Die Witterungsbedingungen locker weggesteckt haben Trainer und Athleten des 3000-m-Hinderniskaders (von links). Werner Klein, Martin Grau, Tim Stegemann, Timo Benitz, Lokalmatador Benedikt Karus und Adi Zaar. Foto:Schade Foto: Schwarzwälder-Bote

Lehrgang des 3000-m-Bundeskaders auf 800 Metern Höhe legt Grundlagen

Von Arno Schade

Den Nordschwarzwald gleich von seiner winterlichen Seite kennengelernt haben Disziplin-Bundestrainer Werner Klein und zehn Läuferinnen und -läufer des Bundeskaders im 3000 m-Hindernislauf bei einem einwöchigen Lehrgang in Freudenstadt. Das Fazit fällt organisatorisch und sportlich dennoch überaus positiv aus.

"Die Anfahrt aus dem Saarland war am letzten Samstag etwas problematisch, da ich noch Sommerreifen aufgezogen habe", so der Bundestrainer schmunzelnd. Ansonsten bereiteten den Teilnehmern lediglich der Ausfall eines auf Sportübertragungen spezialisierten Fernsehsenders in den Zimmern der Fußballschule Freudenstadt etwas Probleme. Für den Rest hat Werner Klein nur Lob übrig: "Wir haben hier eine schöne Laufrunde vorgefunden, das Stadion ist o.k. und wir konnten in einem Fitnessstudio gut trainieren. Und die Verpflegung sowie die familiäre Atmosphäre hier im Haus ist sehr gut, das konnten wir genießen."

Während ein Teil der Spitzenathleten im 3000 m-Hindernislauf in dieser Woche zu einem Höhentrainingslager nach Flaggstaff (USA) aufgebrochen ist, setzt der Bundestrainer zum Auftakt der Vorbereitungen auf die kommende WM-Saison vor allem mit den bereits erfolgreichen Juniorinnen und Junioren auf das Reizklima in einer Höhe um die 800 Meter. "Das haben früher erfolgreiche Mittelstreckler schon gemacht, die regelmäßig in Bad Dürrheim waren", so Klein zu seinem kleinen Rückgriff auf frühere Zeiten. Dort seien die Bedingungen aber nicht mehr so günstig, und auf Vorschlag von Dornstettens Trainer Jörg Müller sei man auf die Unterkunft in Freudenstadt gestoßen.

Grundlagenausdauer und Kraftkomponenten standen in der vergangenen Woche auf dem Programm. Zweimal täglich hatten Werner Klein und der für die Nachwuchsarbeit zuständige Adi Zaar Einheiten für die Hindernisspezialisten angesetzt, von denen Jana Sussmann (Hamburg) und die Hildenerin Sanaa Koubaa ("Klein: "für mich die Aufsteigerin des Jahres") bereits internationale Meriten sammelten. Mit Timo Benitz hat sich zudem ein Mittelstreckler dem Lehrgang angeschlossen, der zum Jahreswechsel von der TG Stockach zur LG Badenova Nordschwarzwald wechseln wird.

Seine Disziplin sieht der Bundestrainer derzeit nicht nur wegen des talentierten Nachwuchses auf einem guten Weg. Mit drei Teilnehmern bei den Olympischen Spielen in London, davon mit Gesa Felicitas Kraus und Antje Möldner-Schmidt zwei Finalistinnen, stehe man im Laufbereich beim DLV sehr gut da. "Grundsätzlich haben die Europäer auf dieser Strecke trotz der Übermacht der Afrikaner noch die besten Chancen, weil man technisch und taktisch einiges an Zeit herausholen kann", so Werner Klein, der bereits die Zeit bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro plant. Höhepunkte des kommenden Jahres werden die U23-Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft in Moskau sein. Als noch wichtiger erachtet er allerdings die Europameisterschaft 2014 in Zürich (für uns fast ein Heimspiel"), bei denen er nicht nur bei den Frauen auf Medaillen hofft. Die Basis für alle diese Titelkämpfe sollen noch bis morgen in Freudenstadt gelegt werden. Wiederholung im nächsten Jahr wohl nicht ausgeschlossen.

(asa). Als Sprecher aller Trainer im Deutschen Leichtathletik-Verband hat Werner Klein klare Ansichten zu vielen Aspekten seiner Sportart. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten äußerte er sich auch zu den hiesigen Athleten.

Werner Klein zur ... u ... schwindenden Bedeutung der Leichtathletik: Der Konkurrenzkampf vor allem mit neuen Trendsportarten ist deutlicher größer geworden, bei uns etwa mit dem Triathlon. Auch die veränderten Schulsysteme, etwa das G8 oder die Ganztagsschulen, bedeuten einen massiven Einschnitt. Dazu gehen uns auch viele Lehrer verloren , die als Übungsleiter in den Vereinen arbeiten, jetzt aber nicht mehr die Zeit zum Training haben. u ... Reaktion des DLV auf das schlechte Abschneiden bei den Olympischen Spielen 2008: Ich glaube der Verband hat personell und strukturell die richtigen Maßnahmen getroffen. Natürlich ist er auf die finanzielle Förderung durch öffentliche Mittel angewiesen , aber auch da hat ein umdenken eingesetzt. Es ist ganz klar: Wenn die Öffentlichkeit einen erfolgreichen Leistungssport und Medaillen will, muss man auch angesichts der großen Konkurrenz in unserer Sportart einfach dafür Geld in die Hand nehmen. u ... Förderung junger Athleten und die Zusammenarbeit mit den Heimtrainern:Ohne die Trainer an der Basis können wir gar nichts bewerkstelligen, das ist klar. Bei uns hat es sich bewährt, dass wir seit 2008 mit der Einführung der neuen Stelle für Adi Zaar die Sichtung bereits bei 15-Jährigen eingeführt haben und wir dadurch frühzeitig Kontakt zu Trainern und Eltern bekommen. Nur durch gegenseitiges Vertrauen kann man erfolgreich sein. Das schließt aber nicht aus, dass wir jungen Athleten auch einmal einen Wechsel des Standorts empfehlen, wenn die Voraussetzungen an neuer Stelle günstiger sind. u ... zum Studium von Athletinnen und Athleten in den USA : Jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber wir stehen dem Wechsel in die USA eher skeptisch gegenüber und empfehlen ihn nicht. Wir haben dann keinerlei Einfluss auf das Training mehr und in den USA geht es eben ganz anders zu. Ich bin beispielsweise der Meinung, dass sich Rico Loy von der LG Badenova Nordschwarzwald zuletzt nicht so weiter entwickelt hat, wie es hätte sein können. u ... Teilnahme an Crossläufen: Die Crossrennen sind ein sehr gutes Trainingsmittel, wenn man die Platzierung in den gesamten Jahresaufbau beachtet.. Ich bin aber ein Freund eines langen, stabilen Aufbaus auf einen Höhepunkt. Wenn ein Läufer jetzt zu früh zu viel Gas gibt, ist das langfristig eher ungünstig. u ... Leistungsentwicklung von Benedikt Karus von der LG Badenova Nordschwarzwald: Ich halte ihn für einen sehr talentierten Läufer, der zuletzt eine gute Leistungsentwicklung gehabt hat. Ich hätte ihn in diesem Jahr aber gerne schon bei der Europameisterschaft gesehen, das hätte ihm sicher viel gebracht. Leider konnte er an dem wichtigen Qualifikationslauf in Huelva aus Studiengründen nicht teilnehmen. Die erforderliche Zeit hätte ich ihm zugetraut. Sein Medizinstudium ist sportlich gesehen ohnehin ein Problem, nachdem der von uns angestrebte Wechsel von Ulm nach Tübingen nicht geklappt hat. Wegen einer Prüfung und seines Physikums wird er auch bei wichtigen Trainingslagern in Montegordo und Flaggstaff in den nächsten Monaten fehlen. Bis 2014 muss er einen Leistungssprung machen!