Die imposante Halle des Schwarzwälder Reitervereins in Freudenstadt: Nach vielen Querelen soll jetzt wieder Ruhe in den Verein kommen. Foto: Schwenk

Streitigkeiten mit Ex-Vorsitzendem am runden Tisch beigelegt. Einigung über Darlehensrückzahlung.

Freudenstadt - Mehr als vier Jahre lang trafen sich der Schwarzwälder Reiterverein und sein ehemaliger Vorsitzender Thomas Wirth immer wieder vor Gericht: in gleich zwei Verfahren. Beide Male unterlag der Verein. Nun setzte man sich an einen Tisch und fand eine außergerichtliche Einigung.

Eine Einigung, ohne die der Verein vor dem finanziellen Aus stünde, wie Meta Proß ausführt. Seit über einem Jahr steht Proß an der Spitze des Reitervereins. Der, sagt die Vorsitzende, habe nun die Chance auf einen Neuanfang.

Ein Neuanfang, den ausgerechnet der Mann dem Verein einräumt, der auf dem Reiterhof in den vergangenen Jahren wenig gelitten war: Thomas Wirth. 2006 hatte der renommierte Springreiter den Vorsitz übernommen. 2011 warf er nach Querelen um die Art der Vereinsführung schließlich frustriert das Handtuch.

Was folgte, erinnert sich Wirth, waren persönliche Anfeindungen. Die gipfelten in einer denkwürdigen Hauptversammlung nebst Vorstandswahlen: In Abwesenheit wurde Wirth die Entlastung verweigert. Die Vorwürfe wogen schwer: Wirth habe Unterlagen und Kassenbelege widerrechtlich einbehalten, habe nicht zum Wohl des Vereins gewirtschaftet.

Anschuldigungen, die unter anderem auf zwei Verträgen zwischen Wirth und dem Reiterverein fußten. Zum einen hatte Wirth dem Verein zwecks Erneuerung des Reithallendachs ein Darlehen gewährt. Das wurde vertraglich geregelt. Die neue Dachfläche mietete der damalige Vorsitzende dann an, um darauf eine Photovoltaikanlage zu installieren. Diese Verträge, sagt Wirth, habe der neue Vorstand angefochten, die Rückzahlung des Darlehens eingestellt und seinerseits 44 000 Euro eingefordert. Man habe ihm Untreue und Unterschlagung vorgeworfen. Wirth wiederum verklagte den Verein auf Rückzahlung des Darlehens.

Vor einiger Zeit legte das Gericht die Angelegenheit zu den Akten. Ergebnis: Die Vorwürfe gegen Wirth sind vom Tisch, die Verträge haben Bestand. Was Proß, die vor etwa anderthalb Jahren zum Reiterverein stieß, nicht wundert: "Im Nachhinein muss man sagen, der Verein hatte keinerlei Handhabe."

Nichtsdestotrotz stand die Vorsitzende nun vor einem neuen Problem: Aus dem 140 000 Euro Darlehen Wirths waren durch die während der Prozessjahre aufgelaufenen Zinsen zwischenzeitlich 170 000 Euro geworden. Die sollte der Verein nun zurückzahlen. "Das Geld hatten wir nicht und keine Bank wollte uns unter die Arme greifen." Wohl auch, meint Proß, wegen der unsteten Vorgeschichte des Vereins. In den letzten Jahren wechselten die Vorsitzenden in rascher Abfolge, finanziell stand der Reiterverein mehrmals dicht am Abgrund.

Die Lösung brachte schließlich ein Gespräch am runden Tisch. Auf Vermittlung des Vorsitzenden des Reitvereins Pfalzgrafenweiler, Reinhold Kuch, konnte unter Mitwirkung von Sportkreispräsident Alfred Schweizer ein für beide Seiten gangbarer Weg gefunden werden. Der sieht aus wie folgt: Der Verein zahlt das Darlehen über zehn Jahre in Raten ab, der Zinssatz wird halbiert. Das Wirth sich aller Querelen zum Trotz darauf eingelassen habe, "dafür können wir dankbar sein", betont Proß. Hätte der Verein diesen Schritt früher gemacht, meint sie, hätte dass jede Menge Ärger erspart. Von den Prozesskosten einmal ganz abgesehen.

Nun, sagt Proß, habe der Reiterverein eine Grundlage für den Neuanfang. Aktuell habe der Verein 102 Mitglieder, 23 der 35 Mietboxen seine belegt. Freitags gibt es eine Voltigiergruppe, 16 Kinder machen dort derzeit mit. Klassischen Reitunterricht könne der Verein jedoch nicht anbieten. Dafür brauche es einen hauptamtlichen Reitlehrer, das geben die angespannten Finanzen des Vereins nicht her.

Große Sprünge, macht Proß deutlich, kann sich der Reiterverein in den nächsten Jahren nicht leisten. Stattdessen gelte es, den Fortbestand der Anlage zu sichern, nach und nach den Sanierungsstau zu beheben und den Reitverein wieder auf Vordermann zu bringen. Eventuell, sagt die Vorsitzende, werde es ja auch wieder größere Turniere auf dem "Schwarzwälder" geben.

Und Wirth? Der hofft, dass nun Schluss ist mit den Anfeindungen. "Ich habe nicht erwartet, dass jemand ›danke‹ sagt. Aber dieser Rufmord war unterste Schublade."