Das Wandern ist eines der wichtigsten touristischen Angebote in der Region. Foto: Haid

Landrat äußert sich zum Zukunftsprogramm Landkreis Freudenstadt 2025. Stillstand ist Rückschritt.

Kreis Freudenstadt - Die Förderung des naturnahen Tourismus gehört mit zu den Haupthandlungsfeldern, die der Kreistag im Zukunftsprogramm Landkreis Freudenstadt 2025 festgelegt hat. Ein Nationalpark könnte hier neue Impulse geben, meint Landrat Klaus Michael Rückert.

"Im Outdoorgeschäft in Hamburg gibt es Bücher und Kartenmaterial von abgelegenen afrikanischen Wüsten, aber den Schwarzwald sucht man dort vergebens", zitiert Rückert aus dem Buch "Westwegs" des Freudenstädter Journalisten Johannes Schweikle. Die hiesige Region gelte im Outdoorhandel als zu unspektakulär – völlig zu unrecht, wie der Landrat versichert.

"Wir haben mit unserem eher lieblichen Süden und dem schrofferen und teilweise wilden Norden eine einzigartige Landschaft zu bieten, das müssen wir besser herausarbeiten und bekannt machen", sagt Rückert. Ein Nationalpark könne hier durchaus touristische Chancen bieten, denn er sei ein international bekanntes Label.

Der Vergleich mit dem Bayerischen Wald, der durch den dortigen Nationalpark bekannt wurde, hinkt für Rückert allerdings: "Da war halt vorher nichts los, deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der Nationalpark dort einen Boom ausgelöst hat. Wir hingegen sind touristisch schon auf einem hohen Niveau." Dennoch: Im Tourismus gelte, mehr noch als in jeder anderen Branche, dass Stillstand Rückschritt ist.

"Wir müssen uns bewegen und nicht darauf vertrauen, dass Freudenstadt und Baiersbronn ohne weiteres ihren Platz im internationalen Wettbewerb halten können", so Rückert. Die hiesigen Hoteliers – Flaggschiffe wie auch kleinere Anbieter – würden dies beherzigen, und der Landkreis müsse sie als Netzwerker unterstützen, Menschen und Ideen zusammenbringen und Impulse geben wie beispielsweise beim kreisweiten E-Bike-Angebot.

Extremwanderung durch den Schwarzwald

Auch der Naturpark Schwarzwald Mitte-Nord habe gemeinsam mit Gemeinden und touristischen Anbietern in den vergangenen elf Jahren viele tolle Projekte erarbeitet. "Unser Angebot ist sehr gut, aber wir müssen mit immer neuen Ideen die Gäste halten und neue gewinnen. Wer jetzt mit Rucksack und Zelt als junger Mensch eine Extremwanderung durch den Schwarzwald macht, kann später durchaus ein Gast für das Hotel Traube Tonbach oder das Hotel Bareiss sein."

Ein Nationalpark könnte nach Ansicht des Landrats durchaus eine zusätzliche Chance sein, dennoch macht Rückert deutlich: "Ich bin bei diesem Thema noch nicht festgelegt." Den Nationalpark, meint er, dürfe man nicht nur touristisch sehen. "Wir sind eine Gegend, die auch vom Wald lebt, eine Gegend, in der viele Menschen ganz eng mit dem Wald verbunden sind, und in der Probleme wie beispielsweise Borkenkäferschäden verständlicher Weise Ängste auslösen." Der Landrat will daher das Gutachten abwarten, sich die Antworten auf die Fragen anschauen und sehen, wie die Problemkonstellationen darin gelöst werden.

"Ich bin kein Forst- und Borkenkäferspezialist, aber ein Nationalpark geht hier nur dann, wenn die Experten dieses Problem in den Griff kriegen und wir als politisch Verantwortliche soviel Informationen bekommen, dass wir ihnen glauben können, dass sie es in den Griff bekommen."

Erst dann, so Rückert, müsse man die Plus- und Minuspunkte eines Nationalparks Nordschwarzwald abwägen. Das Thema sei wichtig, aber es sollte objektiv und nicht emotional bearbeitet werden. "Ich kann die Emotionen verstehen, aber ich rufe beide Seiten dazu auf, nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen, sondern die jeweils guten Argumente herauszuarbeiten und mit kühlem Kopf abzuwägen, was für unseren Landkreis besser ist."

Bis dahin kann am touristischen Image der Region durchaus noch poliert werden, dann nimmt vielleicht eines Tages auch das Hamburger Outdoorgeschäft den "wilden Schwarzwald" in seine Auslage.