LandesligaSpVgg Freudenstadt mit starkem Beginn und guten Ende / Umstrittene Schiedsrichterentscheidungen

Von Arno Schade

SpVgg Freudenstadt – Young Boys Reutlingen 2:4 (1:1). Fünf Mal lag der Ball im Netz der Gäste, aber nur zwei Treffer zählten. Das Resultat war eine weitere Niederlage der jetzt auf den zweitletzten Tabellenplatz zurückgefallenen SpVgg Freudenstadt nach dem Muster "unglücklich, aber auch nicht unverdient."

Die Gastgeber begannen gegen einen Aufstiegsaspiranten mutig und bereits nach zehn Minuten stand erstmals Schiedsrichter Ruben Gihr im Mittelpunkt, dessen Ansetzung für dieses Spiel Trainer Jens Bertiller nicht nachvollziehen konnte. "Ausgerechnet für dieses gegen den Abstieg wichtige Spiel von uns schickt man einen Unparteiischen aus Rottweil", aus dem Ort eines direkten Konkurrenten also. Zwei Spieler der Young Boys und Karl Kling bugsierten gemeinsam einen abgeprallten Ball zum vermeintlichen 1:0 über die Linie, doch der Schiedsrichter wollte dabei ein Foul des Freudenstädter Stürmers gesehen haben und erkannte den Treffer nicht an.

"Wir können uns bei unserem Torwart bedanken, dass wir nicht höher in Rückstand geraten sind", sagte nach dem Schlusspfiff auch Reutlingens Trainer Steven Schanz in Richtung von Michael Stowers, der in dieser Szene gegen Karl Kling zuvor ebenso glänzend reagiert hatte, wie in der 18. Minute den nach einem Klassepass von Gerhard Melewzik frei vor ihm auftauchenden Matthias Weimer den Führungstreffer erst einmal verhinderte.

Bei seinem nächsten Versuch war Weimer aber erfolgreicher, der in der 24. Minute einen Freistoß von links von Robert Ruoff direkt und unhaltbar zum 1:0 unter die Latte lenkte. Vorausgegangen war eine erste Doppelchance der in den ersten 45 Minuten ansonsten vollkommen enttäuschenden Young Boys Reutlingen durch Marvin Uhland und Felix Anrich, dessen Rückzieher Lukas Betz noch an die Oberkante der Latte lenkte (20.).

Ansonsten hatte Freudenstadts Kapitän vor der Pause nur wenig zu tun, ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber. Der wehrte mit dem Fuß zunächst gegen den wieder im Strafraum abziehenden Matthias Weimer ab (29.), und hatte Sekunden später Glück, dass Karl Kling beim Abschluss von der ziemlich löchrigen Abwehr gerade noch gestört werden konnte.

Im Spiel nach vorne landeten aus Sicht der Gäste die meisten Bälle im Nirgendwo, doch es gab eine Ausnahme. Der Pass des überragenden Ex-Zweitliga-Profis Benjamin Kern genau in den Lauf von Abdulsamed Akin war auf den Millimeter genau getimt. Der von den Stuttgarter Kickers gekommene Angreifer verarbeitete das Zuspiel auch zunächst perfekt, hatte dann aber Glück, dass ihm der von Lukas Betz abgewehrte Schuss noch einmal zum 1.1 auf den Kopf fiel (37.).

Mit deutlich mehr Druck kamen die Gäste aus der Kabine. Die SpVgg Freudenstadt agierte dagegen plötzlich deutlich zögerlicher im Spiel nach vorne, konnte die gegnerische Hälfte nicht mehr mit seinen schnellen Spielern besetzen und geriet prompt in Schwierigkeiten. Auf allen Ecken des Platzes zu finden war in dieser Phase der überragende Benjamin Kern, der nach 56 Minuten einen Kopfball an den Pfosten setzte. Aus der 45-minütigen Versenkung tauchte jetzt auch Goalgetter Antonio Tunjic auf, der nach 59 Minuten seine zweite große Kopfballchance nach einer Flanke von Benjamin Kern alleinstehend im Fünfmeterraum zum 1:2 verwertete.

Jetzt herrschte in den Freudenstädter Reihen erst einmal große Verwirrung, und kaum noch ein Ball fand gezielt den Weg aus der eigenen Hälfte. Dazu kam eine erneut äußerst umstrittene Entscheidung des Schiedsrichters, der nach einer Flanke von Ercan Acar auf Handspiel von Simon Schau entschied, was Jens Bertiller erneu auf den Plan rief: "den Ball hat Simon klar mit dem Bauch abgewehrt." Ungerührt von den heftigen Protesten versenkte Antonio Tunjic den Elfmeter in der 64. Minute genau in der Tormitte zum 1:3. Doch damit nicht genug der Elfmeter, denn vier Minuten später zeigte Ruben Gihr erneut auf den Punkt, als Pascal Fahrner den wieder einmal enteilenden Benjamin Kern diesmal mit einem klaren Foul im Strafraum zu Fall gebracht hatte. Diesmal stand Abdulsamed Akin zur Exekution bereit und das 1:4 war perfekt. Kurioserweise allerdings noch nicht die Entscheidung, denn die noch einmal mit dem Mut der Verzweiflung anrennenden Gastgeber hätten beinahe noch mehr als nur das 2:4 von Karl Kling (84.) erreicht.

In der 75. Minute verhinderte mit Matthias Weimer ein eigener Spieler ein eigentlich sicheres Tor, als er in Abseitsposition stehend einen Kopfball von Simon Spissinger unnötigerweise noch berührte, der auch so ins Netz geflogen wäre. Und noch einmal Kritik erntete das Schiedsrichtergespann, als ein Treffer von Nico Hauer (80.) wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht zählte. Da passte es dann ins Bild, dass in der fünften Minute der Verlängerung Matthias Weimer eine letzte Großchance vergab.

TrainerstimmenJens Bertiller (SpVgg Freudenstadt): "In der ersten Halbzeit haben wir wieder gut gespielt, in der letzten Viertelstunde dann aber keinen Druck auf den Ball und ein unglückliches Gegentor zum 1:1 bekommen. Nach dem Seitenwechsel hat man dann gesehen, dass auch in der Landesliga Geld Tore schießt. Da macht ein Spieler wie Benjamin Kern dann schon den Unterschied aus."

Steven Schanz (Young Boys Reutlingen): "Mit Ausnahme der ersten 20 Minuten nach der Pause haben wir hinten und vorne zu fahrlässig gespielt. In der ersten Halbzeit hat Freudenstadt gut und kompakt gestanden und wir lange nicht zu unserem Spiel gefunden."

Mannschaften

SpVgg Freudenstadt: Lukas Betz, Daniel Ruoff (59. Fabio Weimer), Dario Schmidt, Pascal Fahrner, Simon Spissinger, Robert Ruoff, Kevin Braun (72. Nico Hauer), Gerhard Melewzik, Karl Kling, Simon Schau (65. Ümit Dagistan), Matthias Weimer. Young Boys Reutlingen: Michael Stowers, Matthias Venter, Benjamin Kern, Antonio Tunjic (72. Panagiotis Nakos), Yannick Ege (45. Fatmir Karasalihovic), Felix Anrich, Kai Petruv, Marvin Uhland, Esah Öztürk, Abdulsamed Akin, Ercan Acar. Zuschauer: 250. Schiedsrichter: Ruben Gihr (Rottweil); Assistenten: Patrick Born/Daniel Müller. Tore: 1:0 (24.) M. Weimer, 1:1 (37.) A. Akin, 1:2 (59.) A. Tunjic, 1:3 (64.) A. Tunjic (Handelfmeter), 1:4 (68.) A. Akin (Foulelfmeter), 2:4 (84.) K. Kling.