Das Theaterstück "SOS for Human Rights", dargeboten vom Berliner GRIPS-Theater, führte die Leidenswege von Flüchtlingen plastisch vor Augen. Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

GRIPS-Theater gibt "SOS for Human Rights" im Kurtheater / Auf der Flucht

Von Gerhard Keck Freudenstadt. "SOS for Human Rights" (Rettet die Menschenrechte) ist der Titel eines mobilen Theaterstücks im Programm des bekannten GRIPS-Theaters aus Berlin. Vor kleinem, gleichwohl aufmerksamem Publikum einer achten Klasse des Dornstetter Gymnasiums ging die Odyssee dreier Flüchtlinge über die Bühne des Kurtheaters. Galerist Tomas Rapp, die Kulturinitiative Freudenstadt und das Szenario Theater Baiersbronn hatten die Aufführung in die Wege geleitet. Gedacht und terminiert war sie insbesondere für Schülergruppen. Was das dreiköpfige Ensemble bot, hätte wahrlich weitaus mehr Besucher verdient gehabt. "SOS for Human Rights" schildert die verzweifelten Versuche der Jugendlichen Jamila, Naisha und Kerim, den bedrängenden Verhältnissen in ihren Herkunftsländern zu entfliehen. Jamila wurde aus Deutschland nach Ghana abgeschoben und versucht mit allen Mitteln zurückzukehren. Die kluge Ghanaerin Naisha möchte in Europa studieren und Arbeit finden. Kerim sucht Schutz vor dem Krieg, der in Afghanistan wütet. Unter bedrohlichen und menschenunwürdigen Bedingungen legen sie Etappen zurück, müssen sich mit korrupten Grenzern herumschlagen, sind skrupellosen Schleusern ausgesetzt und zu Täuschungsmanövern gezwungen. Demütigungen bis hin zur sexuellen Nötigung sind an der Tagesordnung. Das Schicksal meint es am Ende nicht gleichermaßen gut mit den Flüchtlingen.

In der rund 80-minütigen Aufführung des Stücks von Susanne Lipp boten unter der Regie von Philipp Harpain die Darsteller Meli Madukanya (Naisha), Veronica Naujoks (Jamila) und Adil El Bouamraoui (Kerim) eindringliches Theater. Sie überzeugten gleichermaßen schauspielerisch in wechselnden Rollen wie gesanglich.

Souverän passte das Trio die vergleichsweise wenigen Requisiten den in schneller Folge wechselnden Szenen an. Das anschauliche Bühnenbild mit der Weltkarte im Hintergrund sorgte für zusätzliche Verständnishilfen. "SOS for Human Rights" ist nicht als pure Unterhaltung konzipiert. Dazu ist das Thema Flüchtlingselend viel zu heikel. Das erzieherische Element tritt offen zutage. In die Handlung hinein verwoben sind Erläuterungen zu geografischen und politischen Zusammenhängen, die in der Überzeugung gipfeln: "Europa ist eine Festung." Eine Botschaft lautet: Auch die Steuerpolitik ist darauf angelegt, die Grenzen dichtzuhalten und Emigranten möglichst vom gelobten Kontinent fernzuhalten. Die fünf Lieder des Stücks, darunter die Titel "Abgeschoben – weggeworfen" und "Den Tod geseh’n" drücken die Ängste der Emigranten aus. Abschließend hatten die Besucher Gelegenheit, im Gespräch mit den Schauspielern und Vertretern des Theaters Inhalt und Ziele der Aufführung zu vertiefen.