So soll der Zapfen-Turm auf der Alexanderschanze einmal aussehen. Foto: Stadt Freudenstadt

Alexanderschanze bekommt Aussichtsturm. Hitzige Debatte. Kosten liegen bei rund 600.000 Euro netto.

Freudenstadt - Die Alexanderschanze bekommt einen Aussichtsturm. Das hat der Gemeinderat nach langer und hitziger Debatte bei 13 Stimmen dafür, zehn Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen.

Sie sei selbst anfangs kritisch gewesen, aber jetzt überzeugt, dass Freudenstadt den Turm für den Tourismus brauche, sagte Bürgermeisterin Stephanie Hentschel, die den Tagesordnungspunkt in der jüngsten Gemeinderatssitzung leitete. Oberbürgermeister Julian Osswald hatte sich als Vorsitzender des Fördervereins Wildtierpark für befangen erklärte.

Rudolf Müller, Leiter des Amts für Stadtentwicklung, legte sich ins Zeug, um den Räten den Turm schmackhaft zu machen. Er verwies unter anderem darauf, dass die Tannenzapfen-Form des Turms so gut gefallen habe, dass Vertreter der Nationalparkverwaltung das Planungsbüro gefragt hatten, ob Modelle des Turms auch an den überörtlichen Eingängen des Nationalparks aufgestellt werden könnten.

Carola Broermann (CDU) sagte, es sei wichtig, die Schwarzwaldhochstraße wieder attraktiver zu gestalten, die Besucherströme sollten mit dem Turm auch nach Freudenstadt umgelenkt werden. Der Turm sei ein Alleinstellungsmerkmal. Auch die Tatsache, dass man mit dem Auto zu ihm fahren könne, gefalle ihr. Sie sprach von einem Traum, den Freudenstädter Turm über eine Brücke mit dem Buchkopfturm auf Oppenauer Gemarkung zu verbinden.

Anders sah es Wolfgang Tzschupke (FWV). Ihm missfiel, dass von Weißtanne zu Douglasie als Baumaterial gewechselt worden war. Zudem warf er der Verwaltung vor, bei den Kosten Nebelkerzen zu werfen, zum einen fehlten in der Auflistung der Kosten der Blitzschutz, zum anderen sei es so dargestellt, als betrage der Anteil der Stadt, lediglich 130 000 Euro, aber das Vermächtnis eines verstorbenen Unternehmers gehöre ja auch der Stadt.

Dem widersprach Müller heftig. Das Projekt sie so gut geplant, wie kaum ein anderes seit 20 Jahren, betonte Müller. Auch sei die Verwendung des Geldes für den Turm durchaus im Sinne des Unternehmers.

Auch Anita Zirz (SPD) wünschte sich mehr Transparenz bei den Kosten. Sie wies darauf hin, dass der Förderverein sich eigentlich das Ziel gesetzt habe, einen Wildtierpark zu schaffen, nicht einen Turm zu bauen.

Sorge wegen hoher Folgekosten

Hermann John (FWV) wurde grundsätzlich. Er forderte, dass der Oberbürgermeister endlich Mitglied im Nationalparkrat werden sollte, immerhin trage Freudenstadt die Hauptverkehrslast des Nationalparks. Er glaube, dass die Folgekosten wesentlich höher ausfallen. Außerdem stünden mit dem Grünprojekt, dem Langenwaldsee und dem Campus weitere Kosten ins Haus.

Sie tue sich schwer mit der Entscheidung, sagte Beate Gaiser (FWV). Sie hätte den Wildtierpark gerne als Erstes gesehen, sagte sie. Das locke mehr Familien mit Kindern an. Fraktionskollege Friedrich Volpp nannte das Projekt "absoluten Schwachsinn" und prophezeite, dass der Turm spätestens in zehn Jahren generalsaniert werden müsse. Beate Gernsheimer (FWV) bezeichnete das Projekt als Hypothek für kommende Generationen. Reinhard Klumpp (CDU) erwiderte, der Turm könne, wenn das Holz frei bewittert sei, 100 Jahre alt werden.

Bärbel Altendorf-Jehle (BA) lobte den Einsatz Rudolf Müllers für den Turm. Sie sei sich vorgekommen, wie auf einer Tupper-Party, sagte sie, bevor sie eine Stellungnahme der BA-Fraktion verlas. Die sprach sich geschlossen gegen das Projekt aus. Ein Argument war dabei, dass der Turm den "Vorbeifahrt-Tourismus" fördere.

"Diese Miesmacherei hat der Turm nicht verdient", empörte sich Günter Braun (SPD). Wenn der Gemeinderat diesen tollen Turm nicht wolle, habe er ihn auch nicht verdient. Andreas Bombel (CDU) führte vor allem den Werbeeffekt ins Feld. Der Turm sei zudem ein gutes Beispiel für gelungene Architektur.

■Von der ursprünglichen Weißtanne als Baumaterial für den Turm sind die Planer inzwischen abgerückt. Dafür haben sie Douglasie ins Spiel gebracht. Aber ganz fest sei das auch noch nicht, sagte Rudolf Müller, Leiter des Amts für Stadtentwicklung.

■Der 30-Meter-Turm soll auf einer kleinen Aufschüttung stehen, damit die oberste Plattform genau auf 1000 Meter über Normalnull liege. Statt dem doppelten "Treppenhaus" soll es ein einfaches geben, mit Ausweichmöglichkeiten auf den Plattformen. Sogar ein Fahrstuhl soll in dem Treppenschacht möglich sein, sagte Müller.

■Die Kosten liegen laut Müller bei rund 600 000 Euro netto. 318 000 Euro fließen aus dem Leader-Programm in das Projekt, 50 000 Euro haben Sponsoren gespendet. Ein Geldvermächtnis in Höhe von 100 000 Euro, das die Stadt bekommen hat, soll ebenfalls für den Bau verwendet werden. Der Wirtschaftsplan Tourismus wird mit rund 130 000 Euro belastet. Die Mehrwertsteuer macht 100 000 Euro aus.

■Man habe sich mit dem Finanzamt geeinigt, und die Wartungskosten ließen sich mit der Kurtaxe bestreiten, sagte Müller. In den ersten zehn Jahren würden sie zwischen 3000 und 5000 Euro pro Jahr liegen, danach bei etwa 12 000 Euro.

■Der Förderverein Wildtierpark wird der Bauherr sein, für die Verkehrssicherung wird die Stadt zuständig sein. Das Grundstück soll dem Verein in Erbpacht zur Verfügung gestellt werden. Die ForstBW hat sich zu dem notwendigen Grundstücktausch bereiterklärt.

■Ein Baubeginn nach der Sommerpause ist laut Stadtverwaltung realistisch. Bis Pfingsten 2018 könnte der Zapfen-Turm fertiggestellt sein.