen Melodien berauscht Jay Alexander sein Publikum im Kurtheater

Freudenstadt. Im Kurtheater blieben zwar etliche Plätze unbesetzt beim Konzert von Jay Alexander, aber das Publikum, das sich den zweistündigen Auftritt des Startenors nicht entgehen lassen wollte, kam voll auf seine Kosten. Mehr noch: Es feierte die Gala an unsterblichen Melodien aus Filmen und Operetten der 30er- bis 60er-Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts unter dem Titel "Schön ist die Welt" frenetisch. Der Applaus wollte gar kein Ende nehmen.

Bravo-Rufe schon nach dem ersten Lied

Schon nach dem ersten Lied, angelehnt an das Leitmotiv des Abends, gab es zuhauf "Bravo-Rufe". Eine Huldigung dieser Art war selbstredend Wasser auf die Mühlen des Sängers. Was Jay Alexander solo und zeitweise im Verein mit der Sopranistin Sandra Danyella auf die Bühne brachte, rührte erkennbar an die Herzen der Besucher. Lieder von der Liebe in verschiedenen Spielarten, begleitet vom Orchester der Kulturen unter der Leitung von Adrian Werum, ließen die Besucher in schönen Erinnerungen schwelgen. Wer wird wohl nicht weich, wenn "Ich küsse Ihre Hand, Madame" erklingt oder die "Plaisir d’ amour" beschworen wird! Bei aller Emotionalität richtet sich eine Warnung an die Männer: "Schau einer schönen Frau nie zu tief in die Augen!" Wenn das Publikum gar noch einbezogen wird in die Darbietungen mit Summen und rhythmischem Klatschen, scheint das Glück vollkommen zu sein.

Liebe, Triebe, Herzeleid – freilich ist der Schritt in die Trivialität oft nur ein kleiner, aber Jay Alexander ist das völlig gleichgültig, wie er selbst kundtat. Ihm geht es um die Musik schlechthin, die Lebensgeister und -freude weckt und zumindest zeitweise die Alltagssorgen verdrängt. Wie er von einer "schönen Welt" in dieser Zeit singen könne, sei er unlängst vorwurfsvoll gefragt worden. Seine Antwort ist eindeutig: Schön sei die Welt nach wie vor, nur die Menschen hätten sich verändert – und nicht nur zum Guten.

Alexander erwies sich am Konzertabend als Kavalier alter Schule. Mit einer Charmeoffensive stieg er ein, genoss den "tosenden Empfang im bezaubernden Kurtheater in der Weltmetropole Freudenstadt". Die Stadt sei ihm seit vielen Jahren bekannt. Während eines Lehrgangs für Tiefdrucker sei er seinerzeit hier gut untergekommen. "Und was für ein Nachtleben erst!", fügte er schelmisch hinzu und erinnerte an Lokalitäten wie die "Barbarina" und das "Martinique" als solitäre Gralshüter der Vergnüglichkeit.

Auch ein eloquenter Moderator

Der Absolvent der Staatlichen Musikhochschule Karlsruhe präsentierte sich nicht nur als souveräner, stimmkräftiger Tenor, sondern auch als eloquenter Moderator und Gedichtrezitator zum Thema Frühling.

Die Überleitungen zu den Gesangsvorträgen würzte Jay Alexander mit kleinen Geschichten, auch persönlicher Art – Nostalgie inbegriffen. Er habe es als Kind genossen, im Kreis der Familie die alten Filme im Fernsehen anzuschauen. Die Handlung habe ihn dabei nicht interessiert, dafür aber die "wunderbaren Kantilenen". Sie fielen auch in die Zeit, in der Deutschland touristisch das "Land, wo die Zitronen blühen" eroberte. "Mandolinen und Mondschein" oder die "Blaue Nacht am Hafen" versprachen Romantik pur.

Überhaupt hält Jay Alexander die Möglichkeit, sich verlieben zu können, für das Schönste. Das kommt auch mit Reminiszenzen an Größen wie Mario Lanza, Benjamino Gigli und Enrico Caruso, die viele Herzen öffnen, zum Ausdruck. Bei "Lippen schweigen", von Alexander und Danyella im Duett dargeboten, wird auch der hartgesottenste Zeitgenosse schwach. Als erste Zugabe erklang "die schönste Liebesarie, die es gibt": "Dein ist mein ganzes Herz". Dazu Alexanders Empfehlung an die Paare, sich an den Händen zu fassen, sozusagen als erneuertes Bündnis. Auch sein Abgang als geschicktes Szenario: Mit "Guten Abend, gut’ Nacht" – unter Beteiligung des Publikums – entfernte er sich, um im Foyer noch Autogramme zu geben und CDs zu signieren.