Tiere und Kinder – das passt gut zusammen. Der Meinung ist auch die Stadtverwaltung und unterstützte einen Antrag der Bürgeraktion, sich mit Initiatoren eines Bauernhofkindergartens zusammenzusetzen. Foto: Archiv

Bürgeraktion regt Einrichtung eines Bauernhofkindergartens an. Initiatoren stehen in den Startlöchern.

Freudenstadt - Ein Bauernhof, auf dem Kinder spielerisch an die Natur herangeführt werden, ist eine schöne Idee. Das findet auch die Stadtverwaltung und sicherte den Initiatoren des Bauernhofkindergartens nun ihre Unterstützung zu.

Das man das Rad zuweilen neu erfinden kann, wenn nicht sogar muss, zeigt der Erfolg des Freudenstädter Waldkindergartens, der mit seinem ganzheitlichen Ansatz die Kinderbetreuung in Freudenstadt ein Stück weit revolutioniert hat. Ein Bauernhofkindergarten, wie er von der Bürgeraktion angeregt wird, könnte sich für die Stadt zu einem Alleinstellungsmerkmal entwickeln. So jedenfalls sieht es Bärbel Altendorf-Jehle (BA), die im Ausschuss für Verwaltung, Tourismus und Soziales für den Antrag ihrer Fraktion warb.

"Die Erfahrungen mit dem Waldkindergarten sind "rundum positiv" (...) – hätte Freudenstadt zusätzlich einen Bauernhofkindergarten, wäre das ein weiterer Standortfaktor, mit dem man bei jungen Familien punkten könnte", heißt es zu den Hintergründen des BA-Antrags. Zwei Versionen könnten realisiert werden: Ein Bauernhofkindergarten "mini" wie beim Waldkindergarten mit einem Bauwagen und zusätzlich ein paar Tieren, oder angegliedert an einen richtigen landwirtschaftlichen Betrieb. Letzterer müsse allerdings noch gefunden werden.

Die Idee ist gut, da ist sich das Gremium einig. Hubertus Jörg von der CDU beispielsweise nimmt die selben gesellschaftlichen Veränderungen war: fehlender Bezug der Kinder zur Natur, zu den Nahrungsmitteln und deren Herstellung. "Ob ein Bauernhof Platz zur Verfügung stellt oder ein Bauernhofkindergarten künstlich angelegt werden muss, das müssen wir sehen", so Jörg. Dass die Umsetzung einer solchen Idee in die Tat auch mit Hürden verbunden ist, macht nicht nur der Beschlussvorschlag der Verwaltung, sondern auch Bürgermeister Gerhard Link deutlich. Zum einen lehnt es die Stadt ab, selbst einen Bauernhofkindergarten einzurichten, wie sie es laut Oberbürgermeister Julian Osswald auch beim Waldkindergarten getan habe. Zum anderen müssten wie bei jedem anderen Kindergarten auch bestimmte Vorschriften, wie beispielsweise bei der Hygiene, eingehalten werden, erläutert Link. Und: "Ich sehe Schwierigkeiten, einen Kindergarten in einen landwirtschaftlichen Betrieb zu integrieren."

Ohne die Unterstützung der Stadt geht es also nicht. Umso besser, dass sich bereits einige Unterstützer zusammengetan haben, die sich nun in einem Trägerverein "Bauernhofkindergarten Freudenstadt" organisieren möchten. Reinhold Beck, Leiter des Amts für Familie, Bildung und Sport, formulierte es so: "Nennen sie uns Ross und Reiter und wir führen Gespräche." Dies ließ sich Altendorf-Jehle nicht zweimal sagen. Elf potenzielle Vereinsgründer gibt es bereits. Einige von ihnen verfolgten persönlich die Ausschusssitzung und freuten sich natürlich über die Unterstützung der Stadt. Bereits in den kommenden Wochen sollen erste Gespräche mit der Stadt stattfinden.

Helmut Siegl ist einer der Initiatoren. Der 55-Jährige aus Rötenberg ist Mitbegründer des Freudenstädter Waldkindergartens und seit Kurzem auch im Vorstand der Wald- und Naturkindergärten Baden-Württemberg vertreten – hat also Erfahrung, wenn es darum geht in Sachen Kinderbetreuung neue Pfade zu betreten. "Die Idee eines Bauernhofkindergartens ist ganz breit angelegt", sagt Siegl, der sich bereits ein Bild über bestehende vergleichbare Kindergärten in Bayern und Hesssen gemacht hat. Diese zeigen, möglich ist Vieles. Die zentrale Frage lautet für Siegl nun: "Finden wir überhaupt einen Hof?" Schön wäre ein Bauernhof ganz nah an Freudenstadt, damit die Eltern einen kurzen Anfahrtsweg haben. Der zweite Schritt wäre dann, die Detailfragen zu klären.

Dass die Stadtverwaltung sich in der VTS-Sitzung so offen gezeigt habe, freut Siegl und seine Mitstreiter. Dennoch – bis ein solches Projekt umgesetzt werden könne, daure es Jahre. "Da brauchen wir einen langen Atem", sagt Siegl.