In seinem Element: Philipp Rutto hat ausgiebig trainiert, um am Sonntag in Lausanne etwas zu reißen. Foto: Lenk Foto: Schwarzwälder-Bote

LeichtathletikPhilip Kiptoo Rutto ist auf Bestzeit-Kurs und fit für Lausanne-Marathon

Von Christian Lenk

Seit Anfang September weilt der kenianische Läufer Philip Kiptoo Rutto nun schon in Dietersweiler. Seine bisherigen Rennen in den letzten Wochen waren auch durchweg positiv und machen berechtigte Hoffnungen auf eine schnelle Zeit beim Lausanne-Marathon, der am kommenden Sonntag entlang des Genfer Sees stattfindet.

Die letzten Wochen bestritt Rutto einige Überdistanz-Wettkämpfe. Nach dem Ausflug ins Tessin stand für Rutto eines seiner Lieblingsrennen, der Schönbuchlauf in Hildrizhausen auf der Wettkampfagenda. Zweimal war Rutto hier über die 25 Km bereits siegreich, und bei seinem ersten Sieg in 2011 hatte er damals bei goldenem Oktoberwetter den noch immer bestehenden Streckenrekord auf 1:19.08 Stunden gedrückt.

Rutto ließ auch keinen Zweifel daran, dass er seinen eigenen Rekord in diesem Jahr unbedingt angreifen wird, doch das Wetter machte ihm wie schon 2012 einen Strich durch die Rechnung. Von Beginn an lag er im Regen knapp über seinem 2011 gesetzten Zwischenzeiten und im Ziel fehlten ihm nur ganze 19 Sekunden auf die eigene Strecken-Bestzeit. Rutto zeigte sich dennoch sehr zufrieden mit seiner 1:19.27 h, denn ihm steckte die Marathonvorbereitung mit Läufen bis zu 45 Km und der 30 Km-Wettkampf der Vorwoche noch in den Knochen. Zudem ist Rutto kein Regenläufer und trotz der für ihn nicht idealen nassen Witterung blieb er als bisher einziger Läufer bereits zum zweiten Mal unter der 1:20 Stunden-Schallmauer.

Mit dem Hildrizhauser Schönbuchlauf war dann auch die Marathon-Vorbereitung mit den langen Ausdauerläufen beendet und es galt die Devise, noch einmal Tempo aufzunehmen. Dazu bot sich das zweite Oktoberwochenende förmlich an, zuerst mit dem Loßburger Waldlauf samstags, bei dem Rutto den bestehenden Streckenrekord um mehr als eine Minute auf starke 31.27 min verbessern konnte. Sonntags stand dann aber der eigentliche Härtetest beim Citylauf in Albstadt ebenfalls über 10 Km an.

Unter anderem standen hier mit dem bereits zweimal in Albstadt erfolgreichen Patrick Kimeli und Wycliff Biwott zwei schnelle Landsleute von Rutto am Start, die sich vor der Weltklasse nicht verstecken müssen. Als besonders harte Nuss war zudem der deutsche Vorzeigeläufer des Jahres 2015, Richard Ringer, gemeldet. Ringer war nach seinem WM-Einsatz und als Sieger der letzten beiden Jahre hier in Albstadt als klarer Favorit angereist. Das Elitefeld ergänzten noch Simon Stützel und Martin Sperlich, ebenfalls zwei Läufer der absoluten Deutschen Spitze.

Bereits in der ersten der vier zu laufenden Runden durch die engen Ebinger Gassen kristallisierte sich ein Vierkampf der drei Keniatten Rutto, Kimeli und Biwott und dem WM-Vierzehnten über 5000m Richard Ringer heraus. Diese erste Runde passierte das Führungsquartett nach unglaublich schnellen 7.04 min, was auf eine Zeit um die 28.20 min hindeutete.

Doch die Führungsgruppe begann sehr bald, auseinanderzubröckeln. Zuerst war es Rutto, der drei Weltklasse-Läufer an der Spitze ziehen lassen musste. Aufgrund des hohen Trainingspensums der letzten Wochen mit bis zu 220 Km pro Woche fehlte Rutto bei diesem enorm hohen Tempo noch etwas die Spritzigkeit. Doch nicht besser erging es kurze Zeit später dem zweimaligen Albstadtsieger Richard Ringer. Auch er konnte den wie entfesselt laufenden beiden Assen aus Kenia an diesem Tag nicht folgen.

Und so mussten sich Rutto und Ringer alleine auf die Verfolgung machen. Dadurch, dass die beiden Führenden ein Fahrzeug vor sich hatten, dem die überrundeten Läufer ausweichen mussten, vergrößerten die beiden Läufer an der Spitze zunehmend ihren Vorsprung, und für Rutto und Ringer wurde es weiter hinten immer mehr zum Slalom-Lauf, was enorm Kraft und Zeit kostete.

Bis ins Ziel sollte sich an der Reihenfolge dann auch nichts mehr ändern, Wycliff Biwott holte sich überraschend den Sieg in hervorragenden 29.01 min, knappe sieben Sekunden vor Kimeli. Der aus Friedrichshafen stammende Ringer belegte am Ende den dritten Gesamtrang vor dem bravurös kämpfenden Rutto, der nach starken 30.27 min die Ziellinie überquerte.

Für Rutto war damit die letzte Phase der Vorbereitung auf seinen Saisonhöhepunkt, den Lausanne-Marathon abgeschlossen. Jetzt gilt es für Rutto, sich gut zu erholen in den verbleibenden Tagen, nicht zu viel aber auch nicht zu wenig Kilometer im Training zu absolvieren und sich nicht noch in den letzten Tagen eine Erkältung zu holen.

Die Vorleistungen und Ruttos Gefühl jedenfalls passen, "Ich habe das Gefühl, eine Zeit unter 2:14 Stunden ist drin", sagt er. Sollten die äußeren Bedingungen auch noch passen, kann man am Sonntag gespannt sein, wie weit vorne das gelbe Lauftrikot der LG farbtex Nordschwarzwald auf Ruttos Schultern zu sehen sein wird, wenns beim Lausanne-Marathon auf die Zielgerade vor dem Olmypischen Museum geht.

Rutto selbst gibt sich zuversichtlich, nicht nur seine Bestzeit von 2:16.38 Stunden vom Florenz-Marathon 2011 unterbieten zu können, sondern auch einen Podestplatz, am liebsten den Obersten, erlaufen zu können.