Die guten Trainingsleistungen nicht wie erhofft im EM-Wettkampf umsetzen konnte Sandra Mast von der BSG Freudenstadt bei den Behinderten-Titelkämpfen in Wales. Foto: Schwark Foto: Schwarzwälder-Bote

BehindertensportSandra Mast bei IPC-Europameisterschaft in Swansea auf Rang sieben

Von Arno Schade

46 Medaillen hat die deutsche Mannschaft bei den IPC-Leichtathletik-Europameisterschaften der Behinderten in Swansea gewonnen, und bei den kontinentalen Titelkämpfen in Wales in der Medaillenwertung den vierten Platz hinter Russland, der Ukraine und Großbritannien belegt. Edelmetall hatte im Vorfeld der EM auch Sandra Mast (BSG Freudenstadt) angepeilt, aber am Ende reichte es nur zum siebten Platz.

Zum Knackpunkt des Wettkampfs in der Wettkampfklasse F20 der geistig behinderten Kugelstoßerinnen wurde aus Sicht von Sandra Mast bereits der erste Versuch. Mit sehr guten Trainingsleistungen und der Hoffnung auf eine Weite im Bereich des von ihr gehaltenen deutschen Rekords (11,61 m) angereist, landete das Gerät schon bei 10,94 m und damit unter der zuletzt bei vielen Wettkämpfen im Nichtbehindertenbereich regelmäßig überbotenen 11-Meter-Grenze. "Danach war ein Bruch im Wettkampf und davon hat sie sich offensichtlich nicht mehr erholt", so ihr Vater und der zusammen mit Mutter Ursula auch als Trainer fungierende Helmut Mast. Beide waren in Swansea diesmal nicht vor Ort, hielten sich aber über einen Liveticker immer aktuell auf dem Laufenden.

Dazu erhielten sie anschließend Informationen von der DBS-Blocktrainerin Sandra Heinischen, die wie bei den Paralympics 2012 in London Sandra Mast vor Ort direkt betreute. Sie sah im zweiten Durchgang zwar eine minimale Steigerung auf 10,96 m, die zu diesem Zeitpunkt Rang sechs bedeuteten. Nach einem weiteren Stoß auf 10,69 m folgten zwei ungültige Versuche. Mit ihren 10,88 m aus dem sechsten und letzten Durchgang konnte Sandra Mast die in der Zwischenzeit an ihr vorbei gegangenen Griechin Valasia Kyrgiovanaki (11,37 m) aber nicht mehr gefährden.

"Es ist schade, dass sie ausgerechnet bei den beiden wichtigsten Wettkämpfen der Behinderten in diesem Jahr, wie auch schon bei der deutschen Meisterschaft in Berlin, nicht an die sonstigen Leistungen anknüpfen konnte", so Helmut Mast als erstes Resümee der Saison 2014. Eine Weite von 11,80 m wäre von den Zubringerwerten her eigentlich drin gewesen, schätzt der erfahrene Trainer, der im Hinblick auf zukünftige Aufgaben weiter an der Technik feilen will.

Ab diesem Bereich geht es vermutlich auch bei der kommenden Weltmeisterschaft 2015 in Doha und anschließend bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro bei den Kugelstoßerinnen der F20-Klasse um Edelmetall. In Swansea übertrafen alle drei Medaillengewinnerinnen die 12-Meter-Marke. Dabei setzte sich in einem äußerst spannenden Wettkampf die Ukrainerin Anastasiia Mysnyk mit der neuen persönlichen Bestleistung von 12,73 gegen Antonia Baranova (Russland, 12,69 m) knapp durch. Auch Platz drei ging durch Svitlana Kudelya (12,25 m) an die Ukraine; für die portugiesische Mitfavoritin Ines Fernandes blieb mit 11,62 m der undankbare vierte Platz.

Mit der Medaillenausbeute der 32 deutschen Behinderten-Leichtathleten bei der IPC-EM (14/17/15) generell zufrieden zeigte sich Cheftrainer Willi Gernemann; man habe nicht nur die Pflicht erfüllt, sondern sogar eine größere Kür gezeigt. Überzeugt hätten auch die neuen Athleten im Team und einige hoffnungsvolle Junioren. Sie eröffneten neben etablierten Kräften, wie dem zuletzt durch seinen spektakulären Erfolg bei den deutschen Meisterschaften und die darauf folgende Diskussion um die vermeintlichen Vorteile durch seine Prothese stark in den Schlagzeilen befindlichen Weitspringer Markus Rehm, im Hinblick auf die Paralympics in Brasilien gute Perspektiven.

Einen noch härten Kampf um einen Platz im deutschen Team erwartet auf diesem Hintergrund auch Helmut Mast. Bevor man sich darauf ab dem Wintertraining wieder konzentriert vorbereiten werde, wird es für Sandra Mast noch einige Starts bei kleineren Wettkämpfen im September geben; "dann aber vermutlich eher mit dem Diskus, in dieser Disziplin ist sie derzeit besser drauf."