Hat Sergej W. Bauteile für die drei Splitterbomben in Belgien gekauft?

Freudenstadt/Rottenburg - Neue Zuständigkeit im Fall des Anschlags auf den BVB-Bus: Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat die Ermittlungen am Dienstag abgegeben, an die Staatsanwaltschaft in Dortmund. Zudem gibt es weitere belastende Indizien gegen den Tatverdächtigen.

Dass der Fall nach Dortmund abgegeben wurde, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe am Dienstag mit. Der Grund: "Die bisherigen Ermittlungen haben keine Anhaltspunkte für einen terroristischen Hintergrund des Anschlags ergeben", heißt es in der Pressemitteilung.

Die Ermittlungen waren ursprünglich von der Bundesanwaltschaft übernommen worden, weil am Tatort drei "Bekennerschreiben" gefunden worden waren. Darin wurde behauptet, dass radikal-islamistische Täter hinter dem Anschlag am 11. April steckten.

Die Ermittler hatten aber schon früh Zweifel an der Echtheit geäußert und waren stattdessen rasch auf die Fährte des 28-jährigen Sergej W. aus Freudenstadt gekommen. Sie gehen davon aus, dass der Mann damit eine falsche Spur legen wollte. Die weiteren Ermittlungen hätten jedenfalls "keinerlei Belege" für einen Terrorakt geliefert. Vielmehr sei davon auszugehen, dass der Anschlag vom "dringend Tatverdächtigen Sergej W." verübt worden sei, aus rein "monetären Interessen".

Deshalb fehle es "an einem Staatsschutzdelikt von besonderer Bedeutung", so die Bundesanwaltschaft. Das Ermittlungsverfahren war daher von Gesetzes wegen an die Staatsanwaltschaft Dortmund abzugeben.
Die Karlsruher Terror-Fahnder haben aber nicht nur die Akten nach Dortmund geschickt, sondern offenbar auch noch weitere Vorarbeit geleistet.

Hat Sergej W. Bauteile für die drei Splitterbomben in Belgien gekauft?

Laut "Welt" sollen Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) eine neue Spur verfolgen, die ins Ausland führt. Demnach sei der Elektrotechniker, dessen Familie in Freudenstadt lebt, wenige Wochen vor dem Bombenanschlag nach Belgien gereist und habe dort offenbar in einem Baumarkt eingekauft. Demnach hatte Sergej W. Vom 7. bis 11 März einen Mietwagen genommen und war damit von seinem Wohnort Rottenburg zunächst nach Dortmund, von dort nach Belgien und anschließend wieder zurück gefahren.

Der Wagen wurde mit 1300 Kilometern mehr auf dem Zählerstand zurückgegeben. Außerdem soll sich das Handy des Tatverdächtigen in eine Mobilfunkzelle eingeloggt haben, die sich beim Baumarkt befindet.
Die Frage ist, ob dort Bauteile für die drei Splitterbomben gekauft wurden. Im Mietwagen seien jedenfalls Spuren von grüner Farbe gefunden worden. Auch die Sprengsätze, in einer Hecke versteckt, waren grün. Die Bundesanwaltschaft hält sich erneut bedeckt, was den Ermittlungsstand und die Spur nach Belgien betrifft. Die Informationen würden weder bestätigt noch dementiert, so die Standardformulierung aus der Karlsruher Pressestelle.

Einen Schritt weiter sind die Ermittler auch, was eine andere Spur betrifft. Wie berichtet, fand die Polizei vorige Woche in der Wohnung von Sergej W. in Rottenburg handschriftliche Notizen, die auf eine Anschlagsplanung hindeuten. Sie waren teils in deutscher, teils in russicher Sprache verfasst und gut versteckt. Ein Gutachter habe bestätigt, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Handschrift von Sergej W. handelt.

Der ließ bislang über seinen Anwalt lediglich mitteilen, dass er mit der Tat nichts zu tun und in Dortmund ediglich Urlaub gemacht habe. Der 28-Jährige sitzt in Stuttgart-Stammheim in U-Haft.